Michail Bakunins Staatsphilosophie und ihr Bezug zur Gegenwart Inhaltsverzeichnis Seite 1.Einleitung 3 2. Anarchie und Staat aus der Sicht Bakunins 2.1. Biographie 3 2.2.
Philosophie Bakunins 2.2.1 Anarchismus 5 2.2.3 Bakuninismus 6 2.3.
Staatlichkeit und Anarchie 2.4 Zur Aktualität anarchistischer Theorien 8 2.4.1. Gegenwärtige Situation 8 2.4.
2. Anwendungsmöglichkeiten der Lehren Bakunins. 9 3. Möglichkeit und Kritik eines anarchistischen Staatsmodells 10 4. Literaturverzeichnis 14 5. Abschließende Erklärung 15 1.
Einleitung Immer wieder sind die Radio, Fernsehen und Zeitung voll davon: „Anarchistische Terroristen sprengen ein Gebäude.“ Nur was bedeutet das eigentlich, Anarchismus? Aus welchem Zeitalter kommt diese Philosophie? Da ich mir genau diese Fragen gestellt habe, hoffe ich, dass ich sie in dieser Facharbeit beantworten kann. Demnach gefiel mir der Gedanke, dass ich mit meiner Facharbeit einen der großen anarchistischen Philosophen behandeln kann. Somit habe ich mich für Michael Bakunin entschieden, der als der Begründer des modernen Anarchismus gilt und einer der wichtigsten Anarchistischen Philosophen war. Es erschien mir dann sinnvoll, diesen Denker anhand eines seiner großen Werke zu behandeln. Hierfür wählte ich das Werk „Staatlichkeit und Anarchie“ aus, da es das wichtigste Werk von Bakunin ist.
Abschließend möchte ich mir in dieser Facharbeit ein Bild darüber verschaffen, inwiefern die Lehren Bakunins noch in der heutigen Gesellschaft anwendbar sind. Als letzten Punkt versuche ich mich an der Möglichkeit, Diskussion und Kritik eines anarchistischen Staates, da mich persönlich sehr interessiert, inwiefern diese knapp 150 Jahre alte Staatstheorie noch anwendbar ist. 2. Anarchie und Staat aus der Sicht Bakunins 2.1. Biographie Michail Alexandrowitsch Bakunin wurde am 30.
5.1814 als Sohn einer adligen Familie in Prjamuchino geboren. Bereits in jungen Jahren beschäftigte er sich mit zeitgenössischer Philosophie und Gesellschaftswissenschaft unter seinen Geschwistern findet er zu diesem Thema ein interessantes Diskussionsforum. Mit passendem Alter ging er zum Offizierskorps des Zaren. Abgestoßen von den Praktiken und dem Umfeld des Militärs bricht er mit seiner Familie und geht nach Berlin. Dort studierte er im Kreis von J.
G. Fichte; G.W.F. Hegel. Danach geht er 1842 nach Zürich.
Dort lernt er 1843 den Schneidergesellen Weitling kennen. Mit ihm zusammen veröffentlicht er im „Schweizer Republikaner“ eine Diskussion über ihre politischen Konzepte. Aufgrund dessen wird er vom Zaren zur Deportation nach Sibirien verurteilt. 1843 erhält Bakunin in Bern ein Befehl des Zaren, welcher besagt, dass Bakunin nach Russland zurückkommen soll, um nach Sibirien deportiert zu werden. Nach seinem Studium nimmt er in Paris 1844 mit P.J.
Proudhoun und Karl Marx in Verbindung auf. Jedoch fühlte er sich zu Proudhoun mehr hingezogen, als zu Marx. 1847 geht Bakunin nach Brüssel wo es dann zu einem ersten politischen Konflikt mit Marx kommt. Am 23. Februar 1848 beteiligt sich Bakunin an der Revolution in Paris. Am 12.
Juni 1848 beteiligt sich Bakunin an den Vorbereitungen für die Revolution in Prag. Nach langen kämpfen scheitert diese Revolution am 17. Juni 1848. Bakunin schafft es jedoch zu fliehen. Danach beteiligt er sich an der Revolution in Dresden im Mai 1849. Doch auch diese Revolution misslingt.
