Beim chemìschen Abtragen setzt sich der Werkstoff unter direkter Reaktion mit dem Wirkmedium in eine Verbindung um, die flüchtig oder mindestens leicht entfernbar ist. Dafür ist oft die Zuführung einer Reaktionswärme erforderlich. Dann können die Verfahren auch unter \"Thermisch-chemisch\"
eingeordnet werden. Werkstük oder/und Medium sind elektrisch nichtleitend. Verfahrensbeispiel: Glasätzen.
Abbrennen (Thermisch-chemisches Verfahren; TCM)
- Vorgang:
Das Werkstück wird einer kurzzeitig vorhandenen Temperaturspitze von bis zu 3500 °C ausgesetzt (d.i.thermisch). Partien mit großer Oberfläche bei kleinem Volumen, z.B. Grate oder Späne, verbrennen bei dieser Entzündungstemperatur in Sauerstoffüberschuß (d. i. chemisch).Je kleiner das Verhältnis Oberfläche zu Volumen ist, desto mehr geht das Verbrennen in Schmelzen über. Die kompakten Werkstückanteile werden nicht beeinflußt. weil die Wärme so kurzzeitig auffritt, daß sie nur wenig in das Teil eindringen kann und dann rasch in das Volumen abfließt.
Wegen der faktischen Begrenzung auf Entgraten wird das Verfahren im deutschsprachigen Raum auch \"Thermische Entgratmethode\" (TEM) oder \"Explosionsentgraten\" genannt.
- Technik
Die Werkstücke werden ungeordnet, geordnet oder in Haltevorrichtungen auf einen sog. Schließteller gebracht. Dieser wird hydraulisch (manchmal mechanisch) innerhalb einer Maschine gegen eine zylindrische Entgratkammer hochgedrückt und schließlich dadurch gasdicht.
BILD 1
Über einen Mischblock wird hydraulisch (wegen der gewünschten Verdichtung) ein Sauerstoff-Brennstoffgemisch (etwa 1:1) in die Kammer gedrückt und dann gezündet. Als Brenngas verwendet man : Wasserstoff,Methan od. Erdgas (letzters aus dem Netz, darum wird es verdichtet).
Das Gasgemisch hüllt das Werkstück überall, auch innen und an unzugänglichen Stellen ein.Durch die Zündung erfolgt die Verpuffung des Brenngases innerhalb von 10-20ms, so daß die Werkstücke nur auf < 150 °C erwärmt werden.Die dünnen Grate erreichen jedoch Entzündungstemp. Und verbrennen.
Dieser Vorgang läuft solange ab, wie Sauerstoff vorhanden ist nd keine Abkühlung durch zu große
Querschnitte stattfindet. Gewindespitzen werden deshalb nicht angegriffen. Die entstandenen
Oxide schlagen sich auf der Werkstückoberfläche nieder. Die Oxidschicht wird nachfolgend in
einem phosphorsäurehaltigen Bad behandelt. Bei Eisenwerkstoffen entsteht dabei eine korro-
sionsschützende Phosphatschicht. Diese Behandlung entfällt bei Stahl und bei Werkstücken die
später galvanisiert oder lackiert werden, z. B. meist bei Zink und Aluminium.
ie Entgratkammer hat eine Absaugung. Die ganze Anlage ist schallisoliert. Damit das Beladen die
Taktzeit von < 60 Sekunden nicht verlängert, ist in der Regel ein Rundschalttisch integriert, auf dem
fünf oder sechs Schließteller lagern.
- Anwendung
Mit TEM zu behandelnde Werkstoffe sind üblicherweise: Stahl und Grauguß, Zink, Aluminium,
Kupfer-Zink-Legierung. - Grate, die von der Zerspanung oder vom Gießen herrühren, werden
entfernt, Kanten werden verrundet (beircrassivem Stahl r 0,5 mm). Der Aufwurf vom Bohrereintritt wird wesentlich verringert. Bei Druckguß werden Formteilungsgrate mit dickem Fuß stark abgeflacht.
Da das Verfahren auch an verdeckten Stellen sicher arbeitet und keine Späne übrig läßt,ist es bei funktions- und sicherheitsrelevanten Werkstücken gefordert.
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