Dass das Bevölkerungswachstum vor allem in den Entwicklungsländern stattfindet hängt davon ab, dass Kinder einen ganz anderen Stellenwert haben, als bei uns. Ein passendes Beispiel dafür ist China.
Bereits um die Zeitenwende war die nordchinesische Ebene das Hauptsiedlungsgebiet der vermutlich 50 bis 60 Millionen Bewohner während der Han-Dynastie. Hatte sich seit dem 10. Jahrhundert der Bevölkerungsschwerpunkt immer mehr nach Südchina verlagert, um 1300 zu Beginn der Yuan-Dynastie wohnten vermutlich 80% der Einwohner im Bereich des Unterlaufs und südlich des Changjiang, so nahm in der Ming-Periode die Bevölkerung in der nordchinesischen Ebene wieder zu. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts ist nach langer Stagnation ein deutlicher Anstieg der Bevölkerung zu beobachten. Um 1700 lebten vermutlich 100 Millionen Menschen in China, ein Jahrhundert später waren es bereits 300 Millionen.
Während sich zwischen 1700 und 1800 die Ackerfläche nur knapp verdoppelte, trotz Neulanderschließungen entlang des Changjiang und Hanflußes und in Nordostchina, verdreifachte sich die Bevölkerungszahl. Im 18. Jahrhundert wanderten Chinesen trotz Einwanderungsverbots in die Mandschurei oder sie besiedelten die großen Flussläufe aufwärts. Aus den dicht besiedelten südost- und südchinesischen Provinzen Fujian und Guangdong wanderten Tausende von Bauern nach Taiwan; andere emigrierten nach Südost-Asien. Bereits damals führten Übernutzung und Abholzung zu schweren ökologischen Schäden. Bis 1850 stieg die Einwohnerzahl auf ca. 413 Millionen, dadurch verschärfte sich der ländliche Bevölkerungsdruck. Die Wanderungswellen erreichten im Verlauf des 19. Jahrhunderts Tibet und Xinjiang, das 1885 Provinz wurde. Die Migration nach Jilin und Heilongjiang verstärkte sich trotz des Einwanderungsverbots der Qing-Regierung. Taiwan nahm neue Einwanderungsströme auf; in Singapur sah sich die Qing-Regierung genötigt, 1873 ein Konsulat zu eröffnen, um eine gewisse Kontrolle über die etwa eine halbe Million Chinesen in Singapur zu haben. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts setzten auch die ersten großen Auswanderungen nach Amerika ein; Anstoß gaben die Goldfunde 1848/49 in Kalifornien.
Mitte der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde, wie bereits im 19. Jahrhundert, erneut der hohe ländliche Bevölkerungsdruck bei begrenzter Fläche beklagt und von einer ökologischen Krise gesprochen, wie zum Beispiel Überschwemmungen, Entwaldung und Bodenerosion.
Seit Mitte der dreißiger Jahre hat sich die Bevölkerungszahl Chinas mehr als verdoppelt und die schon damals beklagten durchschnittlichen Dichtewerte sind von 48 auf 133 Einwohnern pro km² gestiegen. Heute ist China der einwohnerreichste Staat der Erde. Jährlich wächst die Bevölkerung um 16 Millionen Menschen- doppelt so viel, wie Österreich Einwohner zählt. Ab den 70er-Jahren verfolgt China eine strenge Familienplanungspolitik, deren Ziel eine Ein-Kind-Familie ist, um so das enorme Bevölkerungswachstum einzubremsen. Das Bevölkerungswachstum konnte dadurch zwar von 2,4% auf 1,2% verringert werden, die Maßnahmen, die diese Entwicklung bewirkt, sind aber nicht unproblematisch.
China wird auch in Zukunft mit erheblichen demographischen Problemen konfrontiert sein. Trotz des Rückgangs der Gesamtfertilität ist die Bevölkerung Chinas im 20. Jahrhundert gewachsen und sie wird es, auf Grund des demographischen Trägheitseffektes, noch für einen erheblichen Zeitraum tun. Nach den Ergebnissen der chinesischen Zensen lebten
· 1953: 594,4 Millionen,
· 1964: 694,6 Millionen,
· 1982: 1008,2 Millionen und im Jahr
· 2000 1265,8 Millionen Menschen in der Volksrepublik.
Chinas Bevölkerungszahl wird bis zum Jahr 2050 schätzungsweise noch auf 1,4 bis 1,5 Milliarden Menschen ansteigen und erst dann ein Maximum erreichen.
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