2.3.1 Beschreibung des Krankheitsbildes
Anorexie Nervosa, die lateinische Bezeichnung für Magersucht, verfehlt die wahre Bedeutung der Krankheit, denn übersetzt bedeutet dieser Ausdruck "nervöser Appetitverlust". Magersüchtige haben durchaus Appetit, jedoch unterdrücken sie diesen zwanghaft.
Die Betroffenen halten strikte Diäten bzw. verweigern gänzlich die Nahrungsaufnahme. Sie setzen sich ständig mit dem Thema "Ernährung" und "Abnehmen" auseinander und machen diese zu ihrem Lebensinhalt. Der eigene Körper wird als Feind angesehen, den es zu bekämpfen bzw. unter Kontrolle zu bringen gilt. Ihren Hunger verleugnen Magersüchtige und versuchen diesen zu unterdrücken, indem sie kalorienarme Flüssigkeit zu sich nehmen oder beispielsweise zuckerfreien Kaugummi kauen. Mahlzeiten mit anderen Men-schen werden vermieden, da der Anblick von Essen bei Magersüchtigen unangenehme Gefühle verursacht. Wenn Familienmitglieder sie erfolgreich dazu gebracht haben, zu essen, nehmen Magersüchtige danach Abführmittel ein oder treiben übermäßigen Sport, um einer Gewichtszunahme entgegen-zuwirken.
Im Verlauf der Krankheit spitzt sich diese extreme Diät zu, sodass sie über mehrere Wochen und Monate kaum Nahrung zu sich nehmen und sich vollkommen in ihren Wahn hineinsteigern. Jedes verlorene Gramm wird als Erfolgserlebnis angesehen, wobei ein konstantes Gewicht für Magersüchtige eine wahre Katastrophe darstellt. Je mehr Gewicht die Magersüchtigen bereits verloren haben, desto beängstigender ist der Gedanke an eine mögliche Gewichtszunahme. Selbst wenn ihre Körper bereits stark abgemagert sind, empfinden sich Magersüchtige noch als zu dick.
Betroffene wollen dadurch, dass sie ihren Körper "unter Kontrolle" haben, Stärke und Unabhängigkeit beweisen, welche ihnen in anderen Lebensbereichen fehlt. Viele haben Angst vor dem Erwachsenwerden und vor den körperlichen Veränderungen, die es mit sich bringt.
In Deutschland sind etwa 80.000 Menschen von der Magersucht betroffen, wobei nur 6% davon männlich sind.
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