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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die code-switching-hypothese



Diese Hypothese behauptet, dass Frauen je nach Situation von einer in die andere Sprache wechseln. Es wird weder von der einfachen Andersartigkeit der weiblichen Sprechweise, noch von einem Mangel ausgegangen, sondern einfach davon, dass Frauen immer entsprechend den sozialen Erwartungen die an ihr Sprechverhalten gestellt werden, von der Frauensprache in die Männersprache oder umgekehrt wechseln. Dabei werden die beiden Sprachen völlig wertungsfrei beurteilt, es sei denn, sie ist nicht situationsangemessen verwendet worden.


Unsere Sprache ist sexistisch, "wenn sie Frauen und ihre Leistungen ignoriert, wenn sie Frauen nur in Abhängigkeit von und in Unterordnung zu Männern beschreibt, wenn sie Frauen nur in stereotypen Rollen zeigt und ihnen so über das Stereotyp hinausgehende Interessen und Fähigkeiten abspricht, wenn sie Frauen durch herablassende Sprache lächerlich macht."

Neben diesem offenen Sexismus findet sich auch viel unterschwelliger Sexismus. Dazu gehört natürlich auch, dass Frauen nicht mitgenannt werden. Leider halten das viele, Männer und Frauen, als überflüssig, da sie der Meinung sind, dass Frauen automatisch mitangesprochen sind. Frauen sind, so wird ihnen versichert, immer mitgemeint, wenn z.B. von Zuhörern, Studenten, Physikern, Mathematikern, Professoren etc. die Rede ist. Das geht solange gut, bis Frauen auf Sätze stoßen wie: "Die Professoren und ihre Gemahlinnen waren auf einem Empfang des Rektorates." Man stelle sich zum Vergleich mal den Satz: "Die Professoren und ihre Ehemänner waren auf einem Empfang des Rektorats eingeladen" vor. So sehr sind Frauen dann offensichtlich doch nicht mitgemeint, denn man kann sie ausnehmen, was man mit Männern nicht machen kann.

Frauen und ihre Leistungen werden oft in Frage gestellt bzw. lächerlich gemacht. So wird z.B. aus der Sekretärin die "Tippse", was eine typisch sexistische Äußerung darstellt. Oder es werden Begriffe wie z.B. "Betthäschen" und "Weibergeschwätz" gebraucht, welche auf Rollenklischees beruhen und nur für Frauen gelten.

Viele uns gebräuchliche Redewendungen und feststehende Ausdrücke, die natürlich für alle Menschen gelten, diskriminieren Frauen oder sind sprachlich von Wörtern abgeleitet die als Bezeichnung für Männer gebraucht werden. Wie z.B.: "ein Mann, ein Wort ...", "Otto Normalverbraucher", "der kleine Mann", "Vater Staat", "ein Fachmann auf seinem Gebiet ...", "Herren sind herrlich, Damen sind dämlich".

Leider bleibt für viele Menschen dieser versteckte Sexismus unerkannt und deshalb wird es auch nicht als wichtig empfunden sich damit auseinander zu setzen.


Um eine gleichberechtigte Sprache zu realisieren, gibt es einige Möglichkeiten, die zur Auswahl stehen. Doch gilt es zu aller erst, Personen von der Wichtigkeit eines Wandels in der Sprache überzeugt werden und sein, die einen entsprechenden Zugang zu den heute so meinungsprägenden Medien haben und auch die nötige Akzeptanz bei einer breiten Masse von Menschen besitzen.

Ich möchte jetzt trotzdem 3 Vorschläge, die in der feministischen Sprachwissenschaft herausgearbeitet wurden, aufzeigen.

- Die Neutralisation

Dieser von Luise F. Pusch 1984 entworfene Lösungsansatz geht davon aus, dass, wenn die Geschlechtsspezifikation wegfällt, für beide Geschlechter auch gleich Chancen gelten, mitgemeint zu sein. Das würde heißen, bei dem Wort "Sprecherin" würde das Suffix "in", welches das Femininum markiert, wegfallen.

Ein Beispiel für diesen Lösungsvorschlag würde folgendermaßen lauten:

"Die Sprecher, welche ihre langen Haare betont offen trug, wurde mit ihrer Professor oft in der Cafeteria gesehen."

Meiner Meinung nach, ist solche Sprechweise eher Folter für die Ohren, als dass es etwas zur Besserstellung der Frau im Gespräch beiträgt.

- Das Generische Femininum

Genau in die Gegenrichtung der Neutralisation, zielt der von Luise F. Pusch 1990 vorgeschlagene Lösungsansatz. Hier wird vorgeschlagen, die Verwendung des Suffixes "in" zu erhöhen. Also sollte einfach eine Umkehrung des jetzigen Sprachgebrauchs erfolgen. So würde ein Beispielsatz z.B. lauten:

"Der Sprecherin bei der Veranstaltung betonte, dass der Verwaltungsbeamtin gute Arbeit geleistet hat."

