Fußball wird weltweit nach denselben Regeln gespielt. Die Regeln zur Steuereinhebung in den EU-Staaten könnten hingegen nicht unterschiedlicher sein. Diese ungleichen Bedingungen locken multinationale Konzerne, aber auch reiche Privatpersonen in die Steueroasen Europas. Unter dem Stichwort \"Steuerharmonisierung\" will die EU diesem durchaus legalen Mißbrauch den Kampf ansagen.
Drei Beispiele zeigen, wie wichtig diese allmähliche Steuerharmonisierung ist:
Als die Niederlande vor wenigen Jahren wichtige Unternehmersteuern senkten, wechselten viele Betriebe vom benachbarten Deutschland ins wenige Kilometer entfernte Steuerparadies Niederlande. Mit ihnen Tausende Arbeitsplätze.
Die Grüne Insel Irland galt noch vor wenigen Jahren als Armenhaus Europas. Die Arbeitslosigkeit war auf Rekordhöhe, die Einkommen im Rekordtief.
Mittlerweile sind die Einkommen leicht angestiegen. Betriebe haben auf der Grünen Insel kräftig investiert, denn ihre Produktionsstätten stehen in einem jungen Steuerparadies.
Viele Firmen haben beim Wechsel von ihrem EU-Heimatland in das andere EU-Land Irland ganz nebenbei noch kräftig am EU-Fördertopf genascht. Bei Irland handelt es sich also nicht um ein Wirtschaftswunder, sondern um ein klassisches Beispiel des Steuerwettlaufes nach unten. Mit Steuergeschenken an die Unternehmer hat die irische Regierung diese Betriebe angelockt. Auf Kosten von Arbeitsplätzen in anderen EU-Ländern.
Wer heute viel Geld und \"gute\" Steuerberater hat, legt sein Kapital steuerschonend an. In Luxemburg etwa brauchen Ausländer die Zinsen von ihrem Kapital nicht versteuern. Und die zu Großbritannien gehörende Insel Man ist nach einem Sondervertrag mit der EU überhaupt vom EU-Recht ausgenommen.
Der Steuerausfall verschärft in vielen EU-Ländern die Budgetsituation, erzwingt zusätzliche Sparmaßnahmen sowie eine weitere steuerliche Belastung des Faktors Arbeit und führt direkt zu mehr Arbeitslosigkeit.
Nach einer Schätzung der EU-Kommission geht ein Drittel der EU-Arbeitslosigkeit auf die steuerliche Belastung der Arbeit zurück.
Weiters ist im Cardiff 2 Bericht der Europäischen Kommission zu lesen, daß unterschiedliche Regelungen der nationalen Steuersysteme ein Hindernis für das Entsehen tieferer Kapitalmärkte und eines größeren Risikokapitalangebots für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) und Forschung und Entwicklung (FuE) sei.
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