Helene Wessel (dt. Zentrumspartei)
Helene Wessel wurde am 06.07.1898 in Dortmund geboren. Sie hatte drei ältere Geschwister und ihr Vater war Eisenbahnführer, womit sie also in kleinbürgerlichen Verhältnissen aufwuchs. 1915 bekam sie nach ihrer Ausbildung zur Stenotypistin eine Stelle als Sekretärin im Büro der deutschen Zentrumspartei. Dort lernte sie Johannes Gronowski kennen, der ihr ein Freund und politischer Mentor wurde. Er war es auch, der sich um ihre Ausbildung zur Fürsorgerin kümmerte und ihr politisches Interesse weckte. 1917 trat Helene Wessel dann der Zentrumspartei bei und hatte auch gleich eine führende Rolle in der parteilichen Jugendorganisation inne. Die Zentrumspartei förderte die Frauenpolitik nicht, sie legte den Frauen aber auch keine Steine in den Weg. 1928 ist sie als jüngste Zentrumsabgeordnete im preußischen Landtag Sozialpolitische Fraktionssprecherin. Bis zum Ende der Weimarer Republik machte sie eine beachtliche parteipolitische Karriere im linken Zentrumsflügel.
1933 wurde sie dann als weltanschauliche Gegnerin des Nationalsozialismus vom Regime als "politisch unzuverlässigt" eingestuft und mußte somit ihre politische Karriere aufgeben. Auch ihrer sozialfürsorgerischen Tätigkeit durfte sie nicht nachgehen. So arbeitete Helene Wessel während der NS-Zeit als Sekretärin in einem Dortmunder Krankenhaus. Sie brach beachtenswerterweise trotz andauernder Gestapo Überwachung den Kontakt zu ihren politischen Freunden nicht ab.
Nach der Kapitulation 1945 war Helene Wessel am 14. Oktober desselben Jahres mitbeteiligt an der Neugründung der Zentrumspartei. Sie war als eine der wenigen gegen die Fusion mit der CDU. Trat ein für Grundrechte, individuelle Freiheitsrechte, Gleichberechtigung der Frau und die Verankerung der Parteiendemokratie. Im Oktober 1949 wurde sie mit 95% der Stimmen zur Parteivorsitzenden gewählt, was sicher auch als Lohn für ihre Arbeit im parlamentarischen Rat anzusehen ist.
Davor stimmte sie allerdings noch gegen das Grundgesetz, da darin ihrer Auffassung Folgendes fehlt: das Elternrecht als Naturrecht, die sozialen Grundrechte und die plebiszitären Elemente. In einem Brief an Ernst Lang 1954 drückte sie dies so aus: "...diese Verfassung garantiert keine echte Demokratie mehr und gibt dem Volk nicht, was ihm in einem demokratischen Staat gebührt."
Gestorben ist sie am 13.10.1969 in Bonn.
Dr. Elisabeth Selbert (SPD)
Geboren am 22.09.1896 in Kassel als zweite von vier Töchtern, der Vater ist Gefangenenaufseher in der Jugendstrafanstalt, besuchte sie bis 1912 die Mädchenrealschule. Bei ihrem Abgang erhält sie weder ein Zeugnis, noch hat sie die Mittlere Reife. Dies sieht sie als Unverschämtheit an, da Jungen automatisch nach derselben Zeit in der Schule die Mittlere Reife erhalten. Sie wurde Auslandskorrespondentin, da das Geld für eine Lehrerinnen Ausbildung nicht genügte. 1916 nahm sie eine Anstellung im Telegraphendienst der Post an. 1919 lernte Elisabeth Selbert mit Adam Selbert ihren künftigen Mann kennen, der seit 1913 SPD Mitglied ist. 1919 trat auch sie der Partei bei, 1920 folgte ihre Hochzeit. Bei Parteitagen sprach sie zu Frauenkonferenzen, sie engagierte sich für eine politisch-parlamentarische Teilhabe von Frauen.