Auch diesen Sprachregelungsvorschlag finde ich nicht sehr sinnvoll. Ich denke, dass er im alltäglichen Sprachgebrauch keine Chance hat, sich jemals durchzusetzen. Es ist eher ein unter sprachpolitischen Aspekten entworfener Vorschlag, dennoch würde er Männern sehr deutlich aufzeigen, wie einige Frauen sich beim momentanen Sprachgebrauch fühlen.

- Beidbenennung

Die Möglichkeit der Beidbenennung, die von Senta Trömel-Plötz vorgeschlagen wurde, zielt gegen den Umstand, dass es viele Substantive gibt, die sowohl Archielexem (Oberbegriff, Sammelbegriff), als auch Lexem in Opposition zu der weiblichen Form sind. Das sieht bei meinem Beispiel "Sprecher" dann folgendermaßen aus: "der Sprecher" als Archielexem für den männlichen Sprecher und die weibliche Sprecherin. Wenn "der Sprecher" aber als Lexem in Opposition zu "die Sprecherin" steht, ist er nicht mehr geschlechtsneutral und meint nur den männlichen Sprecher.

Daraus resultiert, dass unterbewusst in fast allen Fällen an einen Mann gedacht wird, auch wenn das Substantiv als Archielexem eingesetzt wurde. Frauen werden also latent ausgeschlossen. Frau Trömel-Plötz schlägt nun folgende Regelung vor.

"Die Sprecherin / Der Sprecher" steht für:


die Sprecherin und / oder der Sprecher

"Der Sprecher" steht für:

der Sprecher (Mann)

Es ist auch möglich, die Adjektive weiblich und männlich als Attribute beizufügen. Auch hier will ich zwei Beispielsätze anfügen:

"Die Sprecherin und der Sprecher hielten einen famosen Vortrag."

"Der weibliche und der männliche Sprecher hielten einen famosen Vortrag."

Diese Möglichkeit ist zwar sehr aufwendig, ganz nüchtern betrachtet könnte man sagen:

unökonomisch, wird aber in manchen Bereichen unserer Gesellschaft schon genutzt. Man denke z.B. an Bürgerinnen und Bürger, Wählerinnen und Wähler, Genossinnen und Genossen. Ich denke, dieser Lösungsvorschlag ist der einzige, der eine Chance hat sich durchzusetzen, was man auch mit dem teilweisen Gebrauch belegen kann, wogegen die anderen wohl doch eher theoretischer Natur sind.


Genau wie alle anderen Bereiche des Lebens, ist auch die Sprache einer Entwicklung unterworfen. So wie in den technischen Wissenschaften neue Erfindungen gemacht werden so müssen auch in der Sprache neue Worte gefunden werden. Wie z.B. für Gegenstände oder Tätigkeiten, die es vor 20 Jahren noch nicht gab. Aber nicht nur das, es verändern sich auch teilweise Inhalte bereits existierender Worte und natürlich fallen auch Worte aus dem Sprachgebrauch heraus, da sie nicht mehr gebraucht werden. Alle diese gerade genannten Veränderungen fallen unter die Definition des unterbewussten Sprachwandels. Er entsteht aus der Notwendigkeit, neuen Dingen Namen zu geben und alte Dinge nicht mehr benennen zu müssen. Sein Ziel soll aber nicht sein, "irgend etwas" in dieser Gesellschaft zu verändern.

Der größte Teil des Wandels zu einer gerechteren Sprache in den letzten Jahrzehnten erfolgte im "öffentlichen" Sprachgebrauch. So wurden viele weibliche Berufsbezeichnungen geschaffen und diskriminierende Bezeichnungen wie Fräulein abgeschafft.

Nur in Bereichen, in denen es lohnend ist, Frauen extra mit anzusprechen wird z.B. die Beidnennung praktiziert. So werden in der Politik, in der Frauen über 50% des Wahlvolks ausmachen, Frauen inzwischen konsequent mitgenannt.

Z.B.:

"Bürgerinnen und Bürger",

"Wählerinnen und Wähler",

"Genossinnen und Genossen".

Im Großen und Ganzen kann man jedoch feststellen, dass ein wirklich entscheidender Wandel zu einer gleichberechtigten Sprache noch lange nicht vollzogen und zu verzeichnen ist.



Schlussbetrachtung:



"Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt!"

(L.Wittgestein)



"Was nicht sprechbar ist, ist auch nicht denkbar."


Diese beiden Zitate drücken sehr deutlich aus, welche Macht Sprache hat.

Meiner Meinung nach gibt es keine richtige und keine falsche Sprache. Es wäre auch nicht erstrebenswert, wenn Frauen auf einmal wie Männer reden würden oder Männer wie Frauen. Um die "Sprache der Frauen" akzeptierter und verstandener zu machen, sollten die Frauen einfach versuchen in allen Bereichen der Gesellschaft präsent zu sein. Männer dagegen sollten versuchen, mehr auf die weibliche Sprechweise zu achten und begreifen, dass sie kein Defizit ist, sondern nur "anders". Allerdings wird das noch eine ganze Zeit dauern, bis Frauen und Männer auf einer Sprachebene miteinander sprechen können und sich endlich auch "verstehen"!



"Keiner versteht den anderen ganz, weil keiner bei demselben Wort genau das selbe denkt wie der andere."


(J.W.Goethe)







 
 

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