Beim Studium der Quellen und Zitate bemerkte ich die grosse Relevanz der Sprache. Die Formulierungen und Ausdrücke, die wir benutzen sind Ausdruck unseres Denkens, unserer Einstellung und sind geprägt durch unsere Kultur.
Hier ein Beispiel des ugandischen Sozialwissenschaftlers Mamdani:
"Was macht 2 Millionen Norweger zu einem Volk, und ebensoviele Baganda zu einem Stamm? Ein paar Hunderttausend Isländer zu einem Volk und 14 Millionen Haussa-Fulani zu einem Stamm? Dafür gibt es nur eine Erklärung: Rassismus."
Rassismus ist denn auch die Form, welche die Sicht des Europäers auf den Afrikaner lange Zeit bestimmte, und noch immer bestimmt. Doch wird heute das Problem benannt, und man versucht, z.B. in der Gesetzgebung, diese auf Ethnozentrismus aufbauende Form der Diskriminierung zu verringern.
Die Schwierigkeit, mit der ich bei dieser Arbeit zu kämpfen hatte, war, ein möglichst umfassendes Afrika-Bild zu zeichnen, ohne mich zu sehr in Details zu verlieren. Ich musste aber auch aufpassen, nicht nur die rassistischsten Zitate heraus zu picken, um nicht ein verzerrtes Bild entstehen zu lassen. Ich habe versucht, möglichst die n e u e n Ideen einer Zeit nachzuzeichnen, was aber nicht heisst, dass die alten Stereotype nicht a u c h vorkamen.
Heute noch stösst man häufig auf Vorstellungen, die in der griechisch-römischen Tradition wurzeln oder die aus der Kolonialzeit stammen: das Bild des unkontrollierbaren "Wilden" oder des affenähnlichen "Negers". Auch wenn in der Öffentlichkeit oder in den Medien solche Ausdrücke nicht häufig vorkommen und die Gesetzgebung (theoretisch) alle Menschen gleichbehandelt, kommt die Einstellung der Europäer gegenüber den Afrikanern oft subtil zum Vorschein. Zum Beispiel werden von der Polizei schwarze Menschen unabhängig von deren Auftreten eher kontrolliert, und dunkelhäutige Menschen haben kaum Chancen in einem Altersheim angestellt zu werden, weil viele alte Menschen sich bedroht fühlen. Allgemein kann man sagen, dass Schwarze sich doppelt beweisen müssen, um in unserer Kultur und Wirtschaftswelt akzeptiert zu werden.
Es macht mich traurig, bemerken zu müssen, dass die grossflächige Zerstörung der afrikanischen Kultur und Tradition den Europäern "gut" gelungen ist.
Eine Kultur verändert sich natürlich, wenn sie in Kontakt mit anderen steht, aber die europäisch-afrikanischen Beziehungen sind kein Austausch zwischen gleichberechtigten Partnern mehr, sondern eine einseitige Beeinflussung und Zerstörung der afrikanischen Kultur. Beispiele dazu gibt es zur Genüge: der Holocaust des Sklavenhandels (der durch sein Ausmass ganz Afrika veränderte), die systematische, willentliche Zerstörung der afrikanischen Gesellschaftsstrukturen durch die Missionare (um die christliche Religion zu predigen), die Einführung eines Schulsystems, das, europäische Werte vermittelnd, die Erziehung übernimmt und durch die Schaffung von afrikanischen Eliten Afrika an das Gängelband der westlichen Wirtschaft nimmt. Afrika ist es nur erlaubt, die ehemaligen Kolonialherren nachzuahmen und deren Strukturen und Werte zu übernehmen. Es wird als selbstverständlich hingenommen, dass Afrika sich in die eurozentristische Welt zu integrieren hat!
Ich hoffe mit dieser Arbeit den Leser zur Hinterfragung solcher, als selbstverständlich angesehener Paradigmen angeregt zu haben.
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