In der Einleitung erzählt der Autor auf recht amüsante Weise seinen Versuch, der Lernunlust und Demotivation seiner Schüler auf den Grund zu gehen. Er sucht die Ursache zuerst bei sich selbst, dann bei den Schülern und auch bei den Eltern.
Letztendlich entscheidet er sich dafür, seine Schüler zu fragen, welche Dinge sie an dem Unterricht stören. Gemeinsam mit ihrer Hilfe gelingt es ihm, Möglichkeiten zu finden, wie auf die Beschwerden durch verändernde Maßnahmen im Unterricht eingegangen werden könne: *) sich selber woanders hinsetzen dürfen
*) weniger Vorträge des Lehrers
*) häufigere Gruppenarbeit
*) mehr selbständiges Lesen
*) abwechslungsreiche Arbeitsblätter
*) wer fertig ist, darf etwas spielen
So entwickelt der Autor die Idee für sein Buch "Offenes Lernen in 28 Schritten", in dem erklärt, wie jeder Lehrer seine Schüler durch offenes Lernen mehr motivieren kann.
Sozusagen im "2.Teil" des Buches erklärt der Autor die einzelnen Puzzleteile des offenen Lernens und erklärt anhand von Spielen, wie man auch den Kindern nahe bringen kann, dass ein Arbeiten ohne diese nicht möglich ist:
1.Die Lautstärke regeln
Die Sprache ist unser wichtigstes Lehr- und Lernmittel; sie muss für den Zuhörer gut verständlich sein. Starke Nebengeräusche können nur kurz ertragen werden.
Beim offenen Lernen ist sprechen nicht nur erlaubt, sondern es ist das Mittel zum Sprechen lernen. Es ist jedoch wichtig, geeignete Gesprächsregeln und Gesprächsbedingungen zu schaffen, um eine ruhige, angenehme, entspannte Atmosphäre zu erhalten.
Die allgemeine Gesprächsregel:
"Sprich nur so laut, dass nur diejenigen, die angesprochen werden sollen, die Worte verstehen!"
Um auch den Kindern klar zu machen, wie wichtig es ist, diese (es gibt noch viele mehr) Gesprächsregeln einzuhalten, führt der Autor einige Spiele an:
z.B: "Namenflüstern" (Kinder flüstern reihum im Sesselkreis Namen der Mitschüler herum. Ist er beim Inhaber des Namens angekommen, so darf er sich einen neuen ausdenken)
2. Der Gesprächskreis
Der Kreis bietet viele Vorteile:
*) jeder sieht jeden, keiner sitzt weiter vorne oder hinten als der andere
*) durch die Sitzordnung wird Gleichberechtigung symbolisiert
*) man merkt noch mehr, dass es sich um eine Gemeinschaft handelt
Beispiele für Gesprächskreise:
-) Morgenkreis: Kinder berichten, was ihnen am Herzen liegt, was sie beschäftigt oder was sie wissen wollen.
-) Diskussionskreis: dient dazu, klasseninterne Probleme zu diskutieren oder auch der Erörterung von Problemen. So lernen die Kinder u.a. ihre Meinung zu begründen, rückzufragen, zu zu stimmen und ihre eigene Meinung evt. zu ändern.
-) Darbietungskreis: Kinder zeigen Dinge, auf die sie stolz sind, die sie selbst hergestellt haben. Dann erklären sie diese evt. und regen andere Kinder z. b. zu Werkstücken oder Experimenten an.
3. Der Spielkreis
Hier können Unterhaltungsspiele, Konzentrationsspiele, Interaktionsspiele und Rollenspiele durchgeführt werden.
Am Spielbeginn, welcher großen Einfluss auf das weitere Spiel hat, soll:
*) jedes Kind motiviert werden
*) versucht werden, Gemeinsamkeiten zu schaffen
*) der weitere Spielverlauf erklärt werden
Beispiele für Interaktions- und Integrationsspiele:
-) Klatschhupfen: Die Kinder klatschen ihrem rechten Kreis- sitznachbarn zu. In der nächsten Runde wird versucht, das Tempo zu steigern. Dann wird evt. die Richtung gewechselt.(versch. Variationen)
-) Luftballonblume: Der Lehrer bläst einen Luftballon auf, verknotet ihn jedoch nicht. Er sagt, der Luftballon sei eine Blume, die weitergegeben werden soll an einen bestimmten Schüler(z. b. mit der Annahme, dass dieser heute Geburtstag hat). Die Kinder müssen aufpassen, damit die Blume nicht verwelkt, d.h. dem Luftballon nicht die ganze Luft ausgeht.
4. Die Arbeit mit schriftlichen Anweisungen
Es ist nicht nur in der Schule, sondern auch im täglichen Leben essentiell, schriftliche Anweisungen lesen zu können. (z.b. Spielbeschreibungen oder Rezeptbücher)
Der gekonnte Umgang damit ist wichtiger Bestandteil des offenen Lernens. Im Laufe der Zeit sollen die Kinder immer öfter mit Arbeitsanweisungen( mit Hilfe von Arbeitsbüchern oder Lernkarteiblättern) konfrontiert werden, die in mehreren Punkten eine freie Entscheidung des Schülers verlangen.
z. b.
