Nach den 1.Weltkrieg ergab sich eine neue weltwirtschaftliche Situation:
Deutschland musste Reparationen an Frankreich und Großbritannien zahlen, welche wiederum Kriegsschulden an die USA hatten; die USA waren die einzigen, die finanziell und wirtschaftlich gesehen gestärkt aus dem 1.Weltkriegs herausgingen.
Die neue weltwirtschaftliche Situation:
1. England konnte nicht weiter seine weltwirtschaftliche Führungsrolle aus dem 19.Jahrhundert beibehalten, d.h. niemand leitete und kontrollierte mehr das weltwirtschaftliche Geschehen, und vergab die nötigen antizyklischen Kredite.
2. Der Goldstandart wurde von einigen Ländern nicht konsequent eingehalten.
3. Hohe Arbeitslosenzahlen in ganz Europa, besonders jedoch in der Weimarer Republik
4. Neue Produktionsstrukturen: Von der Montanindustrie zur Chemie und Elektrotechnik
5. USA wird zum "Gläubigerstaat" (vgl. Geschichtsbuch S.244)
6. Deutschland reagiert auf die neue wirtschaftliche Situation falsch, und versucht Zahlungsbilanzdefizite anstatt durch Anpassung mit Kreditaufnahme von den USA zu kompensieren.
Ausgangslage und Verlauf der Krise in den USA:
Private Banken sammeln sehr viel finanzielle Macht, über die und den sich daraus ergebenden Pflichten sie sich zum größten Teil nicht bewußt sind; sie reagierten auf die momentane wirtschaftliche Situation allein nach ihren Interessen, d.h. wenn sie selbst viel Geld zur Verfügung haben (meist zu Zeiten konjunkturellem Aufschwungs) vergeben sie günstige Kredite; wenn sie kein Geld haben verlangen sie einen hohen Zinssatz.
So investieren viele Privatleute mit günstigen Bankkrediten in der Hoffnung auf hohe Spekulationsgewinne in die momentan boomende Börse; viele Aktiengesellschaften haben sich jedoch auch verschuldet, spekulieren selbst mit den Auf- und Verkäufen anderer Firmen, sind selbst nicht ihrer Kursentwicklung entsprechend produktiv aktiv und sind an der Börse stark überbewertet. Der Dow-Jones-Index stieg innerhalb von drei Jahren auf das fast Vierfache! Am "Schwarzen Freitag", dem 25. Oktober 1929 begannen die Aktienwerte unkontrolliert zu fallen; Panikverkäufe lösten weitere Kursstürze aus.
Ursachen und Auswirkungen in Deutschland:
Durch die Spekulationen in Amerika floß ab 1928 merklich weniger Kapital nach Deutschland, was einen leichten Konjunkturabschwung verursachte. Ab 1929 kam noch weniger finanzielle Unterstützung, da die USA mit ihren eigenen finanziellen Fehlentwicklungen zu kämpfen hatten. Die während der 20er Jahre ohnehin schon hohe Arbeitslosenrate (vgl. Buch S.242) stieg rapide an, so daß das finanzielle Gleichgewicht der 1927 in Deutschland gegründeten Arbeitslosenversicherung nicht mehr stimmten. Dies hatte eine Regierungskrise und das Zerbrechen der Koalition zur Folge: Brüning (Zentrum) bildete ein neues Kabinett ohne parlamentarische Mehrheit, daß und nur auf das Vertrauen Hindenburgs basierend regierte.
Als trotz finanzieller Unterstützung der Alliierten 1931 zwei deutsche Banken Konkurs anmelden mußten, kündigten weitere private amerikanische Kreditgeber ihre Darlehen, was die Krise um ein weiteres verschlimmerte.
Zusammenfassend ist anzumerken, daß der Börsencrash 1929 nicht die Ursache, sondern der Auslöser der Weltwirtschaftskrise war; die zum damaligen Zeitpunkt kaum vermeidbaren Ursachen entstanden von den Finanzkräften unerkannt im Verlauf der 20er Jahre. |