"Das Kind wird nicht erst Mensch, es ist schon einer" Lebenslauf Janusz Korczak: Janusz Korczak, der eigentlich Henryk Goldszmit hieß, ist am 22. Juli 1878 in Warschau geboren und am 5. August 1942 im Vernichtungslager Treblinka gestorben. Korczak war polnischer Arzt, Kinderbuchautor und Pädagoge. Er wurde in eine gut situierte jüdische Familie hineingeboren und durfte aufgrund seines hohen Standes nicht mit den anderen Kindern im Hof spielen. Goldszmit wurde zu einem introvertierten Kind, das oft unter der Einsamkeit litt.
Er musste sich schon früh um den Lebensunterhalt der Familie kümmern, da sein Vater in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Goldszmit studierte von 1898 bis 1904 Medizin in Warschau und wurde Facharzt für Pädiatrie (Kinderheilkunde). Er betrieb von 1904 bis 1911 erfolgreich eine Praxis und schrieb nebenher Romane unter dem Pseudonym Janusz Korczak welches er dann beibehielt. Er litt zunehmend darunter, dass er als Arzt nur untersucht und diagnostiziert und ihm wurde klar, dass man den Mensch als ganzes sehen muss, als Teil des Systems Familie. Korczak unternimmt Reisen zu Kliniken und anderen Einrichtungen um Erfahrungen zu sammeln. Er verbringt ein Jahr in Berlin, ein halbes Jahr in Paris und einen Monat in London.
1911 übernahm er die Leitung eines neu errichteten jüdischen Waisenhauses, welches zu seinem Lebensinhalt wurde. Im ersten Weltkrieg wurde er als Arzt einberufen und verfasste nebenbei sein Buch "Wie man ein Kind lieben soll". Korczak gründete eine Wochenzeitung an der ausschließlich Kinder und Jugendliche mitarbeiteten und wurde zum Sachverständigen für Fragen der Minderjährigen beim Landgericht ernannt. Er praktiziert Öffentlichkeitsarbeit, indem er versucht in Radiosendungen Kindern die Welt zu erklären. 1928 übernahm er zusammen mit Maryna Falska ein weiteres Waisenhaus. Im Oktober 1940 musste die gesamte jüdische Bevölkerung Warschaus in das "Warschauer Ghetto" umziehen.
Korczak schrieb dort "Tagebuch aus dem Warschauer Ghetto 1942" welches eine Mischung aus Lebenserinnerungen, Beschreibungen der Gegenwart im Ghetto sowie Zukunftsvisionen und Traumdeutungen ist. Im August 1942 wurden die etwa 200 Kinder des Waisenhauses zum Vernichtungslager Treblinka deportiert. Korczak hätte dem Vernichtungslager entgehen können, bestand aber darauf "seine" Kinder in den Tod zu begleiten. Bedeutendste Werke: Korczak war auch als Schriftsteller tätig und veröffentlichte Kinderbücher und pädagogische Schriften. Seine bedeutendsten Werke waren Die Kinderbücher "König Maciuo der Erste" oder auch "König Hänschen der Erste" (1923) "König Hänschen auf der einsamen Insel" (1923) und "Wenn ich wieder klein bin" (1925) In den Büchern um König Maciuo geht es um einen 10 jährigen, der König wird und die Kinder zu den Herrschern des Landes macht. Es gibt einen Krieg, den er verliert und er wird in die Verbannung geschickt.
Im zweiten Maciuo Buch denkt der kleine König viel über seine Fehler nach, flieht und kommt nach langer Reise wieder in die Hauptstadt zurück, wo er abdankt und ein normales Leben führen will. In seinem dritten Buch "Wenn ich wieder klein bin" schreibt er über einen Lehrer, welcher sich seine Kindheit zurück wünscht, jedoch all seine bisherigen Erfahrungen dabei behalten will. Dieser Wunsch wird ihm erfüllt und er darf sein Leben nochmals leben mit all seinen schönen und auch den traurigen Momenten. Man erlebt auch, wie oberflächlich und ungerecht Erwachsene oft sind. Die pädagogischen Schriften "Wie man ein Kind lieben soll" (1919) "Das Recht des Kindes auf Achtung" (1928) "Die Regeln des Lebens" (1930) und "Fröhliche Pädagogik" (1939) In "Wie man ein Kind lieben soll" gibt es vier Teile. Im ersten beobachtet er die Entwicklung des Kindes von der Geburt zur Pubertät und beschreibt dabei seine Ansichten.
