Der Begriff Alkohol steht in der Umgangssprache für Ethanol oder Ethylalkohol, also jene Substanz, die in Spirituosen enthalten ist. Alkohol (Ethanol) unterscheidet sich daher von anderen zentral dämpfenden Substanzen darin, dass er vorwiegend als Genussmittel (wie z.B. auch Coffein) verwendet wird, was die Häufigkeit seines Gebrauchs natürlich drastisch ansteigen lässt.
7.1. Pharmakologie des Alkohols
a) Resorption:
Als wasser- und fettlösliche Substanz diffundiert Alkohol leicht durch biologische Membranen, daher wird er schnell und vollständig vom gesamten Magendarmtrakt resorbiert.
Die Resorptionsgeschwindigkeit hängt von versch. Faktoren ab. Ein leerer Magen zum Beispiel resorbiert bereits etwa 20% einer eingenommen Alkoholdosis. Der Rest wird erst im Dünndarm abgebaut. Da ein voller Magen sich gegenüber eines leeren erst wesentlich später entleert, setzt die Resorption im Dünndarm später ein. Folglich steigt der Blutalkoholgehalt deutlich langsamer, wenn gerade ein große Mahlzeit verdaut wird.
a) Verteilung:
Nach der Resorption verteilt sich Alkohol gleichmäßig in allen Geweben und Körperflüssigkeiten, was eine große Gefahr darstellen kann. Nicht einmal die
Blut-Hirn-Schranke vermag es ihn aufzuhalten.
Ebenso ungehindert gelangt Alkohol vom Blut einer schwangeren Frau in das Blut des Foetus. Der fetale Blutalkoholgehalt erreicht dasselbe Niveau wie der der Mutter. So kann Alkoholkonsum während der Schwangerschaft zu schweren angeborenen Defekten beim Kind führen, da das Gehirn in seiner Entwicklung geschädigt wird
(=fetales Alkoholsyndrom).
c) Ausscheidung:
Nur etwa 5% einer Konsumierten Alkoholmenge gelangen unverändert wieder aus dem Körper (hauptsächlich über die Lunge →"Fahne"). Der größte Teil wird von Enzymen Alkoholdehydrogenase und Aldehyddehydrogenase, die vor allem in der Leber aktiv sind, abgebaut. Diese wandeln Alkohol unter Freisetzung von Energie in CO2 und H2O um.
Schritte des Abbaus:
Ethanol→ Acetaldehyd→ Essigsäure→ CO2 + H2O
Der Abbau in der Leber ist nicht konzentrationsabhängig, sondern verläuft zeitlich
Linear. Der Stoffwechsel eines Erwachsener baut pro Stunde ungefähr 10ml reinen Ethanol ab. Das ist etwa die Ethanolmenge die in 0.2l Bier enthalten ist. Trinkt man also nicht mehr als einen Pfiff pro Stunde, bleibt der Alkoholspiegel im Blut relativ konstant. Natürlich wird die Metabolisierungsgeschwindigkeit von versch. Faktoren beeinflusst, die klinisch nicht signifikant sind.
7.2. Pharmakologische Wirkung
Die wichtigste pharmakologische Wirkung des Alkohols ist eine zunehmende und
reversible Dämpfung zentralnervöser Funktionen:
a) Atmung:
Die Atmung wird bei geringer Dosis stimuliert, bei weiterer Dosissteigerung jedoch immer stärker gehemmt. Bei hohem Blutalkoholspiegel tritt Atemlähmung und der Tod.
b) antiepileptische Wirkung:
Alkohol wirkt zwar antiepileptisch, wird zu diesem Zweck in der Medizin jedoch nicht verwendet. Umgekehrt können aber bei Entzug nach chronischem Alkoholkonsum Übererregbarkeit und sogar epilepsieartige Anfälle auftreten.
c) Herz & Kreislauf:
Unter der Wirkung auf Herz und Kreislauf ist zunächst die Erweiterung der Hautblutgefäße zu nennen, welche zu einem subjektiven Wärmegefühl führt. Jedoch wird mehr Wärme abgegeben, was eine Senkung der Körpertemperatur zur Folge hat.
Es ist also sinnlos, wenn nicht sogar gefährlich, bei kaltem Wetter Alkohol zu trinken um sich warm zu halten.
Langzeitiger Alkoholkonsum steht in Verbindung mit Herzmuskelerkrankungen, die schließlich zu Herzversagen führen können. Andererseits wurde in Studien festgestellt, dass tägliche Einnahme geringer Mengen (z.B. ¼l Rotwein) das Risiko von Herzkrankheiten senken kann.
d) kein Aphrodisiakum:
Wie alle dämpfenden Substanzen ist auch Alkohol kein Aphrodisiakum. Er führt zwar zunächst zu psychischer Enthemmung, doch wird die sexuelle Leistungsfähigkeit durch die dämpfende Wirkung des Alkohols beeinträchtigt.
e) Beeinträchtigung motorischer & intellektueller Fähigkeiten:
Die wohl auffallendste zentralnervös dämpfende Wirkung des Alkohols ist eine je nach Dosis höhere oder niedriger Beeinträchtigung der motorischen und intellektuellen Fähigkeiten des Menschen. Weiters schwinden Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit. Diese Wirkung wird bei Kombination von Alkohol mit Sedativa noch um ein Vielfaches angehoben.
7.3. Psychische Wirkung
Die kurzzeitigen psychischen und verhaltensbeeinflussenden Wirkungen des Alkohols beschränken sich hauptsächlich auf das Zentralnervensystem.
Wirkung des Alkohols in Beziehung mit der Blutalkoholkonzentration:
7.4. Nebenwirkungen & Toxität
Bei akutem Alkoholmißbrauch entsteht ein reversibles substanzbedingtes Psychosyndrom, welches sich in Form von Bewußtseinstrübung, Desorientiertheit, fehlender Urteilsfähigkeit, Amnesie und eingeschränkten intellektuellen Fähigkeiten zeigt.
Bei starkem Trinken kann es zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen kommen.
Die schwerwiegendste physiologische Langzeitfolge ist ein Leberschaden. Die
Leberzirrhose ist offenbar auf eine alkoholbedingte Störung der körperlichen Immunfunktionen zurückzuführen, was den immunsuppressiven Effekt von Ethanol
bestätigt.
Überdies kann Alkohol bei Langzeittrinkern Nervenzellen irreversibel zerstören, wodurch bleibende psychische Schäden entstehen.
Zudem kann auch noch der Verdauungstrakt von der schädlichen Wirkung des Alkohols betroffen sein, was sich meist in Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse), chronischer Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut) und Magengeschwüren äußert.
Weiters ist nachgewiesen worden, dass Alkohol die Wirkung kerbsbegünstigender Substanzen stark erhöht. Er erhöht das Krebsrisiko vor allem im Mund- und Rachenbereich (in Verbindung mit Tabak kommt es nicht selten zur Ausbildung eines Mundboden-Karzinoms).
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