20.1 ABC- Analyse
Bei der Rationalisierung kommt es darauf an, sich mit solchen Erzeugnissen und Materialien zu befassen, die einen hohen Anteil am Umsatz des Unternehmens haben. Ein besonders einfaches Hilfsmittel für die Auswahl solcher Erzeugnisse ist die sogenannte ABC-Analyse. Die ABC-Analyse ist ein Hilfsmittel um komplizierte Sachverhalte überschaubarer zu machen und Schwerpunkte zu setzen. Sie findet vorallem im Bereich der Logistik und bei Rationalisierungsmaßnahmen, sowie in der Materialwirtschaft ihre Anwendung.
Bei der Analyse des Produktionsprogramms stellt man immer wieder fest, daß ein großer Teil des gesamten Umsatzes von einem kleinen Teil wichtiger Erzeugnisse bestritten wird, und daß umgekehrt ein kleiner Teil des Umsatzes auf eine größere Zahl weniger wichtiger Erzeugnisse zurückgeht.
Folglich unterscheidet man:
A-Teile - Das sind die aus der Sicht des Umsatzes, aus der Sicht des Gewinnes, aus der Sicht des Deckungsbeitrages oder aus der Sicht der Kosten wichtigen Produkte.
B-Teile - Das sind die eher weniger wichtigen Produkte
C-Teile - Das sind die unwichtigen Produkte mit geringerem Umsatzanteil
Analysen ergeben erfahrungsgemäß in etwa folgende Werte:
A-Teile B-Teile C-Teile
Umsatzanteil in % 80 15 5
Ordnungskriterien für die jeweiligen Teile können z.B. sein:
. Kosten pro Stück oder Einheit
. verkaufte Menge pro Jahr
. Verbrauchswert von Produkten (z.B. Reinigungsmittel, Klopapier,...)
. Umsatz-, Gewinn- und Deckungsbeitrag (pro Jahr)
Beispiel:
Aus diesem Beispiel folgt, daß man die Rationalisierung am besten bei den Erzeugnissen B und F beginnt. Dabei wird unterstellt, daß der prozentuale Anteil der Selbstkosten am Verkaufspreis in etwa gleich ist.
Mit der ABC-Analyse wird sozusagen das Mengen-Wert-Verhältnis ermittelt. Diese Klassifikation hat ebenfalls entscheidenden Einfluß auf die Wahl der Methode der Bedarfsermittlung. Der Bedarf eines teuren Materials (A-Teil) wird meistens deterministisch ermittelt, während der Bedarf der billigeren Materialien (C-Teile) verbrauchsbezogen errechnet wird.
20.2 RSU-Analyse
Bertrachtet man die Verbrauchsstruktur der Materialien, so stellt man im wesendlichen drei Gruppen fest:
. Materialien mit regelmäßigem Verbrauch (Gruppe R)
. Materialien mit schwankendem Verbrauch (Gruppe S)
. Materialien mit völlig unregelmäßigem Verbrauch (Gruppe U)
Wert
A-Teile
B-Teile
C-Teile
Vorhersage-
genauigkeit
hoher Wert
mittlerer Wert
niedriger Wert
R-Teile
hohe Vorhersage-
genauigkeit
(konstanter
Verbrauch)
deterministische Sekundärbedarfs-
ermittlung
terminbezogene
Beschaffungs-
auslösung
stochastische
Sekundärbedarfs-
ermittlung
terminbezogene
Beschaffungs-
auslösung
S-Teile
mittlere
Vorhersage-
genauigkeit
(steigender oder
fallender
Verbrauch)
deterministische Sekundärbedarfs-
ermittlung
bestands- und
bedarfsbezogene
Beschaffungs-
auslösung
fallweise wie
A- oder C-Teile
behandeln
stochastische
Bedarfsermittlung
termin- und/oder
bestandsbezogene
Beschaffungs-
auslösung
U-Teile
niedrige
Vorhersage-
genauigkeit
(unregelmäßiger
Verbrauch)
deterministische Sekundärbedarfs-
ermittlung
bedarfsbezogene
Beschaffungs-
auslösung
stochastische
und/oder
deterministische
Bedarfsermittlung
bedarfs- und
bestandsbezogene
Beschaffungs-
auslösung
Auswirkung der ABC-RSU-Analyse auf Anwendung von Methoden der Materialbewirtschaftung
Eine Differenzierung der Bereitstellungsmaßnahmen für die einzelnen Materialien erscheint angebracht. In vielen Fällen erweist es sich als sinnvoll, die Gliederung der beiden Kriterien zu kombinieren. Eine solche Kombination der ABC-RSU-Analyse führt zu neuen Materialklassen, die einer Differenzierung der Bereitstellungsmaßnahmen zugrunde gelegt werden können.
Begrifferklärung:
stochastisch - statistisch
stochastische Bedarfsermittlung - Sie besteht in einer statistischen Bestimmung des periodenbezogenen Materialbedarfes, indem aus den Verbrauchswerten der Vergangenheit auf den zukünftigen Bedarf geschlossen wird.
deterministisch - auf Stück bezogen
deterministische Bedarfsermittlung - Sie besteht in der exakten Bestimmung des Materialbedarfs nach Menge und Termin und dient in erste Linie der Ermittlung des Sekundärbedarfes bei bekanntem Primärbedarf.
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