Im zweiten Teil spricht er junge Erzieher an, indem er über seine Erfahrungen in der Erzieherarbeit berichtet. Im dritten Teil erzählt er über seine Arbeit in den Sommerkolonien. Der vierte Teil behandelt dann pädagogische Ideen, die er im Waisenhaus umgesetzt hat. "Das Recht des Kindes auf Achtung" ist eine Zusammenfassung von einer Vortragsreihe Korczaks, in der er sich zum Anwalt des Kindes macht. Er redet von Ungerechtigkeit, Rechtlosigkeit und Abhängigkeit von den Erwachsenen und fordert dann Rechte für Kinder. Mit "Die Regeln des Lebens" legt er eine Anleitung zur Erziehung für junge Menschen und Erwachsene" nieder.
"Fröhliche Pädagogik" ist eine Sammlung der Gespräche, die er in regelmäßigen Abständen in den 30er Jahren auf dem polnischen Rundfunk hielt. Er erzählt vom kindlichen Leben zu einem bestimmten Thema und zieht letztendlich ein Fazit daraus. Mit seiner Vorstellung eines gerechten, respektvollen und liebevollen Umgangs mit Kindern hat er den Grundstein der heutigen Kinderrechte gelegt. Pädagogik der Liebe: Korczaks \"Pädagogik der Liebe\" war keine naiv- romantische Träumerei, sondern erfüllt von Rührung und Sorge, Zorn und Eifer, Hoffnung und Resignation. 1. Sehende Liebe: Korczaks Liebe zu den Kindern wurde niemals sentimental oder besitz ergreifend.
Er verurteilte Erzieher, welche die Kinder mit ihrer Liebe erdrücken und ihnen so schaden, weil sie nicht zwischen Realität und Illusion unterscheiden können. 2. Lieben ohne Erwartung von Gegenliebe: Korczak liebte die Kinder ohne Vorbehalte und nahm sich besonders den frechen und schwierigen Kindern an. Es kam ihm nicht auf Gegenliebe an, wenn er sagte: "Es muss so sein, dass jene Kinder dich am meisten in Anspruch nehmen und deine Nähe suchen, die nicht die hochwertigsten sind." 3. Hoffende Liebe Korczak hörte nicht auf an die Veränderung von schwer erziehbaren Kindern zu glauben.
Mit seiner unerschütterlichen optimistischen Haltung ließ er es nie zu ein Kind aufzugeben. 4. Illusionslose Liebe: Er verlor nicht die in den Kindern liegenden Grenzen und die Grenzen der pädagogischen Einflussnahme aus den Augen. Dies schützt den Erzieher vor Hoffnungslosigkeit, Selbstüberschätzung und pädagogischem Perfektionismus. 5. Nähe zum Kind: Er zeigte den Kindern seine Liebe nicht nur auf der geistigen und seelischen Ebene, sondern auch auf der körperlichen Ebene.
Er ließ die Kinder sehr nah an sich herankommen. Sie spielten oft auf seinem Schoß, streichelten seine Glatze und zählten seine Zähne. 6. Treue und Hingabe: Zur Liebe gehört immer auch Treue und Hingabe. Korczak blieb bis in den Tod bei seinen Kindern und hätte so kaum einen größeren Liebesbeweis bringen können. 7.
Zulassen der eigenen Kindlichkeit: Korczak erhielt sich bis zum Schluss die Fähigkeit, wie ein Kind zu fühlen, zu denken und zu handeln. So konnte er den Kleinen auf emotionaler Ebene sehr nahe sein. Er tobte mit den Kindern durch das Waisenhaus, führte heftige Späße an und nahm gerne an Streichen teil. 8. Verstehen und Verzeihen: Ein Erzieher muss sich in das Kind hinein versetzen können. Um verzeihen zu können, muss man an die Entwicklung zum Guten glauben.
Korczak trat den Kindern mit dieser Einstellung gegenüber und schon bald übernahmen die Kinder diese Einstellung des Vergebens und Verzeihens. 9. Konsequenzen zeigen: Zu den Grundlagen für Verhaltensänderungen und positive Entwicklungen bei Kindern zählt neben der Grundhaltung des Verstehens und Verzeihens auch die Haltung des Erziehers, Konsequenzen zu zeigen. Erziehung sollte freie Spielräume zum Experimentieren und Ausprobieren gewährleisten, aber auch Orientierung bei der Regulierung des eigenen Verhaltens bieten. Dazu muss der Erzieher in der Lage sein, Grenzen zu setzen und Konsequenzen einzuleiten. Korczak sprach sich dafür aus, einzugreifen, wenn die Rechte der Kindergruppe durch Einzelne gefährdet werden.
