Kurzes Statement über die Geburtenzahlen von 1970 - 1990:
Die deutsche Bevölkerung altert und schrumpft. Nur langsam ist dieser schleichende Prozess in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Hohe internationale Zuwanderungsgewinne und die Geburtenzahlen starker Jahrgänge haben in den 1980er und 1990er Jahren den Blick für den seit Jahrzehnten angelegten Schrumpfungsprozess verstellt. Denn bereits seit 1970 liegt die Kinderzahl je Frau mit 1,4 ein Drittel unter dem Wert von 2,1, der für die Bestandserhaltung erforderlich wäre.
Mit jeder neuen Generation fehlen damit ein Drittel mehr potenzielle Mütter. Erst als die drastisch sinkende Geburtenzahl in den neuen Ländern zur Schließung von Kindergärten und Schulen führte, wurde den Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung eine größere politische und planerische Aufmerksamkeit zuteil.
Der Demographische Wandel allgemein:
Der demographische Wandel ist eine der größten Herausforderungen für die Zukunft unseres Landes. Als Herausforderung erweist sich dabei weniger der langfristige Bevölkerungsrückgang in Deutschland - nach den neusten Bevölkerungsvorausberechnungen von derzeit 82 Mio. auf 75 Mio. Menschen im Jahre 2050 -, sondern vielmehr die zunehmende Alterung der Bevölkerung, die unsere sozialen Sicherungssysteme in Schwierigkeiten bringt und nach langfristigen Anpassungsstrategien verlangt.
Altern der Bevölkerung bedeutet, dass sich die Zusammensetzung der Bevölkerung immer mehr in Richtung älterer Menschen verschiebt. Entscheidend ist also nicht eine wachsende Zahl älterer Menschen, sondern der wachsende Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung. Wie neueste Modellrechnungen zur Bevölkerungsentwicklung zeigen, wird der Anteil der 65-Jährigen und älteren von heute 17,1 % auf 29,6 % im Jahre 2050 steigen; zugleich wird sich der Anteil der Hochbetagten (80 Jahre und älter) auf etwa 12 % erhöhen und damit mehr als verdreifachen.
Die demographische Alterung Deutschlands ist keineswegs neu, sondern eine Entwicklung, die schon seit über 100 Jahren im Gange ist. Ursachen hierfür sind die langfristigen Veränderungen der Geburtenhäufigkeit - vor allem die Geburtenrückgänge um 1900 und um 1970 - und der kontinuierliche Anstieg der Lebenserwartung. Die gestiegene Lebenserwartung war zunächst die Folge des Rückgangs der Säuglings- und Kindersterblichkeit. Heute ist die zunehmende Lebenserwartung der älteren Menschen für diesen generellen Anstieg der Lebenserwartung verantwortlich.
Gemessen am Lebenshorizont einzelner Generationen ist die Alterung der Bevölkerung ein irreversibler Vorgang, weil sie im heutigen Altersaufbau der Bevölkerung bereits angelegt ist. So sind die Rentner des Jahres 2050 bereits geboren, ihre Zahl steht mehr oder weniger fest. Steigende Geburtenzahlen oder Zuwanderungen in den heutigen Größenordnungen können den Prozess der demographischen Alterung lediglich mildern, jedoch nicht umkehren.
Die Auswirkungen der demographischen Alterung zeigen sich am deutlichsten bei den Alterssicherungssystemen, die in Deutschland auf einem so genannten "Generationenvertrag" aufbauen. Für ihre Leistungsfähigkeit kommt es ganz wesentlich auf den so genannten \"Altenquotienten\" an, das heißt das zahlenmäßige Verhältnis der Personen im Rentenalter als potenzielle Leistungsempfänger zu den Personen im Erwerbsalter. Geht man beim Rentenalter vom bisherigen Durchschnittsalter bei Renteneintritt von ca. 60 Jahren aus und legt als Personen im Erwerbsalter die 20- bis unter 60-Jährigen zugrunde, dann ergibt sich derzeit ein Altenquotient von 44, das heißt: Auf 100 Personen im Erwerbsalter kommen zurzeit 44 Personen im Rentenalter. Dieser Altenquotient wird nach den Modellrechnungen des Statistischen Bundesamtes bis 2030 auf 71 empor schnellen und bis 2050 weiter auf 78 steigen. Da die Rentenleistungen letztlich von den Erwerbstätigen erwirtschaftet und finanziert werden müssen, wird eine langfristige Anpassung der Alterssicherungssysteme unumgänglich sein. Eine günstigere Entwicklung des Altenquotienten wäre zu erwarten, wenn man ein Renteneintrittsalter von 65 oder 67 Jahren zugrunde legte (vgl. 10. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung). Dann würde der Altenquotient bis 2050 lediglich auf 55 (Renteneintrittsalter bei 65) oder 47 (Renteneintrittsalter bei 67) ansteigen.
Demographischer Wandel bedeutet aber nicht nur das Altern der Bevölkerung, es verändern sich auch die Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens. Die \"soziale Institution\" der Ehe und Familie verschwindet zwar keineswegs, heiraten und Kinder haben wird aber nicht mehr von nahezu der gesamten Bevölkerung als Lebensmodell gewählt. Bereits heute bleibt ein Drittel aller Frauen und Männer unverheiratet. Der Anteil der Singles, der Alleinerziehenden und der nichtehelichen Lebensgemeinschaften ist in der Altersgruppe von 35 bis 39 Jahren, in der man einen Teil der Familienphase durchlebt, auf 30% (Frauen) angestiegen. Die Betrachtung dieser Altersgruppe wird deshalb gewählt, um z.B. jüngere Alleinlebende, die noch keine Kinder oder Partner haben, oder ältere Alleinlebende oder Paare, deren Kinder den Haushalt bereits verlassen haben, auszuschließen. Mehr als 30 % aller Ehen enden mit einer Scheidung und die enge Verknüpfung von Ehe und Zusammenleben mit Kindern beginnt sich aufzulösen. So werden 27 % aller Kinder von unverheirateten Frauen zur Welt gebracht.
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