Bakunin und ca. 1000 Revolutionäre schaffen es zu fliehen, werden jedoch in Chemnitz gefangen genommen. Danach wird Bakunin in Preußen am 14. Januar 1850 zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wird dann doch in Zwangsarbeit umgewandelt. Daraufhin wird Bakunin an Österreich ausgeliefert.
Dort geschieht ihm am 15. Mai 1851 dasselbe wie in Preußen. Er wird zum Tode verurteilt, wobei das Urteil noch in lebenslanges Zuchthaus umgewandelt wird. Nun wird Bakunin noch im selben Monat an den Zaren ausgeliefert. Dort wird er in Kerkerhaft gesperrt. Aufgrund eines Bittbriefes seiner Familie wird Bakunin nach acht Jahren nach Sibirien deportiert.
Doch hier konnte er nach weiteren vier Jahren entkommen. Nach seiner Flucht beteiligt sich Bakunin an der Vorbereitung mehrerer Aufstände. 1871 trifft er sich dann mit A. Herzen und Ogarew in London. Daraufhin reist er drei Jahre später schwer krank nach Italien. Dort schreibt er sein Hauptwerk „Gosudarstvennost’ i anarchija“ (Staatlichkeit und Anarchie).
Dieses erscheint dann 1873 ohne Ortsangabe und Verfasser in der Schweiz. Er stirbt am 1. Juli 1876 völlig mittellos in Bern in der Schweiz. 2.2 Philosophie Bakunins 2.2.
1 Anarchismus Der Anarchismus ist eines der in der Gesellschaft am meisten gemiedenen Themen. In der Meinung der Gesellschaft ist der Anarchismus das Ziel die Gesellschaft in ein Chaos zu stürzen, die Regeln, Normen und Gesetze der Gesellschaft abzuschaffen und den Staat zu zerschlagen. Der Anarchist ist somit in den Augen der Gesellschaft ein „Terrorist, dem das menschliche Leben nichts, das Chaos aber alles bedeutet“ . Dieses entspricht aber nicht der Wahrheit. Der Anarchismus träumt von einer freien, gleichberechtigten Gesellschaft ohne Herrschaft. Er träumt somit von einer Gesellschaft ohne Herrschaft, Autorität und Ausbeutung durch Kapital und Kapitalismus.
Dieses bedeutet aber auch, dass der Anarchist bereit ist, mit allen verfügbaren Mittel gegen Staat, Kirche, Polizei, Militär und Herrschaftsideologie einzutreten, da dieses aus Sicht des Anarchisten nur Mittel der Unterdrückung sind. Aus diesem Grunde heraus tritt der Anarchismus, sowie der einzelne Anarchist jederzeit für die Rechte unterdrückter Minderheiten ein. Somit ist der Anarchismus direkt mit dem Kommunismus vergleichbar. Die einzigen Unterschiede bestehen darin, dass der Anarchismus im Gegensatz zum Kommunismus nicht einen Staatsapparat für die Revolution voraussetzt. Im Gegenteil: Der Anarchismus möchte gerade diesen Staatsapparat abschaffen um so eine freie Gesellschaft zu ermöglichen. Jedoch führt dieser kleine Unterschied dazu, dass der Anarchismus auch im linken Spektrum ungern gesehen wird.
Der Kommunismus bezeichnet die Anarchisten nur als „voluntaristische Helfershelfer der Konterrevolution“ oder als „Linkschaoten“. 2.2.2 Bakuninismus Der Bakuninismus ist eine der zahlreichen Formen des Anarchismus. Der Bakuninismus besagt, dass jegliche Zentralisation der Gesellschaft in Form eines Staates oder ähnlichem zum Scheitern verurteilt ist. Somit besagt er, dass der Sozialismus keine konsequente Lösung zur Befreiung der unterdrückten Klasse ist, sondern nur eine neue Oberschicht erstellt.