1926 holte Elisabeth Selbert nach Absprache mit ihrem Mann das Abitur nach und studierte Jura. Nach sechs Semestern bestand sie das erste Staatsexamen, ein Jahr später wurde sie Doktor der Rechtswissenschaften. 1934 wurde sie sogar als "Kassels erste Staatsanwältin" in der Zeitung erwähnt. Während des NS-Regimes mußte sie mit ihrer Tätigkeit die Familie ernähren. Adam Selbert war als Schutzhäftling in ein Konzentrationslager gekommen und wurde anschließend mit einem Berufsverbot belegt. Sie folgte der Taktik des Abwartens und des Stillhaltens, da ein Märtyrertum ihrer Ansicht nach keinen Sinn machte. 1948 verpflichteten die Amerikaner Elisabeth Selbert, wieder in die Politik einzusteigen. Die Formulierung "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" stammt von ihr. Sie setzte sich vehement dafür ein, dass es genau so im GG heißt. Ein Zitat von ihr 1949: " Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass man heute weitergehen muss als in Weimar und dass man den Frauen die Gleichberechtigung auf allen Gebieten geben muss." In der ersten Lesung wurde diese Formulierung abgelehnt, selbst die drei anderen Frauen waren unschlüsssig. Bei Frauenverbänden und ähnlichem appelliert sie für den Gleichberechtigungsartikel.
Die Annahme des Artikels am 18.01.1949 bezeichnet Elisabeth Selbert selbst als ihre Sternstunde.
Am 09.06.1986 starb sie in Kassel.
Helene Weber (CDU)
Am 17.03.1881 wurde sie in Ebersfeld, heute ein Stadtteil von Wuppertal, als zweites von sechs Kindern geboren. Sie besuchte die Volksschule und die höhere Töchterschule und begann 1897 ein Lehrerinnen-Bildungsseminar in Aachen. Dort machte sie 1900 ihr Examen und studierte anschließend Geschichte, Philosophie, Romanistik und Sozialpolitik. Sie war bis 1916 an mittleren und höheren Schulen tätig, dann übernahm sie die Leitung der Sozialen Frauenschule des katholischen deutschen Frauenbundes in Köln. 1919 kandidierte Helene Weber in Düsseldorf für die Zentrumspartei und wurde in das Preußische Ministerium für Wohlfahrt berufen. Sie war bis 1920 in de werfassungsgebenden. Bis 1920 war sie Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung, von 1922-24 Mitglied des Preußischen Landtags und von 1924-33 war Helene Weber Ministerialrätin für "Soziale Ausbildung" im Reichstag. 1930 bekam Helene Weber von der Uni Münster den Ehrendoktor der Staatswissenschaften verliehen. Auch sie wurde 1933 wegen "politischer Unzuverlässigkeit" aus dem Staatsdienst entlassen. Bis 1943 praktizierte sie dann Fürsorge- und Caritasdienste in Berlin. 1945 schloss sich Helene Weber direkt der neugegründeten CDU an, wurde 1946 in den Nordrhein-Westfälischen Landtag gewählt und gehörte bis 1948 zusätzlich dem Zonenbeirat an. Sie befasste sich mit sozialpolitischen Fragen, ihr spezielles Interesse galt der Frauenbildung, der Jugendwohlfahrt und dem Familienrecht.
Am 25. 07.1961 starb sie in Bonn.
Friederike Nadig (SPD)
Friederike Nadig wurde am 11.12.1897 in Herford geboren. Sie lernte den Beruf der Verkäuferin, ging nach dem ersten Weltkrieg auf die Soziale Frauenschule in Berlin. 1922 machte sie dann das Examen der Wohlfahrtspflegerin und war seither Fürsorgerin. Der SPD schloss sie sich schon 1916 an, nachdem sie drei Jahre beim Arbeiterjugendbund war. Von 1930-33 war sie Mandatsträgerin im Westfälischen Provinziallandtag, mußte ihre politische und berufliche Laufbahn aber 1933 als bekenntnistreue Sozialistin aufgeben. Nach dem zweiten Weltkrieg war Friederike Nadig Geschäftsführerin der AWO in Ostwestfalen. 1947 wurde sie Mitglied im Nordrhein-Westfälischen Landtag. Sie war der Meinung, dass das Grundgesetz deswegen den Wille der Frauen wiederspiegeln muss, weil diese den Großteil der Bevölkerung ausmachen. Die unverheiratete Friederike Nadig konzentrierte sich hauptsächlich auf die Durchsetzung der Gleichberechtigung im Ehe- und Familienrecht.
Gestorben ist sie am 14.08.1970 in ihrem Geburtsort Herford.
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