Das Pferd ist ein Herden- und Fluchttier:
Es lebt mit in einer Rangordnung, bei dem das höchste Tier - das Alphatier, der Anführer ist, und sich alle anderen Tiere zu unterwerfen haben.[20]
Den Stuten steht der größte Schutz zu, welche in der Mitte der Herde gehalten werden, die Junghengste stellen die Wachposten dar, sie kreisen die Stuten in einem für sie respektablen Abstand ein. Die älteren dominanten Hengste achten darauf, dass der Abstand eingehalten wird. Droht Gefahr, signalisieren die Junghengste durch ein schrilles Wiehern die Feinde und alarmieren so die ganze Herde, welche in Panik versetzt wird und sich so schnell wie möglich in Bewegung setzt. [21]
Es liegt in der Natur der Pferde, dass sie auf Ungewöhnliches, Neues oder Gefährliches mit Flucht reagieren, hat es jedoch Vertrauen zu seinem Alphatier -
welches nun der Mensch oder das Ranghöchste Pferd sein kann, so gehorcht es ihm in so einer Situation.[22]
Bei gezähmten Pferden ist es wichtig, dass der Mensch Vertrauen zu dem Pferd aufbaut. Das Pferd erwartet von "seinem" Menschen, dass es beschützt und umsorgt wird.
Es ist wichtig, dass wir verstehen, dass das Pferd nach seinem Instinkt handeln und dass es kein Mensch ist, das heißt aber auch, dass es uns nicht immer mit dem Verhalten antwortet, welches wir erwarten würden.
"Die Charakteristika und Instinkte, die die oft in sich widersprüchliche Persönlichkeit des Pferdes ausmachen, rühren fast völlig von seiner Herkunft her und auch im Verlauf der Jahrhunderte blieben sie im Grunde genommen unverändert. In den Tagen seiner Freiheit, vor der Eingewöhnung als Haustier, lauerte hinter jedem Busch und Steinhaufen eine Gefahr. Die Natur stattete das Pferd mit außergewöhnlichen Seh-, Gehör- und Geruchssinn aus, dazu mit einem
höchst entwickelten "sechsten" Sinn und mit der Fähigkeit, sich schnell davonzumachen.
Seine Existenz war aufgeteilt in ständige Futtersuche und Meiden seiner Feinde. Diese tiefverwurzelten Instinkte sind bis heute dieselben geblieben. Zum besseren Verständnis kann man sie in 10 Überschriften unterteilen:
Der Geselligkeits- oder Herdentrieb
Eine Art Sicherheitsinstinkt
Der Mitläuferinstinkt
Festhalten an der Gewohnheit
Faulheit
Aufregung
Nervosität
Angeborene Empfindlichkeit
Der Geist der Zusammenarbeit
Die Eigenschaft Mut" [23]
Wichtig ist es, dass wir, die das Pferd "auf- und erziehen", dem Pferd lehren, dass es uns vertrauen kann. Ein primäres Anliegen der Erziehung von Pferden ist es also, z.B.: die Aufregung unter Kontrolle zu bekommen. [24]
Wir versuchen das Pferd mit unseren Schenkeln und Händen zu beruhigen und ihm zu vermitteln, dass das Objekt, welches für das Tier eine Gefahr darstellt, keine ist. Es soll lernen aufregende Arbeiten in scheinbarer Ruhe auszuführen.
Die Ruhe die das Pferd ausstrahlt, sollte nicht mit Teilnahmslosigkeit gleichgesetzt werden, das Pferd hat Freude an der Arbeit und behält dabei noch sein ausgeglichenes Wesen. Trotz dieser ruhigen Ausstrahlung neigt das Pferd doch zur Nervosität. Wie oben auch schon erwähnt, spielt das Vertrauen wieder eine sehr große Rolle. Der Reiter hat nun die Aufgabe das Pferd mit sanfter Stimme, durch einen festen Sitz und weiche Hand zu beruhigen.
Ist das Pferd dann schon etwas zur Ruhe gekommen, kann man auch versuchen das Pferd dazu zu ermutigen, sich dieses ungewöhnliche Objekt, welches es zuvor nervös gemacht hat beschnuppern und berühren zu lassen.
Das Pferd wird unsere Zusammenarbeit mit ihm nie ablehnen, solange wir das "Training" mit Sensibilität und Ruhe durchführen und es nicht erschrecken oder verletzen. [25]
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