Schulische Bildung:
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Etwa 20% der schulfähigen Kinder des Südens können nicht zur Schule gehen. Viele Familien können sich den Schulbesuch für ihre Kinder nicht leisten (auch wenn die Kinder zusätzlich ein kleines Tageseinkommen mit nach Hause bringen). Auch die staatlichen Schulen sind nicht überall kostenlos.
Insbesondere die hochverschuldeten Länder des Südens können weder durch ihr Steueraufkommen noch durch ihre wirtschaftlichen Aktivitäten am Weltmarkt genügend Mittel erwirtschaften, um Schulen und Ausbildungsstätten von hoher Qualität für alle Kinder und Jugendlichen aufrecht zu erhalten. Selbst die Besoldung der Lehrkräfte ist für viele Länder ein großes Problem.
Die schwierige wirtschaftliche Situation vieler Länder des Südens macht es den Regierungen unmöglich, die bestehenden Schulgebäude ausreichend in Stand zu halten, zu modernisieren oder neue Schulgebäude und Klassenräume zu errichten.
Bildung ist Hilfe zur Selbsthilfe
Nur eine gute Grundbildung und eine qualifizierte Berufsausbildung ermöglichen es jungen Menschen, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten, ihre Familien zu unterstützen und einen Beitrag zur Entwicklung ihres Landes und seiner Gesellschaft zu leisten.
In einigen Ländern des Südens werden weniger als die Hälfte der schulpflichtigen Mädchen eingeschult. Zwei Drittel aller Schulabbrecher sind Mädchen. Ohne Schulbildung sind sie auch von der Berufsausbildung ausgeschlossen. Sie heiraten früh und bekommen früher Kinder. Durch mangelnde Bildung fehlt den jungen Frauen eine wichtige Voraussetzung, um bewusste Entscheidungen über ihr Leben treffen zu können.
Berufliche Bildung:
"Mindestens 1,7 Milliarden zusätzliche Arbeitsplätze müssen bis zum Jahr 2050 weltweit geschaffen werden - allein um das heutige Beschäftigungsniveau zu erhalten.\" So das Ergebnis einer internationalen Studie. Und das, obwohl in vielen Ländern des Südens der Bedarf an Erwerbsarbeit aufgrund des rapiden Bevölkerungswachstums bereits heute erheblich schneller zunimmt, als Arbeitsplätze geschaffen werden können.
In den Ländern des Südens ziehen immer mehr Menschen vom Land in die Städte, weil die Erträge der Landwirtschaft sie nicht mehr ernähren. Noch sind knapp 60 Prozent der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt, aber eine dramatische Verschiebung zum industriellen und vor allem zum Dienstleistungssektor des städtischen Raums zeichnet sich deutlich ab. Die Niedriglöhne in Entwicklungsländern begünstigen diesen Trend noch, der die heute schon hohe Arbeitslosigkeit und die prekäre Armut in vielen Städten noch verschlimmert.
Berufliche Qualifizierung bereits in der Grundschule?
Der größte Teil der Jugendlichen in den Länder des Südens hat nicht die Möglichkeit, mehr als sechs Jahre eine Schule zu besuchen und somit auch kaum die Chance zu einer beruflichen Qualifizierung außerhalb der Schule. Die vorberufliche Bildung in den letzen Klassen der Grundschule ist sehr wichtig, da sie oft die einzige berufliche Qualifizierung bleibt. In den Schulsystemen vieler Länder ist dies bereits in den Lehrplänen der Grundschulen vorgesehen, kann aber auf Grund von unzureichender Ausstattung der Schulen, fehlendem Lehrpersonal und knappen Mitteln der Schulbudgets nicht umgesetzt werden.
70 Prozent der Armen in der Welt sind Frauen, dabei leisten sie weltweit mehr als die Hälfte aller Arbeitsstunden und produzieren gerade in den Ländern des Südens den größten Teil der Nahrungsmittel. Mädchen und Frauen arbeiten größtenteils im häuslichen oder ungeschützten Bereich der Wirtschaft.
Sie haben keine rechtlich geschützte Stellung und sind ohne Renten- und Krankenversicherung. Ihre vielen Arbeitsstunden bleiben \"unsichtbar\", sie werden in keiner Wirtschaftsstatistik aufgeführt.
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