Bestrafung lehnte er hingegen ab. Stattdessen zog er es vor, die Freiheit der Kinder angemessen zu \"dosieren\". Korczak hatte einige Ideen und Tipps für Erzieher zusammengestellt. Dies sind die 6 Dimensionen des Bildes vom Erzieher 1. Mit Kindern fühlen Das Mitgefühl war für Korczak der wichtigste Punkt überhaupt. Wenn man die Kinder nicht verstehen lernt, kommt man auch nicht an sie ran oder kann mit ihnen arbeiten.
2. Kinder begleiten, statt sie zu bevormunden Er sah das Verhältnis zu "seinen" Kindern als eine Begegnung von alt und jung. Seine Forderung war, dem Kind mit Achtung und in Partnerschaft gegenüber zu treten, da alle Menschen wertgleich sind, egal wie alt sie sind. 3. Realität nicht beschönigen - aus Fehlern lernen Da die Arbeit mit Kindern meist nicht so verläuft wie man se sich vorstellt, meinte Korczak, dass man sich als Erzieher selbst erziehen muss und von den Kindern lernen muss, sowie aus seinen eigenen Fehlern lernen soll. 4.
Menschenrechte der Kinder achten Korczak verfasste Kinderrechte, unterteilt in drei Hauptpunkte. - Das Recht des Kindes auf seinen Tod - Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag - Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist Im Zentrum der Rechte stand das Recht auf die Gegenwart, was die bisherigen Erziehungsvorstellungen, die zu seiner Zeit bestanden brach. - Das Recht des Kindes auf seinen Tod Der Körper des Kindes gehört nur ihm selbst, das stand für Korczak fest. Daher sah er es auch als sein Recht an, früher sterben zu können. Als Arzt war er oft mit sterbenden Kindern konfrontiert worden und sah, wie würdevoll sie starben. Ein Erzieher darf das Kind nicht überbehüten und es dadurch in seiner Entwicklung hindern.
- Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag Korczak fordert vom Erzieher, sich nicht in das Werden des Kindes einzumischen. Er ist nur für das Kind im Heute verantwortlich. - Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist Ein Kind ist ein einmaliges und unvergleichliches Wesen, daher hat es das Recht auf seine individuelle Entwicklung, Selbstentfaltung und Entfaltung der Persönlichkeit. Ein Erzieher soll kein Kind zwingen, etwas zu tun, sondern soll vielmehr seine in ihm liegenden Kräfte und Talente wecken und Freiräume stellen, um dies möglich zu machen. Trotz allem sollte es Grenzen und Lernziele geben. 5.
Beobachten und Reflektieren Korczak forderte von Erziehern, sorgfältige und gewissenhafte Beobachtung. Dabei war ihm nicht wichtig, wie das Kind sein sollte, sondern wie es jetzt ist. Den Beobachtungen sollte eine sorgfältige Reflexion folgen, sowie das Erwägen von Handlungsmöglichkeiten. Derartige Aktionen sollte man immer schriftlich festhalten. 6. Phantasie- und humorvoll eine demokratische Lebenswelt schaffen Die Umsetzung der Kinderrechte erfolgte bei Janusz Korczak immer mit Phantasie und Humor.
Er bot den Kindern viele Hilfen zur Selbsterziehung und -entfaltung an, half ihnen, sich selbst zu regieren, zum Beispiel mit einem Kindergericht und lenkte demokratische Einrichtungen in sein Heim ein beispielsweise in Form eines Kinderparlaments, wo sich die Kinder selbst mit regieren konnten. Hinweis: Folie "Grundpfeiler der Pädagogik der Achtung" Erklärung der Rechte der Kinder: Wir haben einige Rechte, die Korczak verfasst hat zusammengetragen und wollen se einfach mal vorlesen. Als erstes werden wir das daraus entstandene Recht vorlesen, daraufhin das jeweilige Zitat Korczaks. Das Kind hat das Recht auf Liebe. (\"Liebe das Kind. nicht nur dein eigenes.
