Der Titel der Kriminalerzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" konkretisiert den Ehrbegriff auf die Protagonistin der Erzählung. Außerdem steht somit ein Leitthema der Erzählung fest: der Verlust der Ehre und die Auswirkungen dieses Verlustes stehen im Mittelpunkt der Handlung. Konkret wird dies im Text behandelt, als die Protagonistin Katharina Blum um Maßnahmen zur Wiederherstellung "ihrer Ehre" (27) bittet. Die Folgen aus diesem Verlust werden im Untertitel aufgegriffen: "Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann". Die erwähnte Gewalt ist vornehmlich als politischer Begriff zu sehen. Dabei bezieht sich Böll auf die Gewalt der Presse in gesellschaftspolitischen Strukturen.
Böll beschreibt die Tat bereits zu Beginn der Erzählung. Daneben verzichtet Böll auf den spannungssteigernden Effekt der Suche nach dem Täter, die Mörderin stellt sich nach ihrer Tat freiwillig der Polizei. Daraus leitet sich ab, dass der Leitfaden der Handlung nicht die Suche nach den Mörder ist, sondern die Aufdeckung der Mordmotive der Protagonistin.
Die Handlung ist in 58 sog. Kapitel unterteilt, deren Anordnung teilweise jedoch fraglich scheint. So splittert Heinrich Böll Handlungseinheiten sinnlos in einzelne Kapitel auf (vgl. 45-46). Somit ergibt sich jedoch eine klare Einordnung der einzelnen Partien: Kapitel 1 bis 10 bilden eine Exposition, wobei die ersten beiden Kapitel eine Reflexion über die Informationsquellen des Autors darstellen. Die Erzählung setzt erst mit der Beschreibung des Mordes im 3. Kapitel ein. Die Hauptfiguren der Erzählung werden vorgestellt: Katharina Blum, Götten, Tötgens, das Ehepaar Dr. Blorna sowie die Polizei und der Justizapparat. Der folgende Zehnerblock (Kap. 11-20) behandelt die Festnahme und Verhörung Katharina Bulms. Bis zu diesem Zeitpunkt beschrieb der Erzähler die Begebenheiten chronologisch. In den nächsten 10 Kapiteln findet jedoch eine Rückblende statt, welche die Ereignisse zuvor aufgreift sowie tiefer ins Detail gehend beschreibt. Danach, nachdem der Erzähler zu der Stelle vor seiner Rückblende kommt, können die Kapitel nur noch in kleinere Einheiten aufgeteilt werden. Höchstens dreier oder vierer Gruppen gehören inhaltlich zusammen. So behandeln die Kapitel 34 bis 37 den Mordentschluss Katharinas. Die folgenden 4 Kapitel handeln von Blornas Verhalten nachdem er die Schlagzeilen der SONNTAGSZEITUNG gelesen hat. Die Zweiergruppe der Kapitel 42 und 43 behandeln den Tod der Mutter Katharinas. Die Kapitel 44 bis 47 beschreiben den Besuch Katharinas bei ihrer toten Mutter. Die Kapitel 48 und 49 sind die einzigen Kapitel, die für sich alleine stehen und nicht in eine Gruppe einzuordnen sind. Sie beschreiben, unabhängig voneinander einerseits die Lektüre Katharinas der SONNTAGSZEITUNG und andererseits die Verhaftung Göttens. Die Kapitel 52 bis 57 beschreiben die Konsequenzen des Mordes Katharinas sowie der Arbeit der ZEITUNG auf die Umgebung Katharinas, insbesondere auf das Ehepaar Dr. Blorna. Abschließend detailliert das 58. Kapitel den Tathergang (wie das einleitende 3. Kapitel).
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