I. sozialistische Lösungsversuche
- gemeinsame Prinzipien aller sozialistischen Lehren und Richtungen bei der Lösung der sozialen Frage
1. Ursache der materiellen, politischen und gesellschaftlichen Ungleichheit ist die Industrialisierung, die zu Arbeitsteilung, Ausbeutung und Unterdrückung geführt hat.
2. Eine grundlegende Änderung dieser Verhältnisse ist nur durch die Schaffung wirtschaftlicher Gleichheit erreichbar durch Gemeinschaftsgeist und Solidarität anstelle von Konkurrenz.
3. Privateigentum an Produktionsmitteln reizt zur Ausbeutung, dient nur der individuell - egoistischen Nutzung.
4. An die Stelle des Ungleichheit erzeugenden Privateigentums muß gemeinsames Eigentum treten.
I.1. Die Frühsozialisten - "utopische Sozialisten"
- Gruppe von englischen und französischen Wissenschaftlern und Unternehmern, die schon in der Frühzeit der industriellen Revolution nach einer Alternative zur bestehenden bürgerlichen Gesellschaft und ihrer ausbeuterischen Wirtschaftsform suchten
- im Unterschied zu späteren sozialistischen Theoretikern blieben sie in Ansätzen stecken und waren noch nicht mit Organisationsformen der Arbeiterbewegungen vertraut
Hauptvertreter und Inhalte des utopischen Sozialismus
Charles Fourier (1772 - 1837)
- sah in der Großindustrie und in der Konkurrenzwirtschaft die Ursache des sozialen Unrechts
- die Alternative sah er in der Errichtung agrarischer und handwerklicher Wirtschaftsgemeinschaften
Henri de Saint Simon (1760 - 1825)
- forderte die Beseitigung der bestehenden Besitzordnung, die Schaffung eines neuen Staatswesens und die gesetzliche Gleichstellung der Arbeiterklasse mit der Besitzklasse
Robert Owen (1771 - 1858)
- englischer Fabrikant
- forderte genossenschaftliches Eigentum an Produktionsmitteln als Lösungsansatz für die soziale Frage an die Herstellung sozialer Gleichheit
Pierre Joseph Prouelhou (1809 - 1865)
- lehnte radikal die bestehende Wirtschaftsordnung ab, bezeichnete Eigentum als Diebstahl, untersuchte die Ausbeutungsverhältnisse, forderte eine gerechte Umverteilung des Besitzes, Arbeiter sollten "besitzende und produzierende Klasse" werden
Louis Blanc (1811 - 1882)
- französischer Radikalsozialist
- wollte die "Anarchie der Produktion" durch die "Organisation der Produktion" überwinden um zu gerechteren Besitzverhältnissen zu kommen
Wilhelm Weitling (1808 - 1871)
- erster Organisator deutscher Arbeiter in Paris "Bund der Gerechten" von den Ideen Saint Simons beeinflußt, entwickelte er eine erste Theorie eines utopischen Kommunismus, Modell einer "materiellen und politischen Gleichheitsgesellschaft"
Moses Heß (1812 - 1875)
- Hauptvertreter eines "philosophischen Sozialismus", zunächst Mitstreiter von Karl Marx, wandte sich später der Idee eines "religiös geprägten Gleichheitsstaates" zu
Verdienste und Grenzen des utopischen Sozialismus
- erkannten als 1. Gruppierung das Problem der sozialen Frage und suchten nach Lösungsmöglichkeiten, ihre Theorien waren nicht wissenschaftlich ausgereift, waren keinesfalls einheitlich und enthielten teilweise Widersprüche (z.B. Rolle des Staates)
- ihr Wirken stand im Widerspruch zu den wirtschaftlichen und politischen Interessen des Bürgertums, die utopischen Sozialisten fanden kaum gesellschaftliche Resonanz
- die Arbeiterklasse war entwicklungsmäßig noch nicht ausgereift
- die utopischen Sozialisten sahen die Arbeiter als Objekt ihrer Bemühungen, sie erkannten nicht, daß die Arbeiterklasse selbst für ihre Interessen kämpfen muß. Die Ideen der utopischen Sozialisten waren jedoch eine Grundlage auf der die Lehren des wissenschaftlichen Sozialismus von Marx und Engels später aufbauten, der modernen Arbeiterbewegung gaben sie wichtige Impulse
I.2. Der wissenschaftliche Sozialismus
Die Theorien von Karl Marx und Friedrich Engels
- in Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Lehren der Zeit konzipierten sie eine Theorie, die ein Entwurf einer besseren Gesellschaft sein sollte
Wissenschaftliche Quellen des Marxismus
- Philosophie des deutschen Philosophen Hegel
- Ideologien des utopischen Sozialismus
- britische Nationalökonomie (Smith, Picard)
Die Hegelsche Philosophie - eine der Hauptquellen des Marxismus
I. biographische Angaben
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 in Stuttgart - 1831 in Berlin)
- bedeutender deutscher Philosoph des 19. Jh.