Somit ist das oberste Ziel der Bakuninismus die „absolute Zerstörung jedes Staates, jeder Kirche, aller religiösen, politischen, bürokratischen, gerichtlichen, finanziellen, polizeilichen, ökonomischen, universitären und fiskalischen Einrichtungen“1. Auch lehnt der Bakuninismus im Gegensatz zu den meisten Anarchistischen Theorien die Rückkehr zum einfachen Leben ab. Der Bakuninismus lässt sich eher als eine Zukuntfshoffnung beschreiben, die auf Moralerziehung und Wissenschaft gründet. Andererseits ist es kaum möglich den kollektiven Anarchismus genau zu definieren. Hierbei stellt sich das Problem, dass Bakunin keines seiner Bücher zu Ende gebracht hat. Man erkennt daher eher aus den zahlreichen Briefen Bakunins die Kernaussagen seiner Theorien.
Auch hat Bakunin sich bei seinen Aussagen oft in Widersprüchen festgesetzt. Aus diesen Gründen ist es nicht möglich eine genaue Definition des Bakuninismus oder kollektiven Anarchismus zu treffen. 2.3 Staatlichkeit und Anarchie Das Hauptwerk Bakunins ist ein Versuch seinen Traum zu verwirklichen. Bakunin träumt sein Leben lang davon eine Schrift zu verfassen, die seine Ideologie wiedergibt und für die Nachwelt erhält. Jedoch ist dies Bakunin auch in diesem Buch nicht gelungen.
Das Werk Staatlichkeit und Anarchie wurde von Bakunin von Mai bis Juli 1873 geschrieben. Erschienen ist dieses Werk dann 1873 an einem unbekannten Datum in einer Züricher Druckerei in der Schweiz. Dieses Buch war die erste und einzige Schrift die Bakunin vollständig auf russisch verfasste und die vollständig auf russisch erschien. Dieses Buch erschien unter dem Titel „Gosudarstvennost’ i anarchija. Vevedenie. Èast’ I.
(Izdanie Social’no-Revoljucionnoj Partii. Tom I.)“. Jedoch war Bakunin zu diesem Zeitpunkt schwer krank und in diesem Buch zeigen sich erste Anzeichen der geistigen Verwirrung unter Bakunin den Rest seines Lebens gelitten hat. So verlaufen Satzanfänge im leeren und Kettensätze ziehen sich seitenlang. Auch verliert sich Bakunin in diesem Buch oft in Widersprüchen.
Auch erlebte Bakunins Hass auf die Preußen in diesem Buch einen seiner Höhepunkte, in dem er die Preußen als Menschen darstellte, die alles politisieren und trotzdem nur das Proletariat unterdrücken wollen. Auch ist dieses Buch nicht vollständig, sondern Bakunin schrieb nur den ersten Teil, welcher eine Art Einleitung darstellt. Dieses Buch besagt, dass ein Staat, egal in welcher Form er existiert immer Unterdrückung für das Volk bedeutet. Jeder Staat versucht das Volk durch eine kleine intellektuelle und dadurch privilegierte Minderheit zu beherrschen. Also regiert jeder Staat von unten nach oben, die Minderheit unterdrückt die Mehrheit. Daraus folgt, dass das Volk in keiner Staatsform frei leben kann.
Bakunin widmet sich in diesem Buch jedoch sehr intensiv seinem Verhältnis zu dem damaligen Preußen und ihr Verhältnis zu der Bevölkerungsgruppe der Slaven. Er sagt, dass das slavische Volk niemals frei sein wird, da sie sich von den Preußen unterdrückt werden. Auch stellt Bakunin das preußische Reich als einen der Hauptfeinde des Anarchismus dar. Er behauptet, dass die preußischen Staatsmänner nur eine Form von Staat akzeptieren, nämlich den ihren. Also stellt das preußische Reich nicht nur den Hauptaggressor des Anarchismus dar, sondern eine allgemeine Gefahr für die Freiheit in ganz Europa. 2.
4 Zur Aktualität anarchistischer Theorien Der nun folgende Abschnitt beleuchtet, inwiefern sich anarchistische Theorien, im speziellen der kollektive Anarchismus sich noch auf die heutige Zeit und Gesellschaft projizieren lässt. 2.4.1 Gegenwärtige Situation Die gegenwärtige Situation lässt sich sehr stark von der Lebenssituation Bakunins unterscheiden. Zur Zeit Bakunins war die Welt in großer Aufruhr, an allen Ecken Europas entstanden Unruheherde und Revolutionen, da das damalige Volk oder Proletariat sehr unzufrieden mit der Exploitation durch das kapitalistische System war. Jedoch ist es heute anders.
