In dem vierten Stadium seines Experiments ging es Sherif um die Rückgliederung der beiden Kleingruppen in eine gemeinsame Großgruppe.
Er wollte damit untersuchen, ob es möglich war, in den zwei nahezu verfeindeten Gruppen, die aufgebauten Spannungen und Aggressionen wieder abzubauen und in allgemeine Gesamtgruppen umfassende Sympathie umzuwandeln.
Dieses vierte Stadium lässt sich wiederum in zwei unterschiedliche Phasen einteilen:
In der ersten wurden die beiden Gruppen in alltäglichen Situationen wieder zusam-men geführt; gemeinsam gingen sie ins Kino, nahmen ihre Mahlzeiten ein und feier-ten.
Diese alltäglichen Situationen ohne jeden eindringlichen Appell an einen Zusammen-halt der Jungen dienten denen aber nur dazu, ihre Gruppenkonflikte direkt und offen auszutragen. Entgegen der Überlegung Sherifs, die Gruppen so näher zueinander zu bringen, sorgten die gegenseitigen Angriffe nur für eine weitere \"Verhärtung der Fronten\".
In der zweiten Phase des vierten Stadiums befanden sich die Jungen ebenfalls in einer gemeinsamen Großgruppe und die direkten Aktivitäten waren denen aus der ersten Phase recht ähnlich, aber nun kam ein weiterer Faktor hinzu: Die gesamte Gruppe musste mit gewissen Widrigkeiten zurechtkommen, die ihrer aller Grundbe-dürfniserfüllung bedrohte. Die für die Jungen scheinbar zufälligen \"Angriffe\" auf das Wohlergehen jedes einzelnen Gruppenmitgliedes, schlossen sie enger zusammen und verstärkten zunächst nur für kurze Zeit ihr Zusammenhaltsgefühl innerhalb der Großgruppe.
Ein einzelnes dieser scheinbar zufälligen Ereignisse reichte allerdings nicht aus, den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe dauerhaft zu stärken und die Jungen verfielen bald schon wieder in ihre alten Verhaltensmuster des gegenseitigen Attackieren.
Nachdem den Gruppen jedoch in mehrere Situationen dieser Art gekommen waren fühlten sie sich wieder als Großgruppe und abschließende Befragungen ergaben ein gemeinhin freundschaftliches Gefühl unter den Mitgliedern der Gruppen.
Sherifs These fand also nur teilweise Bestätigung: Durch das reine zusammenführen der Gruppe in nicht gegeneinander gerichteten Aktivitäten konnte kein enger Zusam-menhalt erreicht werden, eine Festigung des Gruppengefühls entstand erst nach mehreren von außen ausgehenden \"Angriffen\" auf das Wohlbefinden aller Mitglieder der gesamten Gruppe.
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