"Gesegnet sind die Völker, die nicht in den Geschichtsbüchern stehen." Dieses uralte Sprichwort beschreibt das, was noch heute gilt: Die Geschichtsbücher sind durchsetzt von Elend, Mord und Totschlag. Sie geben uns aber gleichzeitig die Möglichkeit, aus der Vergangenheit zu lernen. Lernen wir nämlich aus der Geschichte und tun wir etwas in der Gegenwart, so brauchen wir uns über die Zukunft keine Sorgen zu machen. Das folgende Kapitel soll einen kurzen Überblick über die Zusammenhänge der Geschichte geben und dazu beitragen, vielleicht die Gegenwart ein bisschen besser zu verstehen.
Vorgeschichte ( von vor 600 000 J. - vor 4000 J. )
Die ältesten Funde, die uns vom Frühmenschen berichten, stammen aus der Zeit vor etwa 600 000 Jahren. Archäologen gehen davon aus, dass sich dieser frühe Mensch später von Ostafrika aus in nördliche Richtung ausbreitete. Vor etwa 50 000 Jahren gehörten bereits ein Großteil Afrikas, Europas und Asiens zum Lebensraum des Menschen, der bald auch Australien und spätestens vor 25 000 Jahren auch Amerika besiedelte.
Der frühe Mensch lebte meist in unwirtlichen Landschaften, in rauhem Klima und von wilden Tieren umgeben. Er musste sich irgendwie das harte Leben erleichtern: Im Laufe der Jahrtausende machte sich der Mensch das Feuer zu Nutze, fertigte Kleidungsstücke und baute einfache Behausungen. Weil er seine Waffen vorwiegend aus Steinen fertigte, bezeichnet man diese frühe Zeit des Menschen als Steinzeit. Die Menschen waren "Jäger und Sammler".
Vor 12 000 Jahren ereignete sich ein wichtiger Fortschritt des Menschen: Er begann, Ackerbau zu treiben. Weil der Ackerbau eine sichere Nahrungsquelle war, wurden aus den ständig umherziehenden Jägern und Sammlern seßhafte Bauern.
Der seßhafte Mensch konnte nun auch seine Werkzeuge und Baustoffe verbessern: Eine wichtige Erfindung war die Bronze, deshalb wird diese Zeit Bronzezeit genannt, sie begann vor 4000 Jahren. Überraschend formvollendete Werkzeuge und Waffen berichten uns heute aus dieser Zeit. Zusammen mit der Verwendung besserer Metalle (nach dem gleichnamigen Metall wurde die nachfolgende Epoche Eisenzeit genannt) begann der Mensch nun auch, sein Handels- und Verkehrswesen auszubauen.
Frühgeschichte und Altertum (3000 v. Chr.- 400 n. Chr.)
Die Entwicklungen dieser Jahrtausende machten es möglich, dass in einigen Regionen der Welt die sogenannten frühen Hochkulturen entstehen konnten.
Die wohl älteste dieser Kulturen ist die der Ägypter. Entlang des Nils errichteten sie vor 5000 Jahren ihr Königreich. Die ägyptische Hochkultur ist wahrscheinlich die faszinierendste der Geschichte. Nicht zuletzt wegen der geheimnisvollen Monumente, welche die Ägypter ihren Göttern und Königen zu Ehren errichteten.
Eine weitere Hochkultur besaßen die Babylonier, die in Vorderasien ein Reich aufbauten. Die Hauptstadt dieses Reiches war das prächtige Babylon.
Vor 3000 Jahren entwickelte sich das Reich der Griechen, eine der am längsten währenden Kultur der Geschichte. Die Griechen waren eine reiche Handelsmacht. Die Stadtstaaten, aus denen das Reich bestand, waren die Wiege der Demokratie (à). Die größte Stadt Griechenlands, Athen, war der Mittelpunkt von Kunst, Wissenschaft und Philosophie. Die Griechen waren jedoch auch ein kriegerisches Volk:
Um 300 v. Chr. vereinte der Feldherr Alexander der Große die griechischen Städte und eroberte weite Teile des Mittelmeerraums und Südasiens.