Der Kapitalismus existiert nicht mehr in seiner damaligen Form, zwar existiert er heute noch in einer Form des Neo-Kapitalismus, aber die Unterdrückung durch den Staat und das Kapital ist heute nicht mehr so extrem und offen wie damals. Zum Beispiel wird heutzutage aufgrund einiger Sozial- und Arbeitsgesetze die Krankenversorgung gesichert, eine grundlose sofortige Kündigung verhindert und es wird verhindert, das der Arbeitslose in völlige Armut fällt. Somit ist die Bereitschaft zu einem Umsturz der herrschenden Klasse nicht mehr so stark gegeben wie damals. Doch auch heute ist eine gewisse Unzufriedenheit des modernen Proletariats erkennbar. Dem einfachen Bürger wird immer vorgegaukelt, dass es in diesem Land kein Geld mehr gibt. Gleichzeitig hört er dann aber Nachrichten davon, dass sich die Bundestagsabgeordneten wieder die Diäten erhöht haben.
Da fragt sich der Proletarier, wovon diese hohen Diäten bezahlt werden? Gleichzeitig sieht das Volk, dass die Altersrente gekürzt wird. Indem Augenblick fragt sich der Bürger, wofür er arbeitet, wenn er nicht einmal seinen Ruhestand genießen kann. Ein Zeichen für die Unzufriedenheit des Volkes sind die so genannten „Protestwahlen“ der Landtagswahl von Sachsen im Jahr 2004. Hier entließ das Volk seinen Unmut, indem es die rechten Parteien verstärkt wählte. So erreichte zum Beispiel die Nationalistische Partei Deutschlands (NPD) eine erschreckende Bestmarke von 10%! Das bedeutet, dassjeder 10. Bürger Sachsens diese Partei gewählt hat, da die meisten keine Alternative zu den großen Parteien sahen, da sie diesen Parteien nicht mehr trauen konnten oder können und nicht weiter bereit sind sich von den großen Parteien regieren zu lassen.
Des Weiteren kann der Bürger erkennen, dass die Oberschicht des Neo-Kapitalismus im Reichtum lebt, während das Volk in einem der reichsten Länder der Welt immer mehr verarmt. Genauso ist erkennbar, dass die Oberschicht Arbeiter entlässt um noch mehr Profit zu schöpfen, Profit von dem wieder nur die Oberschicht profitiert und nicht das Volk. So kann man auf ein aktuelles Beispiel verweisen: Die Deutsche Bank wird weltweit 6 000 Angestellte entlassen und dass trotz des Umstandes, dass diese Bank das Geschäftsjahr 2004 mit einem Ertrag von 1 Milliarde €uro abgeschlossen hat. Nun werden die Angestellten zugunsten einer Geschäftsoptimierung, oder Ertragssteigerung entlassen. Dazu hat der Neo-Kapitalismus das Problem der Globalisierung erschaffen. Dies bedeutet, dass der Großteil der Rohstoffproduktion und ein Teil der Endfertigung an billigen Industriestandorten geleistet wird.
So kommen zum Beispiel für Opel die Rohstoffe aus nahezu allen Ländern der Welt, derzeit liegt aber die Endproduktion noch in Deutschland. Jedoch wurde auch hier über eine Schließung der Produktionsanlagen nachgedacht, da die Endproduktion zum Bespiel in Polen oder in der Tschechoslowakei billiger wäre. Diese führt wiederum dazu, dass die Unzufriedenheit in Deutschland wächst, da die Arbeitslosenquote steigt. Allgemein kann man sagen, dass die Situation sich zuspitzt. Die Unzufriedenheit nimmt stark zu. Zwar sind die Zeiten noch nicht so wie zur Zeit Bakunins, aber wer weiß wie sich die Lage und das Leben hier in Deutschland noch entwickeln.