WAS schriftliches dividieren
WIEVIEL alle Rechnungen von S.20, Nr. 1 und 2
WOMIT Bleistift
WIE üben, rechnen
MIT WEM frei
WO frei (am Platz)
WO AUFHEBEN Rechenbuch
WIE KONTROLLE Kontrollblatt
5. Die einfache freie Aufgabenreihung
Mancher Schüler schreibt lieber zuerst und rechnet dann, beim anderen ist es vielleicht genau umgekehrt. Je besser ein Mensch sein System kenn, umso besser kann er sich nach seinem System einrichten und es auch beeinflussen.
Voraussetzung dafür, Kindern die Reihenfolge ihrer Arbeit frei wählen zu dürfen, ist es, dass ein Schüler sinnerfassend Arbeitsaufgaben lesen kann.
Die Erfahrung zeigt, dass viele Kinder trotz freier Aufgabenreihung anfangs immer mit Aufgabe 1 beginnen, mit Aufgabe 2 fortsetzen und mit Aufgabe 3 abschließen, denn erst im Laufe der Zeit beginnen sie, das gewohnte Hintereinander abzuwerfen und sich zu neuen Variationen zu entschließen.
Wichtig ist, dass der Lehrer die schriftlichen Arbeitsaufträge so formulieren soll, dass sich der Schüler von den zur Auswahl stehenden Aufgaben ein möglichst deutliches Bild machen kann, das ihm die Entscheidung für die Reihenfolge erleichtert.
6. Die fächerübergreifende Aufgabenreihung
Die Kinder dürfen nun auch selbst entscheiden, ob sie mit Mathematik, mit Lesen oder mit Schreiben beginnen wollen.
7. Die innerer Differenzierung
Unter innerer Differenzierung versteht man, dass der Lehrer (nach eigener Einschätzung des Leistungsstandes der Schüler gemäß) an die Schüler zu ein und demselben Thema verschieden schwierige Aufgaben zuteilt. Wichtig ist, dass diese gelenkte Differenzierung auf einer unmittelbar vorangegangenen Leistungsfeststellung basieren.
Bei der freien inneren Differenzierung nimmt der Schüler selbst Einsicht in die Arbeitsblätter und entscheidet dann, welchen Auftrag er, seiner Leistungsfähigkeit entsprechend, erledigen will. Diese Entscheidung fördert die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung.
Es kann dazu kommen, dass sich ein Schüler mit einer zu schwierigen Frage überfordert, weil er sein eigenes Können überschätzt hat. Umgekehrt kann es auch sein, dass ein Schüler ein für ihn zu einfaches Aufgabengebiet gewählt hat. (z.B. weil sein Freund es auch gewählt hat, weil er schnell fertig werden will oder weil er Angst vor Misserfolg hat).
Lehrer: "Es ist mir wichtig, dass ihr euch nicht ständig über- oder unterfordert!"
8. Die freie Schwerpunktwahl
Beispiel:
*) "An der Tafel stehen 5 Arbeitsanweisungen aus Mathematik. Sucht euch davon eine Anweisung aus, die euch besonders viel Spaß macht. Sucht euch eine weitere aus, für die ihr euch besonders anstrengen müsst!"
"Wer mit den Aufgaben fertig ist, erledigt noch weitere Anweisungen nach freier Wahl. Ihr habt eine Stunde Zeit. Das ist genug Zeit, die beiden Aufgaben ohne Eile zu erledigen"
Zusammenfassung:
+)Offenes Lernen- Lernen mit allen Sinnen
+)Vorteile des offenen Lernens:
Lehrer wird zum Berater und Begleiter
Die Motivation der Schüler wird enorm gesteigert
+)Es erlaubt eine innere Differenzierung: durch Pflicht- und Erweiterungsaufgaben
+)Kennzeichen des offenen Lernens:
Die Schüler arbeiten :
*) nach eigenem Plan
*) mit eigenem Rhythmus
*) im eigenen Lerntempo
*) ihren Begabungen und Bedürfnissen entsprechend
*) allein, zu zweit oder in Gruppen
*) mit Selbstkontrolle
+)Mögliche Unterrichtsmaterialien:
*) Lerntasche
*) Rechenbrett
*) LÜK -Arbeitskasten
*) Spielkarten
*) Spielpläne
*) und vieles mehr...
+) Die Kinder erwerben:
*) Flexibilität
*) Kreativität
*) Selbstständigkeit
*) Eigenverantwortung
*) Teamfähigkeit
*) Selbsteinschätzung
*) Zeiteinteilung
Durch selbständiges, frei gewähltes Abwechseln von Arbeitstechnik, Arbeitsinhalt, Arbeitsform, etc. wird "spielend" erreicht, dass mehr Kinder über einen längeren Zeitraum hin konzentriert bei der Sache bleiben als in vielen Stunden, in denen im Klassenverband gearbeitet wird.
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