Bis zur industriellen Revolution hatten die Kirchen in Europa eine bedeutende Stellung. Der Glaube an Gott war für viele Menschen selbstverständlich, die Gebote der Religion bestimmten das Leben der Menschen.
Zahlreiche Tätigkeiten, die heute in der Zuständigkeit des Staates liegen, wurden von der Kirche wahrgenommen. Z. B. wurde auch das Schulwesen damals von Kirchen geführt und stand unter ihrer Aufsicht.
Im 19. Jahrhundert entstanden innerhalb der christlichen Kirchen als Antwort auf die sozialen Probleme im Übergang zur industriellen Gesellschaft sogenannte christlich-soziale Bewegungen. Maschinelle Produktionstechniken, Arbeitsteilung und Fabriksystem führten zu tiefgreifenden Veränderungen der Wirtschafts- und Sozialstruktur.
Mit dieser Umstrukturierung entstand mit dem Aufkommen des "vierten Standes" von abhängigen Lohnarbeitern, dem sogenannten Proletariat, das Problem deren gesellschaftliche Eingliederung. Von der "Einbürgerung des Proletariats" spricht Franz von Baader, bei dem der Begriff "christlich-soziales Prinzip" erstmals belegt ist (1834).
Die Folgeerscheinungen der Industrialisierung, z. B. Kinder- und Frauenarbeit, Alkoholismus und Pauperismus, sind die Probleme, die zu den wichtigsten, für welche die christlich-sozialen Bewegungen des 19. Jahrhunderts Lösungen suchten.
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