Obwohl die allgemeinen touristischen Entwicklungsvorgänge in den Regionen Allgäu, Oberland und Südostoberbayern ziemlich parallel verliefen, so lassen sich jedoch regionale Eigenheiten der drei deutschen Alpengebiete erkennen. Sie unterscheiden sich vor allem in Art und Struktur des Hotel- und Gastgewerbes. Dennoch kann festgehalten werden, dass im gesamten Alpenraum ein Wandel vom agrarisch geprägten Gebiet zu einer charakteristischen Fremdenverkehrsregion von statten ging. Je nach naturräumlicher Ausstattung haben die einzelnen Regionen Schwerpunkte in ihren Fremdenverkehrsangeboten aufzuweisen. Wie schon erwähnt, spielt hierbei das Verhältnis von gewerblichen und privaten Unterkünften eine Rolle, da so Rückschlüsse über die Intensität des Fremdenverkehrs gezogen werden können.
3.1. Region Allgäu
Der westlichste deutsche Alpenteil, das Allgäu, weist deutliche Merkmale einer ausgeprägten Doppelsaison auf. Die Übernachtungs-, und Gästeankunftszahlen sind gleichmäßig auf die Sommer- und Wintersaison verteilt (jeweils rund 40 %) , die restlichen 20 % sind zu gleichen Teilen auf Herbst und Frühjahr verteilt. Als Hauptgrund für die gleichmäßige Verteilung kann das naturräumliche Potential gesehen werden. Die weitläufigen Almwiesenbereiche des Allgäus, die sich vor allem in den Allgäuer Voralpen antreffen lassen, sind auf Grund ihrer naturräumlichen Erscheinung als hervorragendes Wandergebiet geeignet. Für die Wintersaison spielen die Allgäuer Hochalpen, mit dem Zentren Oberstdorf und Kleinwalsertal, die dominierende Rolle, da hier bei Höhenlagen über 1000 m bis in den April hinein Wintersport möglich ist. Das Kleinwalsertal hat innerhalb des deutschen Alpenraumes einen Sonderstatus. Als deutsches Zollanschlussgebiet ist es wirtschaftlich an Deutschland gebunden, politisch gehört es zu Österreich. Durch seine von Österreich isolierte Lage, kein Verkehrsweg dorthin ist vorhanden, wurde 1891 der Zollanschlussvertrag in Kraft gesetzt. Heute ist das einstmals fast ausschließlich von der Landwirtschaft geprägte Tal zu einem Musterbeispiel für ein Fremdenverkehrsgebiet geworden. Zahlreiche Aufstiegshilfen prägen das Landschaftsbild des aus zwei Tälern bestehenden Gebietes (siehe Karte).
Ein weiterer Besuchermagnet ist das Casino Kleinwalsertal, welches als eines der wenigen schon ab 18 Jahren Einlass gewährt. Im Jahr sind es rund 220000 Gästeankünfte, sowie 1,7 Millionen Übernachtungen die auf rund 12000 Gästebetten (davon etwa 5500 in Privatquartieren und Ferienwohnungen) verteilt sind.
Der Kur- und Bädertourismus ist im Allgäu weniger bedeutend, lediglich Oberstaufen genießt einen guten Ruf als Schrothkurort. Als weiteres bedeutendes Ausflugsziel ist Hohenschwangau zu nennen. Die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau werden jährlich von rund 1,5 Millionen Besuchern besichtigt, vorwiegend sind dies japanische und amerikanische Reisegruppen.
1997 hatte die gesamte Region Allgäu rund 1,2 Millionen Ankünfte sowie 8,1 Millionen Übernachtungen zu verzeichnen( Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung). Ein Vergleich mit den Zahlen von 1980 (rund 1 Millionen Ankünfte; 10,3 Millionen Übernachtungen - Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung), ein Problem auf welches später noch näher beschrieben wird; den Wandel zu einem vorwiegenden Naherholungsbereich. Trotz aller Probleme hat der Tourismus eine enorme Bedeutung, die Wirtschaftskraft ist mit der des gesamten produzierenden Sektors gleichzusetzen, rund 45% des Bruttosozialproduktes werden durch den Fremdenverkehr erwirtschaftet. Starke Konkurrenz für diese Region sind die benachbarten österreichischen Ferienregionen Tirols und Vorarlbergs, die deutlich günstigere natürliche Vorraussetzungen, vor allem für den Wintersport aufweisen (v.a. Höhenlage).
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