Auch in Ost- und Südasien entstanden Hochkulturen. Völlig unabhängig von den europäischen und asiatischen Reichen bildeten sich in Mittel- und Südamerika Zivilisationen, die teilweise bis ins 16. Jahrhundert hinein überdauerten.
Im Jahr 753 v. Chr. soll einer Sage nach die Stadt Rom gegründet worden sein. Aus diesem unbedeutenden Stadtstaat wurden im Laufe der Jahrhunderte eine mächtige Seemacht und schließlich eine Weltmacht. Dazu kam es vor allem deshalb, weil die Römer um 146 v. Chr. die verfeindeten Griechen unterwarfen und damit die führende Macht im Mittelmeerraum wurden. Das römische Imperium lebte vor allem von Eroberungen und dem Handel. Damit konnten die Römer ihren Wohlstand und ihr fortschrittliches Staatssystem finanzieren. Sie übernahmen von den Griechen die Republik (à) und entwickelten ein Rechtssystem, das im Wesentlichen bis heute Bestand hat. Rom war, zumindest in seiner Blütezeit, auch eine Kultur- und Kunstmetropole. Um 20 v. Chr. wechselte das Staatssystem des römischen Reiches: Die Republik wurde durch das Kaiserreich ersetzt. Der erste Kaiser war Augustus, ein friedlicher Herrscher. Später aber begann der Niedergang des römischen Reiches: Die Kaiser wurden maßlos und der Wohlstand stürzte das Reich in Schulden.
Ein weiterer Grund für den Untergang Roms waren die Völkerwanderungen. Um 400 n. Chr. setzten sich in Europa und Asien große Völkerströme in Bewegung. Vor allem aufgeschreckt durch die Hunnen, ein wildes Reitervolk aus dem Inneren Asiens. Von Norden drangen so Germanen, von Süden islamische Araber in das römische Imperium ein. Unter dem Druck der Völkerströme zerbrach Rom in das weströmische und das oströmische Reich, von denen nur das oströmische (das christliche Byzanz) länger überdauerte.
Die griechisch-römische Zeit wird auch als Antike bezeichnet.
Mittelalter (400 n. Chr. - 1400)
Auf dem Boden des ehemaligen römischen Reiches gründeten andere Völker, vor allem Germanen, neue Reiche. Gleichzeitig breitete sich das Christentum (à) über Europa aus.
Die bedeutendste Reichsbildung dieser Zeit war das fränkische Reich, das um 770 n. Chr. große Teile Westeuropas umfasste. Der Frankenherrscher Karl der Große sorgte für die Ausbreitung des Christentums und die Fortsetzung alter römischer Tradition. Das fränkische Reich war die Grundlage der heutigen Staaten Europas.
In den Jahren 843-870 n. Chr. wurde das Reich geteilt: Aus dem Westen des Reiches wurde Frankreich, aus dem Osten ist später das Heilige Römische Reich Deutscher Nation entstanden.
Das europäische Mittelalter stand im Zeichen des Christentums: Überall wurden Klöster, Kirchen, christliche Ritterorden und Burgen gegründet. Zwischen Kirche und Staat herrschten ständige Machtkämpfe.
Dem christlichen Abendland stand das zum größten Teil islamische Morgenland gegenüber. Um 1100 bedrohten islamische Araber das "heilige Land" der Christen, Israel. In ganz Europa brachen deshalb Ritter und andere Krieger zu den sogenannten Kreuzzügen auf. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden mehrere dieser Kreuzzüge geführt. Die meisten von ihnen scheiterten und die Araber konnten ihre Stellung im Nahen Osten verteidigen.
Die Vormachtstellung in Europa hatte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Dieses Reich, das sich von der Nordsee bis ans Mittelmeer, von der Maas bis weit nach Osteuropa erstreckte, wurde von Kaisern regiert, die mächtigen Dynastien angehörten. Es war in viele kleine Fürstentümer zersplittert, die Reichsgrenzen wurden teilweise von feindlichen Nachbarn bedroht. Das Heilige Römische Reich hatte bis 1806 Bestand.
