Benutzerfreundlichkeit verstehen wir als übergeordneten Begriff für die Adäquatheit, die Erlernbarkeit und Robustheit eines Programmsystems.
Die Forderung nach Adäquatheit bezieht sich auf
(1) die vom Benutzer verlangte Eingabe,
(2) die vom Programmsystem angebotene Leistung und
(3) die vom Programmsystem produzierten Ergebnisse.
1. zu (1) Die erforderlichen Eingaben sollen sich auf das Notwendigste beschränken. Informationen sollen nur dann vom Programmsystem erwartet werden, wenn sie für die vom Benutzer gewünschten Funktionen erforderlich sind. Das Programmsystem soll dem Benutzer eine flexible Dateneingabe gestatten und Plausibilitätskontrollen der Eingabedaten durchfuhren. In dialogorientierten Programmsystemen kommt der Einheitlichkeit, Klarheit und Einfachheit der Benutzerführung besondere Bedeutung zu.
2. zu (2) Die Leistungsfähigkeit eines Programmsystems soll unter Berücksichtigung der Erweiterbarkeit den Wünschen des Benutzers angepasst sein, d. h. die Funktionen sollen sich auf die in der Spezifikation vorgegebenen Funktionen beschränken.
3. zu (3) Die von einem Programmsystem gelieferten Ergebnisse sollen übersichtlich und gut strukturiert ausgegeben werden und einfach zu interpretieren sein. Das Programmsystem soll dem Benutzer Flexibilität bezüglich des Umfangs, des Detailliertheitsgrades und der Art der Präsentation der Ergebnisse bieten. Eventuelle Fehlermeldungen müssen in einer für den Benutzer verständlichen Form bereitgestellt werden.
Die Erlernbarkeit eines Programmsystems hängt unmittelbar von der Ausgestaltung der Benutzerschnittstellen und der Klarheit und Einfachheit der Benutzeranleitung (oder des Benutzerhandbuchs) ab. Die Benutzerschnittstelle soll so geartet sein, dass sie die Information möglichst realitätskonform präsentiert und eine effiziente Nutzung der angebotenen Funktionen unterstützt.
Das Benutzerhandbuch (siehe nächsten Abschnitt) soll klar und einfach aufgebaut und von unnötigem Ballast frei sein. Es soll dem Benutzer erklären, was das Programmsystem insgesamt zu leisten imstande ist, wie die einzelnen Funktionen aktiviert werden, welcher Zusammenhang zwischen den Funktionen besteht, welche Ausnahmezustände auftreten und wie sie behoben werden können. Außerdem soll es ein Nachschlagewerk sein, das es gestattet, zu Fragen schnell und bequem die richtige Antwort zu finden.
Unter der Robustheit eines Programmsystems verstehen wir die Eigenschaft, die Auswirkungen von Bedienungsfehlern, falschen Eingabedaten und Hardwarefehlern abzuschwächen.
Ein Programmsystem ist robust, wenn die Folgen eines Fehlers in der Bedienung, der Eingabe oder der Hardware in bezug auf eine gegebene Applikation umgekehrt proportional zu der Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Fehler in der gegebenen Applikation sind.
Das heißt, häufig zu erwartende Fehler (z. B. fehlerhafte Kommandos, Tippfehler, ...) müssen mit besonderer Umsicht behandelt werden, seltener erwartete Fehler (z. B. Stromausfall) können großzügiger behandelt werden, dürfen aber trotzdem keine irreparablen Folgen nach sich ziehen.
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