Fremde Staaten - sowohl Wirtschaftsmächte als auch Entwicklungsländer - investieren Jahr für Jahr hohe Prozentanteile ihrer nationalen Geheimdienstbudgets in Spionagemaßnahmen mit dem Ziel, die einheimische Wirtschaft und/oder militärische Machtpositionen zu stärken. Teilweise finanzieren sich einige Nachrichtendienste sogar selbst, indem sie die beschafften Informationen an die heimische Wirtschaft (und u.U. auch an die Industrie von Drittländern) verkaufen.
Ein fremder Staat profitiert konkret auf folgende Weise von der Spionage:
Stützung der nationalen Volkswirtschaft durch Optimierung der eigenen Forschung und Entwicklung
Analyse des Standes der Technik bei Schlüsseltechnologien sowie auf rü-stungsrelevanten Gebieten
Potentialanalyse (Wirtschaftskraft)
Beurteilung der Wirksamkeit von Wirtschaftssanktionen bzw. Embargomaßnahmen
Deviseneinnahmen (Handel mit illegal erlangtem Know-how)
Ursache für die als Folge der Wirtschaftsspionage immer wieder beklagte Wettbewerbsverzerrung ist in erster Linie der Verrat von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen. Es gibt aus der Vergangenheit eine Fülle von Beispielen dafür, daß Firmen immense Summen in die Entwicklung eines Produkts investiert haben, das sie später nicht mehr gewinnbringend verwerten konnten, weil die Konkurrenz bereits zuvor ein identisches Produkt erheblich preiswerter angeboten hat. Für Klein- und Mittelbetriebe kann dies u.U. das wirtschaftliche Aus bedeuten.
Daraus wird deutlich, welchen Schaden Wirtschaftsspionage im Einzelfall anrichten kann. Das genaue Ausmaß des Schadens zu beschreiben, der der gesamten Wirtschaft eines Landes jedes Jahr durch die verschiedenen Spionageformen entsteht, ist allerdings wegen der außerordentlich hohen Dunkelziffer und der Schwierigkeit, einen verläßlichen Maßstab für die materiellen und immateriellen Folgen zu finden, schwierig. Die in diesem Zusammenhang vorgenommenen Schätzungen weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Bei der Erstellung einer aktuellen Schadensanalyse ist insbesondere die Wirtschaft aufgerufen, eingetretene Schadensfälle nicht mehr länger zu ignorieren bzw. zu bagatellisieren, wie dies - vornehmlich wohl aus Imagegründen - nur allzu oft geschieht. Erst die möglichst lückenlose Zusammenführung der Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden mit denjenigen der Wirtschaft erbringt konkretes Zahlenmaterial, das letztlich Ausmaß und Gefahren der Wirtschaftsspionage realistisch widerspiegelt. Für die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft sind sie die Ausgangsbasis für etwaige gesetzgeberische Initiativen, und die Abwehrfachleute sowie die Sicherheitsverantwortlichen in der Industrie gewinnen daraus wichtige Anhaltspunkte für eine Kosten/ Nutzen-orientierte Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen.
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