Charakteristik - Knudsen
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In Alfred Anderschs Roman "Sansibar oder der letzte Grund" wird Rerik zum Zentrum einer Widerstandsaktion gegen die Nazis, an der sich zum Teil wider Willen, z.T. ohne ihr Wissen, fünf Personen beteiligen.
Im Jahr 1937 treffen in der kleinen Ostseestadt Rerik zufällig fünf Menschen zusammen, die alle mit dem Gedanken der Flucht spielen. Knudsen ist neben Greger, der die Flucht organisiert, der zweite Träger, denn
auf seinen Schultern ruht die ganze Handlung und auch Geschichte.
Knudsen ist ein Fischer in der kleinen Ostseestadt Rerik. Er ist das letzte aktive Mitglied der kommunistischen Partei in der Stadt. Knudsen ist ein typischer Fischer, der ein wettergeprägtes Gesicht hat und nicht sehr gebildet ist. Sein Gesicht ist hart und flächig mit einer nicht besonders vorstehenden Nase und braunen Bartstoppen. In Seinem einfachen Gesicht, mit schon grau gewordenen Haaren. leuchtete nichts, nicht einmal die Augen; sie waren klein, scharf und blau. (vgl S. 48)
Er ist ein Mann weniger Worte, der sich eher auf den Spruch" ein wenig ist ein bisschen mehr" beruft, und der im allgemeinem eine ziemlich grimmige Ausstrahlung hat. Wenn er jemanden trifft, so geht er schon mit gewissen Vorstellungen zu solch einem Treffen, und hat sozusagen schon im Vorhinein seine Stellung gegenüber, und seine Meinung über eine Person gebildet.
Pfarrer Helander bitte ihn den "Lesenden Klosterschüler" nach Skilling zu transportieren. Da dieser als enttarnte Kunst zählt und am kommenden Tag von den Nazis abgeholt werden. Er lehnt diese Bitte entschieden ab: "Der Pfaffe, dachte Knudsen. Der verrückt Pfaffe. Ich soll ihm seinen Götzen, retten." (vgl Kapitel 12) Er glaubt nicht an Gott und denkt, dass die Figur und Gott einfach nur Götzen sind. Deshalb weigert er sich auch die Figur nach Schweden zu bringen. Er ist entschloßen dem Pfarrer entgegen zu arbeiten, und ihm keinerlei Hilfe zu bieten. Er hält den Pfarrer für einen armen Idioten, der sich mehr um ein Stück Holz sorgt als um sein eigenes, und Knudsens Leben. Aber Helander fällt in diesem Gespräch auf, daß es zwischen ihnen beiden Gemeinsamkeiten gibt. Knudsen hat ein schlechtes Gewissen\' weil er die Partei haßt\" (S. 31). \"Es ist so ähnlich wie mit mir und der Kirche\" Ein weiter Grund, dass Knudsen nicht helfen will, er macht sich sehr Sorgen um seine Frau Bertha. Sie ist aufgrund ihrer leichten geistigen Behinderung gefährdet, jeden Moment abgeholt zu werden (Vgl. S.14) "Wenn er mit dem Kutter draußen auf See war, hatte er immer Angst, bei der Rückkehr Bertha nicht mehr vorzufinden." Schon ein Jahr zuvor hatten die Nationalsozialisten versucht, seine Frau in eine Anstalt zu bringen. Dies scheint an und für sich nichts schlechtes zu sein, aber Knudsen weiß genau, dass es sich dabei keineswegs um ein Anstalt handelt, in der versucht wird, Behinderten zu helfen, sondern in der man sie vorsätzlich tötet.
Fischer Knudsen ist von der Partei enttäuscht, da sie nichts gegen den Nationalsozialismus
unternimmt. Er zeigt kaum Interesse an der Partei ".die Partei kann mich am Arsch lecken.", und ihren neuen Vorschriften Daher trifft er sich widerwillig mit Gregor. Vom ersten Augenblick an missfällt ihm der Parteifunktionär Gregor, weil Knudsen merkt, dass jener desertieren will. Beide hassen sich, da sie beide die Partei verraten haben. Des Weiteren ist Gregor für Knudsen ein Sündenbock, an ihm kann er seinen ganzen Hass gegen die Partei auslassen, die ihm in Stich gelassen hat. Sein Hass auf Gregor vergrößert sich, als er von ihm gezwungen wird, die Plastik zu retten. Mit der Weigerung von Knudsen, Judith mitzunehmen, kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Knudsen und Gregor. Er will Judith nicht mitnehmen, da er denkt, sie sei nur ein Mittel für Gregor um selbst mitzufahren. Die Schlägerei zeigt ihm jedoch, dass Gregor alles daran setzen würde Judith zu helfen ohne selbst mitzufahren. Auch bezeichnet er Judith als "irgendein jüdisches Mädchen" (Vgl. S.138). Er flüchtet sich in die Vorstellung, dass es nicht wert sei, sein Boot, sein eigenes Leben und obendrein noch Berthas Leben für eine von so vielen aufs Spiel zu setzen. Er sieht sie als ein Mädchen von vielen, die Hilfe nötig hätten. Scheinbar empfindet er Mitleid für sie, meint aber , dass es auf eine mehr oder weniger nicht ankommt. Vgl. S. 138 "...dann ist es erst recht sinnlos, wenn ich mein Leben und mein Boot und Bertha für irgendein jüdisches Mädchen (...) auf Spiel setze." Letztendlich erklärt sich Knudsen bereit, Judith mitzunehmen, sogar Gregor würde er mitnehmen. Um keine Schwäche zu zeigen, lehnt Gregor Knudsens Angebot ab. (vgl Kapitel 35) Auch den Jungen, mit dem Knudsen täglich zusammen ist, kennt er kaum und hat auch kein Interesse daran, ihn kennenzulernen. \"Keine Ahnung, ich weiß nicht, was diese Jungens heutzutage denken. Aber ich bin der Schiffer und er ist der Junge. Er hat keine Fragen zu stellen.\" (86) Des Verhältnis zwischen den beiden, ist kalt und distanziert Sie können nicht verbal kommunizieren, sind aber beide aufeinander angewiesen. Er ist auch enttäuscht als Gregore ihn angreift und er nicht zu Hilfe eilt.
Weil er kein stummer Fisch sein möchte, der sich hilflos seinem Schicksal ergibt und weil er Angst hat \"die Lust am Leben\" und die \"Lust an der Liebe\" zu verlieren, willigt er schlussendlich auch ein, nach Schweden zu fahren. Am Schluss erkennt Knudsen, dass privates Handeln ohne die Partei trotzdem einen Sinn hat, sieht aber in sich nun wie in Gregor einen Deserteur.
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