Anfang der 80er kam es wegen der Massenarbeitslosigkeit gerade von Gastarbeitern zu einer Verelendung und Kriminalisierung Kreuzbergs. Viele jetzt gutverdienenden ehemaligen Mitglieder der antiautoritären Bewegung begannen deshalb, Kreuzberg zu verlassen und die alte Kiezstruktur löste sich langsam auf.
Außerdem nahm die Stadtverwaltung von der "Kahlschlagsanierung" in Kreuzberg aufgrund großer Proteste Abstand. Statt dessen begann sie mit einer "sanften" Sanierung an, bei der man viel Wert auf Erhaltung der Bauten legt. Jedoch stiegen mit den Sanierungen auch automatisch die Mieten, eine Art "indirekte Räumung", weil auf diese Weise die naturgemäß armen alternativen Wohnprojekte und Ausländer wegziehen müssen.
Die Berliner Autonomen Gruppen waren noch relativ unbedeutend, da Autonome Aktionen immer bei konkreten Anlässen (Wackersdorf, Startbahn West) ansetzten, und dies in Berlin nicht gegeben war. Das änderte sich schlagartig mit dem 1. Mai 1987, an dem in Kreuzberg ein Straßenfest gefeiert wurde. Nach Spannungen begann die Polizei den Platz zu räumen, und es schlossen sich heftige Straßenschlachten an, wobei Teile der "normalen" Kreuzberger Bevölkerung sich den Unruhen anschlossen, die tagelang andauerten. In dieser Nacht liegt der "Mythos Kreuzberg" begründet, weil die Teilnahme von Teilen der Bevölkerung der isolierten Szene gewaltigen Auftrieb gab, sowie die Hoffnung nährte, die Distanz zwischen der intellektuellen Linken und der Bevölkerung, als deren Interessenvertreter man sich verstand, zu überwinden. Außerdem vollzog sich die endgültige Trennung von der ehemaligen antiautoritären Bewegung, weil die Alternative Liste (Die Grünen) die Unruhen scharf verurteilte. Die "revolutionären 1. Mai Demonstrationen", die man ab 1988 unternahm, waren (und sind) Anlaufpunkte für die gesamte Autonomenszene der BRD, um ihrer Unzufriedenheit mit dem System Ausdruck zu verleihen, und stets von Gewaltätigkeiten begleitet.
Die Stadtverwaltung begann nun, um die Kontrolle nicht zu verlieren, die Polizei in Berlin dauerhaft zu verstärken, in Berlin kamen (und kommen) auf einen Polizisten 250 Bürger, ein höheres Verhältnis als in jedem anderen Bundesstaat. Außerdem fing man an, wesentlich aggressiver gegen Proteste vorzugehen, so wurde z.B. beim Reagan-Besuch am 12.06.87 der gesamte Bezirk Kreuzberg abgeriegelt, trotzdem kam es zu schweren Auseinandersetzungen.
Neben militanten Demonstrationen wurden ab Mitte der 80er Jahre auch dauerhaft direkte Aktionen unternommen. Diese reichten von Spray- und Plakataktionen bis zu Angriffen auf Personen, deren Adressen über Szene-Publikationen verbreitet wurden, oder Objekte.
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