In der Bundesrepublik verfolgte man gespannt die Entwicklung in der DDR, und schon bald wurden auf beiden Seiten Stimmen laut, die eine Wiedervereinigung Deutschlands forderten. Es lag nun an den Politiker, insbesondere an Helmut Kohl, diesen Prozeß zu starten und zu forcieren. Um die Teilung Deutschlands zu überwinden setzte Helmut Kohl am 28. November einen Zehnpunkte Plan auf.
. erleichterter Reiseverkehr zwischen West und Ost
. Ausbau der Infrastruktur zwischen der BRD und der DDR (Telefon, Bahn etc.)
. wissenschaftliche, wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Zusammenarbeit
. enge Zusammenarbeit beider Regierungen (beispielsweise gemeinsame Institutionen)
. politische Reformen (Grundfreiheiten, Freilassung politischer Gefangener)
. Abschaffung der Planwirtschaft und Einrichtung einer sozialen Marktwirtschaft
. Integration der DDR in die EG und Zugang zum westeuropäischen Markt
. Bereitstellung von Devisenfonds der BRD für die DDR
. Kontrolle der Rüstung
. Wiedervereinigung als Ziel
Kritik über den von Kohl verfaßten Plan kam vor allem von Gorbatschow, der die Souveränität der DDR auf jeden Fall bewahren wollte. Über die Zukunft der DDR wurde inzwischen jedoch kaum noch von außen, sondern vor allem in Ostdeutschland selber entschieden. So zogen am 11. Dezember nicht weniger als 300000 Menschen durch die Straßen Leipzigs, viele von ihnen mit schwarz-rot-goldenen Fahnen, darunter einige mit dem Bundesadler, \"Deutschland! Deutschland!\" skandierend. Nach einer Umfrage der \"Leipziger Volkszeitung\" vom selben Tag sprachen sich etwa drei Viertel der 547000 Einwohner der Stadt für die Wiedervereinigung aus. Für Kohl war Modrow nur ein Repräsentant des alten, verbrauchten SED Regimes und erwartete sich deshalb auch nicht viel von ihm. Der Kanzler setzte nun auf die DDR Bürger selbst, eine Wiedervereinigung durchzusetzen.
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