In der Entwicklung eines Jugendlichen liegt die Prägung von Neigungen und Vorlieben zu einem Berufswunsch. Um so jünger der Jugendliche, desto größer ist der Einfluss der Eltern und des näheren Umfeldes auf die Meinungsbildung. Das kann dazu führen, dass die Berufswahl nicht den eigentlichen Interessen oder den Leistungsanforderungen entspricht. Auch ein gesellschaftlich auferlegter Zwang sich so gut wie möglich in der Berufswelt zu etablieren, birgt die Gefahr von Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Eine Berufsorientierung mittels Praktikum oder Informationsstellen wie das Arbeitsamt kann Wünsche festigen, bietet aber nur einen kleinen Einblick in das gewählte Berufsfeld. Wenn die Erwartungen nicht oder unzureichend erfüllt werden, kann die Berufswahl zur Fehlwahl werden. Um dies jedoch weitgehend zu vermeiden, ist das vorhandene Wissen über die unterschiedlichen Berufsbilder, das Erkennen der Anforderungen an den Beruf und eine freie Meinungsbildung entscheidend für die Orientierung. Sind die eigenen Fähigkeiten und Wünsche in ein Berufsfeld gefunden, müssen diese auch umsetzbar sein. Sind auf dem Arbeitsmarkt keine Ausbildungsmöglichkeiten vorhanden, ist eine Umorientierung nötig oder lange Anfahrtswege in Kauf zu nehmen. Bekanntlich sind in Städten und Ballungszentren andere Berufe vertreten als in ländlichen oder strukturschwachen Gebieten. Erst mit zunehmendem Alter ist in Folge des häuslichen Ablöseprozesses und der Bildung einer Eigenständigkeit, die Bereitschaft gegeben, für die persönliche Verwirklichung auch den Standort zu wechseln. Dafür muss die nötige psychische Bereitschaft und Belastbarkeit vorhanden sein. Diese ist auch wichtig um eine Außenseiterposition gegenüber der Berufswelt und einem potentiellen Arbeitgeber zu vertreten. Gesundheitliche Einschränkungen, Kompetenzmangel aber auch sprachliche Benachteiligungen stellen häufig ein potentielles Ausschlusskriterium für den Arbeitgeber dar. Von daher ist eine große Herausforderung an Selbstdisziplin und Frustrationstoleranz von hoher Bedeutung. Die Reife, ein stabiler Gesundheitszustand, ein gesundes soziales Umfeld und die Kenntnis der Berufswelt, verbunden mit einem idealen Ausbildungsplatzangebot, sind die Säulen der Berufsfindung. Letztendlich sind sie auch Voraussetzung für eine Berufseignung und erfolgreiche Ausbildung. Die Berufswahl ist ein hochkomplexes Geschehen, das sich theoretisch und begrifflich sehr schwer fassen lässt.
In der Literatur zur Berufswahlproblematik werden die Bildungsfaktoren der Berufswahl in zwei Kategorien aufgeteilt:
1. Als äußere (exogene) Faktoren werden die für jeden Berufswähler relevante objektive Gegebenheiten, wie Arbeitsmarktlage, Ausbildungssituation, etc. sowie individuell verschieden erlebte Lebensbereiche wie Familie, Freundeskreis, Schule, etc. zusammengefasst.
2. Als innere (endogene) Faktoren werden die jeweiligen Eigenschaften wie Fähigkeiten, Interessen, Psyche, Gesundheit, etc. verstanden.
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