Die Muslime sehen den Koran als das Wort Gottes an, das von Mohammed empfangen wurde. Der Koran hat zentrale Bedeutung im Islam, genau so wie die Thora für das Judentum. Es werden Textstellen aus dem Koran auswendig gelernt, die beim täglichen Gebet rezitiert werden.
Der Koran ist außerdem eine der beiden Hauptquellen des islamischen Rechts. Die 2. Quelle ist bei den Sunniten die Sunna des Propheten und bei den Schiiten die Urteile der Imame.
Verstehen kann man den Koran eigentlich erst durch die Auslegung. So wird im Koran z.B. nicht erwähnt, dass der Text Offenbarungen an Mohammed enthält.
Seit der Einführung des Korans hat man ihn auch ausgelegt. Die Auslegung des Korans wird tsafir
bezeichnet. Die früheste bedeutende Koranauslegung geht auf Al-´Tabari (gestorben 923) zurück. Er ordnet den Versen des Korans verschiedene Auslegungen früherer und zeitgenössischer Gelehrter in Bezug auf Vokalisierung, Grammatik, Wortkunde, Ethik und Moral zu. Zu den Meinungen dieser Gelehrten gibt Al-Tabari keinen Kommentar. Nur manchmal sagt er, welche er besser findet.
Viele Auslegungen versuchen, Rückschlüsse auf die Anlässe der Offenbarungen zu ziehen. Man bezieht einzelne Textstellen auf Ereignisse im Leben Mohammeds. Es wird also ein Bezug vom Korantext zum Leben Mohammeds hergestellt.
Ein großer Teil der Auslegungen beschäftigt sich mit den "Anlässen der Offenbarungen". Die einzelnen Verse und Versgruppen werden auf das Leben Mohammeds bezogen. Diese gelten als Offenbarungen, die mit bestimmten Begebenheiten in seinem Leben in Verbindung gebracht werden. Somit wird der Text so gedeutet, als habe er einen unmittelbaren Bezug zum Leben Mohammeds, und sei daher gleichzeitig von universaler und zeitloser Bedeutung.
Nichtmuslimische Gelehrte vertraten die Auffassung, dass es sich bei Einzelheiten aus dem Leben Mohammeds um Ausschmückungen bestimmter Koranverse handele, und zogen so Parallelen zum Midrasch, in der die Erzählungen von biblischen Gestalten anhand von Geschichten veranschaulicht wurden.
Die traditionelle orthodoxe Auslegung spiegelte oft Abweichungen und Entwicklungstendenzen im Islam wider. Die schiitische Auslegung bestimmter Verse unterschied sich oft grundlegend von der sunnitischen; so findet sie in den Koranversen Hinweise zum besonderen Status von Ali ibn Abi Talib und dem der Imame. Heute interpretieren sowohl die Fortschrittlichen als auch die Fundamentalisten den Koran in ihrem eigenem Sinne.
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