2.2.1 Beschreibung des Krankheitsbildes
Es handelt sich hierbei um eine ziemlich neue Krankheitsbezeichnung; als eigenständige Diagnose gibt es diese Krankheit erst seit 1994 in den USA. Das Wort "to binge" kommt ursprünglich aus dem Amerikanischen und heißt ins deutsche übersetzt soviel wie "einen Fressanfall erleben" oder "einen Fressanfall haben". Für die Bezeichnung Binge Eating Disorder (BED) gibt es keinen passenden deutschen Ausdruck, am besten lässt sie sich wohl mit "Essattacken-Störung" übersetzen.
Das bedeutende Merkmal der Binge Eating Störung ist das mehrfache Auftreten von Heißhungerattacken (durchschnittlich über 6 Monate hinweg mindestens zweimal pro Woche), obwohl kein körperlicher Hunger empfunden wird. Bei diesen unkontrollierbaren Attacken wird wesentlich schneller und in größeren Mengen gegessen als üblich, bis der Betroffene sich letztendlich unangenehm voll fühlt. Diese Essanfälle werden vor dem Umfeld verheimlicht und häufig beschreiben Betroffene danach Gefühle von Ekel, Scham, Schuld und Depressionen.
Unbewusst wollen Betroffene dieser Störung ihre Gefühle mit Essen unterdrücken. Essen sowie der Gedanke daran dient als Ersatz für Beziehungen und andere Aktivitäten in der Freizeit.
Im Gegensatz zur Bulimie sind die beschriebenen "Fressattacken" aber nicht mit der regelmäßigen Anwendung von Kompensationsverhalten verbunden. Aus diesem Grund leiden die Betroffenen häufig an Übergewicht (Body Mass Index von 25-30) oder Adipositas (BMI>30). In ihren Essgewohnheiten unterscheiden sie sich dennoch vom "typischen" Übergewichtigen dadurch, dass sie "nur" mehr oder weniger häufig Fressanfälle haben, während sich übergewichtige Menschen ständig überessen.
Eine in den USA durchgeführte Studie zeigte, dass ca. 2% der Bevölkerung von BED betroffen sind. Bei Frauen ist das Auftreten dieser Störung etwa um 1,5-mal wahrscheinlicher als bei Männern.
|