- im Sinne der humanistischen Aufklärung erzogen
- 1788/93 - Studium der Philosophie und der Religion
- 1793/1800 - Arbeit als Hauslehrer in Bern, Frankfurt/Main
- seit 1801 Lehrtätigkeit an der Universität in Jena
- seit 1805 Professur
- 1802/03 - Herausgabe "Kritisches Journal der Philosophie"
- 1807 - Redakteur der Bamberger Zeitung
- 1808 - Gymnasialrektor in Nürnberg
- 1816 - Philosophievorlesungen in Heidelberg
- 1817 - als Philosophieprofessor nach Berlin berufen
- 1826/31 - Herausgabe der "Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik"
- 1830 - als Rektor der Berliner Universität berufen
Bedeutung:
Hegel prägte bis in die 40er Jahre dominierend die Philosophie in Deutschland in den Bereichen Religions-, Rechts-, Geschichtsphilosophie. Er entwickelte mit der Dialektik eine wissenschaftliche Methode der Untersuchung.
Die Hegelsche Untersuchungsmethode
Hegel begreift Geschichte und Gesellschaftsentwicklung als einen gesetzmäßigen Prozeß in der Einheit um den Kampf der Gegensätze.
Dialektik: philosophische Wissenschaft von den allgemeinen Bewegungs- und Entwicklungsgesetzen der Natur, der Gesellschaft und des Denkens. Sie ist nach den Gesetzen der Logik begründet.
Kerngedanke: 3 Stufen der Negation
z.B. Feudalismus Kapitalismus
feudale Machtverhältnisse Kapitalistische Produktionsweise
Negation Negation der Negation
- für Hegel ist die Dialektik Einheit von Analyse und Synthese
- 3 Grundformen der Dialektik:
- Dialektik des Seins
- Dialektik des Wesens
- Dialektik des Begriffs
1) Wie analysiert Hegel die wirtschaftliche Entwicklung in der bürgerlichen Gesellschaft?
2) Welche Folgen dieser Entwicklung sieht Hegel?
3) Welche Aufgabe ergibt sich für die Gesellschaft?
4) Untersuchen Sie die vermeintlichen Lösungsvarianten Hegels und seine Sicht der Realisierbarkeit!
5) Ziehen Sie einen Vergleich zu den utopischen Sozialisten in puncto Lösung der sozialen Frage! (Gemeinsamkeiten und Unterschiede)
Subsistenz: Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen und selbst zu bestehen
zu 1.:
- ungehinderte Wirksamkeit
- Wachstum der Bevölkerung und der Industrie
- Zusammenhang der Bedürfnisse und deren Drang nach Befriedigung - gedoppelte Allgemeinheit - größter Gewinn
zu 2.:
Folgen sind:
Bereicherung - geistige Vorteile der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber der Arbeiterklasse - Empfindung des Genusses - dem gegenüber Abhängigkeit und Not - führt zum Verlust des Gefühls von Recht, Ehre - nicht bestehen können durch eigene Arbeit - Armut - Pöbel ist gegen Reiche, Gesellschaft, Regierung - er ist arbeitsscheu, leichtsinnig
- Armut bewirkt das Böse - Subsistenz nicht durch Arbeit sondern durch mangelnde Ehre - Kriminalität
- Mangel an Rechten ist zugleich Unrecht der Arbeiterklasse
zu 3.:
Aufgabe der Gesellschaft muß es sein, eine Gleichstellung aller zu erreichen, damit der Arbeiterklasse die Möglichkeit zur Subsistenz und das Gefühl der Ehre zurückzugeben um so die Situation zu verbessern.
zu 4.:
- sozialer Ausgleich
- Arbeitsplätze - Produktion steigt - bewirkt das reicher werden der Reichen und durch weitere Ausbeutung das ärmer werden der Armen - das soziale Gefälle wächst
- genug Reichtum - zu sehr auf zu wenige konzentriert - zu wenig Reichtum
zu 5.:
Beide sehen den Ansatz an lohnender Arbeit
aber: die utopischen Sozialisten sehen Ansatz am ändern des Systems und dann evtl. Realisierbarkeit besserer Arbeit.
Staatliches Eigentum an Produktionsmitteln - alle gleich reich- kein soziales Gefälle - utopisch - kein reales Menschenbild
Die utopischen Sozialisten haben der gesellschaftlichen Schicht des
(Groß-)Bürgertums die Verantwortung für die soziale Frage gegeben, auch Hegel erkennt die Ursache im Bürgertum, hält aber die Arbeiterklasse für noch zu schwach, weil unorganisiert, außerdem setzt er voraus, daß es zum derzeitigen Zeitpunkt keine Lösungen sind.
Ergebnisse der Gesellschaftsanalyse Hegels
Die bürgerliche Gesellschaft erzeugt notwendiger Weise die soziale Frage. Sie kann diese nicht lösen, ohne ihr eigenen Grundsätze zu verletzen. Sie kann diesen Widerspruch nicht mit den ihr eigenen Mitteln und innerhalb ihrer Ordnung lösen. Für Hegel gibt es folglich keine Möglichkeit die soziale Frage zu lösen. Anders als die utopischen Sozialisten sieht er keine Alternative außerhalb der bürgerlichen Wirtschaftsordnung, der Gedanke der gewaltsamen Beseitigung der bestehenden Ordnung ist Hegel fremd.
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