5.1 Geldpolitische Ziele
Ihr geldpolitisches Instrumentarium setzt die EZB ein, um das ihr ihrem Statut gegebene Ziel der Preisstabilität zu erreichen. Dieses definiert sie als eine Inflationsrate im Euro-Raum, die unter aber nahe bei 2% liegt.
Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt sie ein sog. Zwei-Säulen-Konzept. als Erste Säule beobachtet sie die Inflationsentwicklung selbst und Größen, die Einfluss auf die Inflation haben wie z.B. das Wirtschaftswachstum oder die Kreditnachfrage. Als Zweite Säule beobachtet sie die Entwicklung der Geldmenge, da ein übermäßig hohes Geldmengenwachstum langfristige Inflationsrisiken anzeigt. Als Referenzwert strebt die EZB eine jahresdurchschnittliche Ausweitung der Geldmenge um 4,5% an.
Diese Strategie gibt der EZB Spielraum, in einer schlechten wirtschaftlichen Lage mehr Geld an die Geschäftsbanken zu vergeben die Zinsen zu senken, also eine expansive Geldpolitik zu betreiben, da aufgrund des geringen Wirtschaftswachstums auch die Inflationsgefahren gering sind. Dann können Banken sich leichter refinanzieren, deshalb mehr Kredite vergeben und die Zinsen senken, was Investitionen und Konsum) stimuliert.
In einer Hochkonjunktur besteht hingegen die Gefahr, dass es zu einer stärkeren Inflation kommt. Dann betreibt die EZB eine kontraktive Geldpolitik, d.h. sie vergibt weniger Geld und erhöht ihre Zinsen, erschwert damit die Kreditvergabe, verteuert Investitionen.
Dies alles gilt immer unter der Voraussetzung, dass die aktuelle Inflation keine andere Politik nahelegt: Ist in einer wirtschaftlichen Schwächephase die Inflation hoch, so dürfte die EZB ihre Zinsen dennoch nicht senken.
5.2 Geldpolitische Instrumente
Unmittelbar beeinflussen kann die EZB nur die Zinsen im Geschäft zwischen ihr und den Geschäftsbanken (sog. Notenbankzinsen). Da letztere günstigere oder ungünstigere Finanzierungsbedingungen aber an ihre Kunden weitergeben, ändern sich in Reaktion auch die Marktzinsen, und zwar zunächst die am Geldmarkt (kurzfristige Zinsen), dann auch die am Kapitalmarkt (langfristige Zinsen).
5.2.1 Offenmarktgeschäfte
Sie sind das wichtigste Instrument der EZB und bilden den Mittelpunkt der Geldpolitik des ESZB. Sie dienen zur Steuerung der Zinsen, der Liquiditätslage und zum Aufzeigen des geldpolitischen Kurses. Die Initiative zu Offenmarktgeschäften geht von der EZB aus.
Das eindeutig wichtigste ist das Hauptrefinanzierungsinstrument (Haupttender). Den Zinssatz des Hauptrefinanzierungsinstruments nennt man Leitzins. Er liegt derzeit bei 2%. Das andere wichtige sind die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (Basistender).
Durch die Offenmarktgeschäfte erhalten die Geschäftsbanken den Großteil ihres Geldes gegen die Verpfändung von Sicherheiten (z.B. Wertpapiere). Die Transaktionen finden an einem Tag pro Woche (Hauptrefinanzierungsinstrument) beziehungsweise einmal im Monat (längerfristige Refin.) statt.
Außerdem gehören noch die Feinsteuerungsoperationen und die strukturellen Operationen (beides Schnelltender) in diesen Bereich.
5.2.2 Ständige Fazilitäten
Das sind die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität. Mit den Spitzenrefinanzierungsfazilitäten können die Geschäftsbanken sich kurzfristig (über Nacht) Geld besorgen, mit den Einlagefazilitäten Geld kurzfristig (über Nacht) anlegen. Der Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilität bildet die obere Grenze des Zinskorridors, die Einlagenfazilität bildet die untere Grenze des Zinskorridors.
5.2.3 Mindestreserve
Durch sie sind die Geschäftsbanken verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz (momentan 2%) ihrer Kundeneinlagen bei der EZB zu hinterlegen. Durch die Höhe des Zinssatzes kann die EZB die Menge des im Umlauf befindlichen Geldes steuern. Um Wettbewerbsnachteile für Banken auszugleichen erhalten diese Zinsen in der Höhe des Leitzinses.
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