Historismus
Hermann Friedrich Waesemann 1861-69
Das wegen der Farbe seines Baumaterials so genannte Rote Rathaus ist seit 1869 Sitz der Stadtregierung - seit 1991 wieder von Gesamtberlin. Es ersetzte das an seiner nordwestlichen Ecke gelegene mittelalterliche Rathaus, das im Laufe der Jahrhunderte, bedingt durch Brände und Umbauten, zu einem Konglomerat unterschiedlichster Gebäudeteile geworden war und den funktionalen Ansprüchen längst nicht mehr genügte. Doch es dauerte bis in die 50er Jahre des 19. Jh., bis die Stadt, deren kommunale Selbständigkeit von den Kurfürsten und Königen ja immer wieder beschnitten worden war, an den Neubau eines repräsentativen Rathauses schritt. Den Bauauftrag erhielt 1860 Hermann Friedrich Waesemann, ehemals Assistent von Stüler und Mitglied der Ministerial-Baukommission.
Ein ganzes Stadtviertel mußte dem 99 mal 88 Meter Grundfläche umfassenden Neubau weichen. Nach außen stellt er sich als Vierflügelanlage dar, im Inneren werden durch Zwischentrakte drei Höfe gebildet. Mit dem blockhaften Äußeren und dem hohen stumpfen Turm griff Waesemann den Rathaustyp der einst mächtigen Städte Italiens und Flanderns auf. Der umlaufende Terrakottafries stellt auf 36 Tafeln die Berliner Geschichte bis 1871 dar. Die Innenräume wurden nach dem Krieg meist modern gestaltet.
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