In Asien Zu der Zeit, als das europäische Mittelalter zu Ende ging, sammelte der Mongolenfürst Temadschin (Dschingis Chan) seine Truppen zu einer gewaltigen Streitmacht. Das Reitervolk überschwemmte weite Teile Asiens, darunter im 13. Jahrhundert die chinesischen Königreiche. Unangetastet von den wilden Mongolen blieb das damals schon hochkultivierte Kaiserreich Japan.
Ähnlich blitzartig wie die Feldzüge der Mongolen verliefen auch die Eroberungen der islamischen Türken. Im Jahr 1453 eroberten sie Konstantinopel, die Hauptstadt des oströmischen Reiches. Das osmanische Reich, wie das türkische Imperium genannt wurde, besaß den gesamten östlichen Mittelmeerraum. Die islamische Gefahr für das europäische Christentum war wieder entflammt.
Das frühe Russland ging aus mehreren Kleinstaaten in Osteuropa hervor. Anfangs war es sehr von den westeuropäischen Staaten abhängig. Erst um 1500 löste sich das Zarenreich mit der jungen Hauptstadt Moskau vom übrigen Europa ab und dehnte sich im Laufe der Jahrhunderte über die weiten Räume Asiens aus.
In Amerika Die Bewohner Amerikas waren meist primitive Nomaden und Bauern. Es gab unter diesen "Indianern" aber auch höherentwickelte Kulturen. Zu ihnen gehörten die Maya und Azteken in Mittelamerika und die Inka, zu deren Reich im 16. Jahrhundert große Teile Südamerikas gehörten.
Renaissance und Reformation (1400 - 1650)
Der Zeitraum vom Mittelalter bis heute wird Neuzeit genannt.
Renaissance bedeutet abgeleitet aus dem Italienischen "Wiedergeburt".
In dieser Zeit, im 14. und 15. Jh. vollzog sich in Europa ein geistiger Wandel. Die Menschen begannen, sich gegen die Strenge der Kirche und die Adelsherrschaft des Mittelalters (Feudalismus) aufzulehnen. Die Renaissance war eine Blüte der Kunst, der Kultur und der Wissenschaften. Viele Entdeckungen und Erfindungen erweiterten das Weltbild der Menschen:
Im Jahr 1492 entdeckte der portugiesische Seefahrer Christoph Kolumbus Amerika für die Europäer. Auf die Entdeckung folgte die militärische Eroberung der riesigen Gebiete. Spanier, Portugiesen, später Holländer und Engländer beanspruchten Amerika für sich und erschlossen den Doppelkontinent für Handel und Besiedlung.
Im 16. Jahrhundert erreichte die Renaissance ihren Höhepunkt. Die Zeit für eine vollständige Reformation war gekommen: Das einfache Volk und die Bauern wollten sich von den feudalen Herrschaftsformen, der Leibeigenschaft und vor allem von der veralteten katholischen Kirche trennen. Geschürt wurde diese Bewegung vor allem durch Martin Luther, der sich offen gegen Kirche und Kaisertum stellte. Die reformierte, protestantische Kirche hatte Erfolg und spaltete das geistliche Europa. Von nun an standen sich reformierte und katholische Kirche, und mit ihr viele mächtige Königshäuser, bewaffnet gegenüber.
Im Jahr 1618 entluden sich die Spannungen im Dreißigjährigen Krieg, dem sogenannten Glaubenskrieg, der sich von Mitteleuropa ausgehend über ganz Europa ausdehnte. Es entbrannte ein verlustreicher Eroberungskrieg zwischen dem katholischen Kaisertum der Habsburger und den reformierten Staaten. Aber es gab keinen eindeutigen Sieger. 1648 wurde zwischen beiden Gruppen der Westfälische Friede geschlossen.
Der Dreißigjährige Krieg hat das politische Europa verändert: Das verwüstete Mitteleuropa war in eine Vielzahl von Kleinstaaten zerrissen. Das deutsche Kaisertum verlor an Macht. Die Niederlande und die Schweiz gingen als unabhängige Staaten aus dem Krieg hervor, England erhielt ein Parlament. Außerdem machte der russische Zar Peter der Große aus dem rückständigen Russland eine europäisch orientierte Militärmacht.
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