2.4.2 Anwendungsmöglichkeiten der Lehren Bakunins Die Lehren Bakunins sind sehr vielschichtig anwendbar. Zum einen kann eigentlich jeder Mensch einen Teil davon für sich verwirklichen, dieses kann man indem man die Grundregel des Anarchismus „Respektiere die Freiheit der anderen“ überall im Leben anwendet. Dieses bedeutet, dass man einerseits niemanden angreifen darf, sowohl in körperlicher Form, als auch in Form von Mobbing. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass man die Natur achten muss.
Wenn man die Natur beschädigt, oder verschmutzt, dann schränkt man damit automatisch die Freiheit derer ein, die sich an dieser Natur erfreuen und mit ihr im Einklang leben. Auch schränkt man so seine eigenen Nachkommen ein, welche dann auf einem möglicherweise zerstörten und verseuchten Planeten leben müssen. Auch zu laute Musik schränkt die Freiheit anderer ein, derer, die diese Musik möglicherweise nicht mögen. Doch gleichzeitig muss man gerade auch heute die Tatsache sehen, dass die Medien unsere Freiheit einschränken. So etwas wie eine freie, eigene Meinung existiert kaum noch. Ein Großteil der Medien vertritt meist nur eine Position.
So wird man zum Beispiel in einem linken Verlag nie etwas Positives über rechtsradikale Ideologien finden, andersherum aber auch nicht. Des Weiteren wird man nie etwas wirklich Neutrales von der Politik hören, da diese meist von den Medien immer umjubelt und hochgehalten wird. Wir (also das Volk) erfahren immer nur, was man uns wissen lassen will. Was wirklich in der Politik und im Bundestag vorgeht erfahren wir nicht. Somit ist unsere Freiheit im Wissen sehr eingeschränkt. Noch dazu schränkt selbst heutzutage der Staat sehr stark unsere Freiheit ein, einerseits, durch Zensur von Büchern, Musik, Homepages, e.
t.c. und auch durch seine Staatsorgane Polizei und Militär. Diese Machtorgane sind dazu gedacht um die Demokratie in unserem Land zu wahren und die scheinbare Ordnung aufrechtzuhalten. Allgemein, kann man sagen, dass die Lehren Bakunins und anderer Anarchisten in der heutigen Zeit noch einsetzbar sind. Man müsste diese Theorien leicht auf unsere heutigen Verhältnisse modifizieren, aber es gibt genug Ansätze an denen man beginnen könnte nach den anarchistischen Regeln und Richtlinien zu leben.
3. Möglichkeit und Kritik eines anarchistischen Staatsmodells Ein anarchistischer Staat in unserer heutigen Gesellschaft ist ein Thema welches selten diskutiert wird. Das Problem bei einem solchen Staat in der heutigen Welt ist folgendes, das dieser Staat verschiedene sehr anspruchsvolle Forderungen an jeden einzelnen dort lebenden stellt. Dieser Staat würde von jedem einzelnen bedingungslose und absolute Friedfertigkeit und soziale Hingabe fordern. Dieses würde bedeuten, dass die Menschen die Ansprüche anderer und der Gesellschaft höher stellen müssen als ihre eigenen Ansprüche, Wünsche und Forderungen. Von der Gesellschaft hin gegen würde der Staat fordern, dass diese bereit ist, ohne unterdrückende Machtorgane wie Polizei und Militär alles für den erhalt des Staates zu tun.
Hierbei stellt sich dem anarchistischen Staat die leichte natürliche Faulheit in den Weg. Der Großteil der Menschen kann nur unter Druck arbeiten, sei es Druck insofern, als dass sie direkt durch Waffen zur Arbeit gezwungen werden, oder in sofern, als dass sie arbeiten müssen, weil ihnen ansonsten die Nahrungsmittel fehlen. Jedoch kann derzeit noch kein anarchistischer Staat auf unserer Welt existieren, da die Grundvorrausetzungen noch nicht gegeben sind. So stellt sich derzeit diesem Staat das Problem, dass es noch Aggressoren gibt, die der Meinung sind, dass jeder Staat dieser Welt demokratisch sein muss. Diese Aggressoren würden den anarchistischen Staat angreifen und vernichten. Im Augenblicke eines Angriffes hätte der anarchistische Staat das Problem, dass er über keinerlei Formen der Verteidigung, seien es Verteidigungsanlagen oder eine Armee verfügt.
