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philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Urgeschichtliches



Verzeihen Sie mir, daß ich ganz am Anfang beginne, aber ich möchte bloß sicherstellen, daß Sie sich über die zeitlichen Verhältnisse, über die ich in Kürze schreiben werde, auch im klaren sind. Führt man sich die Jahrmilliarden, die sich diese unsere Erde schon dreht, die unfaßbaren Ereignisse, die die Welt schon gesehen hat, das Wunder der Natur, daß jedes Atom \"weiß\" wo es sich wann, wie und weshalb zu welchem Ding, lebendig oder nicht, fügt, vor Augen, so kann durchaus ein kleiner, meist uneingestandener Schauer über den Rücken laufen, zumindest ergeht es mir in mancher stiller Stunde so. Tatsächlich faßt man nicht mehr von der Welt als ein Babyfläschchen von den Sieben Weltmeeren.
Vor zehn bis 15 Milliarden Jahren entstand unser Universum, vor fünf Milliarden Jahren unsere Erde, und es mußten doch tatsächlich weitere 1,6 Milliarden Jahre vergehen, um erstes Leben erscheinen zu lassen; soweit die Fakten, die den meisten bekannt sein dürften. Seit der \"Kambrischen Explosion des Lebens\" allerdings - vor 570 Millionen Jahren - schreitet die Evolution mit einer immer höheren Beschleunigung, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon beinahe unfaßbare Dimensionen angenommen hat, voran. Vor etwa fünf Millionen Jahren erfindet unser Vorfahr Homo habilis die Technik, also den Gebrauch einfacher Werkzeuge, zu dem auch andere Homiden fähig sind, und vor zwei Millionen Jahren Homo erectus etwas, das den Dingen auch einen Namen gibt: die Sprache. Sie ist ein wesentliches Element in der Evolution, vor allem, weil sachliche Information ab diesem Zeitpunkt beinahe uneingeschränkt verbreitet werden kann; dies bedeutet eine Ausweitung des Informationsflusses auf Generationen, Jahrtausende und gleichzeitig das Entstehen der Tradition. Das dokumentierte Weltwissen, welches sich seiner selbst bewußt geworden ist, ist entstanden, der erste Schritt in Richtung Globalisierung getan, und die Jung´schen Archetypen haben genauso wie die altindische Akascha-Chronik mit der Sprache ein neues Medium der Expression gefunden.
Mit scharfer Kombinationsgabe und der Fähigkeit, Wissenschaften zu verbinden, meint Robert Anton Wilson dazu: \"Der dritte oder semantische Schaltkreis hat mit Artefakten zu tun und entwickelt ein Muster (Realitätstunnel), das an andere weitergegeben werden kann, sogar über Generationen hinweg. Diese Muster oder \"Karten\" können Gemälde sein, wie Illustrationen, aber auch Worte, Konzepte, Werkzeuge (mit den dazugehörigen Gebrauchsanweisungen, die verbal übermittelt werden), Theorien, Musik, usw.
Menschliche Wesen, (domestizierte) Primaten sind Geschöpfe, die mit Symbolen arbeiten. Das bedeutet, daß die, die die Symbole kontrollieren, uns kontrollieren, wie schon einer der ersten Semantiker, Korzybski, beobachtete. [...] Marx und Hitler, Newton und Sokrates, Shakespeare und Jefferson \"kontrollieren\" auch heute noch Teile der Menschheit auf diese Art - durch den semantischen Schaltkreis.\" Die Bedeutung, die Wilson damit der Semantik und der Sprache des Menschen zuteilt, ist, denke ich, nicht zu hoch eingeschätzt.
Als einzige überlebende Art der Gattung Homo kommt uns als Homo sapiens sapiens die Ehre zuteil, die Erfindung unseres Vorfahrs bis ins Äußerste verfeinert, zerlegt, analysiert und verändert zu haben. Er allerdings - Homo erectus - hat irgendwann den außergewöhnlichen evolutionären Schritt getan, ein so großes, umfassendes Bewußtsein entwickelt zu haben, daß er sich selbst erkennt, Dinge unterscheidet, Symbole für Reales setzt und so schließlich zur Erfindung der Sprache kommt. Insofern kann auch eine Parallele zur fernöstlichen Zenphilosophie gezogen werden, man denke nur an so manches Zenrätsel - die übrigens alle allein den Zweck haben, den \"semantischen Schaltkreis\" Wilsons auszuschalten und den Geist für höhere Erkenntnisstufen bereit zu machen - wie etwa: Wie hört sich das Fallen eines Baumes an, wenn es niemand hört? Solche Rätsel beruhen auf dem Paradox der Beobachtung ohne Beobachter und auf der Tatsache, daß jede Beobachtung (ohne die laut Kurzweil weder Zeit noch Welt existieren würden, und für die die Sprache eine Ausdrucksform ist) für das real Existierende, sprich das Beobachtete (oder Platons letzte \"Idee\") ein Symbol setzt, um überhaupt zum \"Erleben\" des Beobachteten zu kommen.
Ein Symbol für etwas real Existierendes zu setzten, ist eine Leistung, die in Ansätzen nur unsere nächsten Verwandten, die Zwergschimpansen oder Bonobos, deren Erbmaterial übrigens zu über 96% mit unserem übereinstimmt, zuwege bringen und bedeutet gleichzeitig die Erfindung des Wortes und den Startschuß für eine Entwicklung, die graphisch nicht dargestellt werden kann. Möchte man alle \"herausragenden, sein Wesen verändernden oder seine Zukunft maßgeblich beeinflussenden Ereignisse\" (und die Erfindung der Sprache gehört sicher dazu) zur Zeitachse auftragen, so ergäbe sich eine Kurve, die im allerletzten Teil fast parallel zur Wertachse verliefe.
Es existieren zum gegenwärtigen Zeitpunkt Homide, die rein von der biologischen Technik, Kehlkopfbau, etc., fähig wären zu sprechen, doch sind sie, schlicht gesprochen, zu dumm dazu; wohl geben sie Laute von sich, doch fehlt das Setzten des Symbols \"Wort\". Daß die Evolution so rasant - und dennoch zufällig - verläuft, ist sicher mit das Verdienst der Sprache, die das Medium der Kommunikation und damit der zwischenmenschlichen Verständigung, ohne die die biologische Entwicklung dieses Grades nicht denkbar wäre, ist, denn Information - erlauben Sie mir den Exkurs in die Physik und Philosophie - oder Negentropie ist das ordnende Prinzip in unserem Universum und übertragen wird sie am schnellsten, aber auch am fehleranfälligsten, wie wir noch sehen werden, eben durch Sprache. Durch die Entdeckung der Sprache wurde ein Stein losgetreten, der den Informationsfluß unheimlich beschleunigte, somit die Entropie auf unserem Inertialsystem Erde verringerte und damit die biologische, psychologische und spirituelle Evolution in unbekannte Sphären schleuderte.
Natürlich waren die Ursprachen des Homo erectus vor zwei Millionen Jahren primitiv, es dauerte weitere 1.994.000 Jahre, bis die ersten großen Städte blühten, doch die Zehnerpotenzen zwischen den herausragenden Ereignissen wurden, dank des immer größeren Informationsflusses, immer weniger.

 
 

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