\") Das Kind hat das Recht auf Achtung. (\"Verlangen wir Respekt vor leuchtenden Augen. glatten Stirnen. jugendlicher Anstrengung und jugendlichem Vertrauen. Warum sollten trübe Augen, eine gefurchte Stirn, zerzaustes graues Haar oder müde Resignation mehr Respekt gebieten?\") Das Kind hat das Recht. in der Gegenwart zu leben.
(\"Kinder werden nicht erst zu Menschen; sie sind es heute schon.\") Das Kind hat das Recht, es selbst zu sein. (\"Ein Kind ist kein Lotterielos, um den ersten Preis zu gewinnen.\") Das Kind hat das Recht auf Fehler. (\"Bei den Kindern gibt es auch nicht mehr Narren als bei den Erwachsenen.\") Das Kind hat das Recht, zu versagen.
(\"Wir Prangern die trügerische Sehnsucht nach perfekten Kindern an.\") Das Kind hat das Recht, ernst genommen zu werden. (\"Wer fragt das Kind nach seiner Meinung und seinem Einverständnis?\") Das Kind hat das Recht auf Geheimnisse. (\"Respektiert seine Geheimnisse.\") Das Kind hat das Recht auf Respektierung seiner Besitztümer und seines Budgets. (\"Jeder hat das Recht auf seinen Besitz, ganz gleich wie gering oder wertlos er sein mag\".
) Das Kind hat das Recht, sich gegen Ungerechtigkeit zu verwahren. (\"Wir müssen die Gewaltherrschaft beenden.\") Das Kind hat das Recht, auf Respektierung seines Schmerzes. (\"Und sei es nur den Verlust eines Kieselsteins.\") Das Kind hat das Recht auf Zwiesprache mit Gott. Das Kind hat das Recht, vorzeitig zu sterben.
(\"Die tiefe Liebe der Mutter zu ihrem Kind muss ihm das Recht auf einen vorzeitigen Tod gewähren - darauf, seinen Lebensweg nach nur ein oder zwei Sommern zu beenden .... Nicht jeder Busch wird zu einem Baum.\") Wir wollen nun ein paar ausgewählte Sätze, die Korczak ebenfalls verfasst hat mit euch durchgehen und interpretieren lassen.
Sätze Janusz Korczaks: Wie oft gleichen wir (d. h. die Erwachsenen) dem Kinde, das der Katze eine Schleife an den Schwanz gebunden hat, sie mit einer Birne füttert, ihr seine Zeichnungen zeigt und verwundert ist, dass die Undankbare sich taktvoll verdrücken will oder verzweifelt zu kratzen anfängt. Einer der schlimmsten Fehler besteht darin anzunehmen, dass die Pädagogik eine Lehre über das Kind und nicht eine Lehre über den Menschen sei. Je niedriger das geistige Niveau, je farbloser das moralische Antlitz, je größer die Sorge um die eigene Ruhe und Bequemlichkeit ist, desto mehr Weisungen und Verbote gibt es, die nur scheinbar von der Sorge um die Kinder diktiert werden. Der Erzieher, der unangenehme Überraschungen vermeiden will, der nicht bereit ist, die Verantwortung für das zu tragen, was eventuell geschehen kann - ist ein Tyrann für die Kinder.
Ich suchte nach Erziehern unter Handwerkern (Schustern, Maurern, Händlern, Hausmeistern, Straßenbahnschaffnern) - unter gewöhnlichen Menschen. Man glaubt, nur eine Kellnerin vor sich zu haben - und doch ist ihr Lächeln, ihr Gang, ihre Geste, ihr Blick, ihr Tun - auch ohne pädagogische Schulung - erstaunlich zweckmäßig und erzieherisch. Auch das Kind, das ein Vergehen begangen hat, hört nicht auf, ein Kind zu sein. Man darf niemals von Unverbesserlichkeit und davon sprechen, dass aus einem Kind nichts wird. lm Gegenteil, man soll nur von zeitweiligen Unzulänglichkeiten sprechen und davon, dass schon bald alles weder gut Selen wird, dass die Schwierigkeiten und Missverständnisse bald ausgeglichen werden und dass in Zukunft alles wieder im Lot sein wird. Ihr sagt: - Uns langweilt - der Umgang mit Kindern.
Ihr hebt recht. Ihr sagt: - Weil wir uns zu ihren Begriffen erniedrigen müssen. Ihr täuscht euch. Nicht dies quält uns, sondern, dass wir uns zu ihren Gefühlen emporheben müssen, dass wir uns strecken und auf Fußspitzen stehen müssen, um sie zu erreichen. |