Somit wäre es für jeden Staat in der Umgebung ein leichtes diesen einzigartigen Staat einzuverleiben. Diese würde jeder Staat der umliegenden Staaten auch versuchen, da ein Staat jederzeit seinen Macht und Einflussbereich vergrößern möchte. Wenn jetzt jedoch vor der Entstehung des anarchistischen Staates eine Art „Weltrevolution“ stattgefunden hat, dann hätte dieser Staat eine reale Chance zu überleben. Bei einer Weltrevolution findet ein gewaltsamer Umbruch alles herrschenden Verhältnisse statt. Hierbei werden alle existierenden Staatsformen abgelöst und abgeschafft. Dieses würde dafür sorgen, dass alle Menschen der Welt ohne Autorität zusammenleben würden.
Jedoch stellt sich bei der Weltrevolution das Problem, dass diese heute im Zeitalter der Schnellfeuerwaffen, Panzer, Jagdbomber und Massenvernichtungswaffen nicht mehr so leicht durchzuführen ist. Diese Waffen des Militärs schüchtern alle Bewohner so stark ein, dass der Mut diese Revolution durchzuführen fehlt. Nach ein paar Jahren des Chaos würde sich vermutlich automatisch eine freie, friedliche Gesellschaft gründen, welche dann in einer Anarchie zusammenlebt, während der Rest der Welt in einer Anomie lebt. Doch nun machen wir einmal ein kleines Gedankenexperiment: Stellen sie sich vor, alle oben genannten Bedingungen sind eingetreten und sie leben in einem kollektiven Anarchismus. Sie würden gut leben. Das ganze Land wäre in Kommunen gegliedert.
Diese Kommunen produzieren jeweils unterschiedliche Güter, welche sie dann tauschen. Zum Beispiel ihre Kommune produziert Stoff und den tauscht sie dann mit einer Kommune gegen Nahrung, mit einer anderen gegen Baumaterial und so weiter. Sie wären selbstverständlich verpflichtet zu arbeiten, jedoch arbeiten sie nicht für ihre eigene Habgier, sondern für ihre Kommune. Auch müssen sie nicht unbedingt 7 Stunden am Stück arbeiten, sondern nur soviel wie sie wollen, aber gerade eben so viel, dass sie ihr Ziel, dass sie sich für diesen Tag gesetzt haben erreichen. Die Erziehung der Kinder wäre gesichert ab dem 3. Lebensjahr.
Selbstredend ist die Erziehung in Schulen, Kindergärten und Universitäten kostenlos. Diese wird aus einem Gesellschaftsfond bezahlt. Somit ist die Erziehung für ihre Kinder gesichert. Die Altersvorsorge existiert, jeder Mensch der zu alt zum arbeiten ist, kann sich zur Ruhe setzen und seinen Ruhestand genießen. Polizei und Militär würde es dort selbstverständlich nicht geben. Diese wären überflüssig, da es in diesem Land keine Gesetze gibt die man einhalten muss.
Jedoch ist man der Gesellschaft gegenüber verpflichtet sich ihr gegenüber sozial zu verhalten. Dieses bedeutet, dass man den Nachbarn nicht beklaut, niemanden ermordet, kein Gemeingut zerstört und so weiter. Tut man dies doch wird man möglicherweise aus der Gesellschaft ausgestoßen und würde somit nicht mehr die Vorzüge dieses Systems genießen. Auch steuern müssen sie nicht zahlen, da ihnen und der Gesellschaft alles an Produktionsmitteln und Boden gehört. Ihren eigenen Wohlstand mehren brauchen sie auch nicht. Das einzige, was sie mehren werden ist der Wohlstand des Staates, beziehungsweise der Gesellschaft.
Allgemein betrachtet kann ich sagen, dass mir das Leben in diesem System gefallen würde. Auch jeder andere Mensch der die Freiheit und den Sozialismus in dieser Form liebt wird dort gut leben können.
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