In Abendroths Gesellschaftstheorie, die antagonistische(unauflösliche) Klassengesellschaft, lehnt er sich sehr stark an die Ansichten Marx an. Man kann sogar sagen, dass er einer der wenigen Soziologen ist, der für Marx eine Lanze bricht. Um seiner Theorie noch stärkeren Rückhalt zu geben klammert er die Bauern aus seinen Betrachtungen aus, denn ohne Bauern ist das Verhältnis Erwerbstätiger - Kapitalbesitzer 5:1 und mit Bauern nur 4:1. Heute kann man sagen, dass diese Annahme durchaus gerechtfertigt war, da die Anzahl der Bauern in Deutschland seit 1967 enorm abgenommen hat. Die heutige Anzahl der Bauern ist so gering, dass man sie wie Abendroth es schon damals tat, auch heute aus den Betrachtungen ausschließen kann. Abendroth geht davon aus, dass die gesamte Macht bei den Kapitalbesitzern liegt und sich die Arbeiter freiwillig unterwerfen müssen, da nur dies ihre einzige Existenzgrundlage ist(Verkauf der Ware Arbeitskraft). Des weiteren haben die Kapitalisten die Macht den gesellschaftlichen Arbeitsprozess zu bestimmen, da sie die Majoritätspakete (Mehrheitsanteile) aller Großbetriebe besitzen, Abendroth sieht den egalitären Mittelstand von Schelsky als ideologisch(nicht real) an, weil die Telhabe am Massenkonsum die Tatsache verschleiert, dass es keinen Mittelstand mehr gibt. Außerdem kann man dazu noch anführen, dass die wirtschaftliche Macht bei den Großkonzernen liegt, denn die gesamten "mittelständischen" und Kleinunternehmen sind von den Aufträgen der Großunternehmen abhängig und fungieren in großem Maße als Subunternehmen. Beispiele dafür sind Pactra und Securitas bei Samsung. Genauso wie Marx sieht Abendroth die Auflösung der Gesellschaftsgegensätze nur durch eine Revolution durch die Arbeiterbewegung für möglich.
Trotz der heutigen Rechtfertigung der Bauernausklammerung kann man sagen, dass dies damals in keinster Weise gerechtfertigt war, da diese einen erheblichen Teil der Bevölkerung ausmachten (etwa 20%). Das Argument, dass der Massenkonsum das Vorhandensein des Mittelstands verschleiert kann als äußerst wage angenommen werden, da sich in der Gesellschaft sehr deutlich Positionen mit mittelständischem Charakter abzeichnen, zum Beispiel (Staatsanwalt, Hotelbesitzer und Lehrer). Auch Hier sind allein 2 Gruppen für die Einteilung der Gesellschaft viel zu undifferenziert. Außerdem kann man sagen, dass der Klassenwiderspruch verschwunden ist . Auch die sozialen Sicherungssysteme, auch wenn sie nur bedingt funktionieren, tragen zu Entschärfung der Radikalisierungsprozesse bei und mindern demzufolge sehr stark das Risiko einer Revolution. Der Wille der Gesellschaft nach sozialem Frieden ist enorm hoch was den Klassenkampf in den Hintergrund rücken lässt und somit einen Angleichungsprozess der Gesellschaft erkennen lässt.
Abschließend kann man feststellen, dass keines der angeführten Systeme vollständig ist und somit auch keine allgemeine Berechtigung haben dürfte. Trotzdem spiegeln die einzelnen Modelle die Situation der Gesellschaft in so unterschiedlicher Weise wieder, dass man einen sehr guten Überblick bekommt und dialektisch(in Gegensätzen denkend) darüber nachdenken kann.
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