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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Ian wharton


1. Drama
2. Liebe

"[Es] wird mir klar, daß mein Leben nichts anderes gewesen ist als ein langatmiger Filmvorspann, und daß die dürftige Charakterisierung genau das war, was der Regisseur für einen Statisten wie mich wollte."

Ian Wharton, die zentrale Figur des Romans, sieht sich selbst als gespaltene Persönlichkeit. Mit scheinbarer Leichtigkeit entscheidet er über Wirklichkeit und Einbildung, denn für ihn ist "alles nur eine Frage des Willens" .
Wenn er es wünscht, nimmt er den Dicken Kontrolleur als real an; er sieht sich dann als den aktiven Partner in ihrer Beziehung, als denjenigen, der Mr. Broadhurst überredet hat, ihn in die dunklen Künste einzuführen, als den unbarmherzigen Mörder. "Über fünf Jahre lang gab es keine Woche ohne eine meiner Eskapaden. Morde, Mißhandlungen, Kindesentführungen, Überfälle, willkürliche Erpressungen, es gab nichts, was ich nicht versuchte." Das alles nur aus Lust am Verletzen, nur um Spaß zu haben, denn "es gibt so wenig echte Ekstase in der modernen Gesellschaft - warum sollte ich mich meiner kleinen Fehltritte schämen, wo doch der Welt soviel sinnloses Leid aufgezwungen wird, und das von Leuten, die nicht einmal die Möglichkeit haben, es zu genießen?"
Wenn Ian jedoch an seine Eskapaden nicht glauben will, verschwindet das Wissen darum aus seinem Gedächtnis. "Ach, und dann traf der Faultank auf die Umwälzpumpe, ich wurde ängstlich, schuldbewußt und gehetzt. Mehr als besorgt um meine geistige Gesundheit. War ich vielleicht wirklich eine Borderline-Persönlichkeit [...]?"
Damit bleibt Ian stets nur die Wahl, böse oder verrückt zu sein - eine andere Lösung gibt es nicht.

Ian entscheidet sich für die Bosheit; er nähert sich im Lauf seiner Entwicklung konsequent einem Höchstmaß an Bosheit und Grausamkeit an (das gipfelt am Ende des Romans vorläufig mit der psychischen Gewalt an seiner Frau, die er im Stich läßt), wobei die Figur des Dicken Kontrolleurs als Endziel angesehen werden kann, nach dem er strebt - der Dicke Kontrolleur ist das personifizierte Böse, der Teufel.
Dabei erscheint Ian anfangs als passiver Protagonist, der vom Dicken Kontrolleur geleitet wird - ob der tatsächlich existiert oder ob er eine Erfindung Ians ist, mit dessen Hilfe er anfängliche Schuldgefühle und Zweifel an seiner Brutalität verdrängt, ist bedeutungslos. Wesentlich ist seine Entwicklung vom unschuldigen Volksschüler zum konsequenten Sadisten.

Der Leser wird zu dazu gedrängt, Ian als gesellschaftsuntüchtigen Ausnahmefall zu sehen, sogar die Selbstzeugnisse Ians fördern eine solche Einschätzung: "Schließlich ist meine Identität vermikularer Aufwurf, meine Seele von Würmern zerfressen." Und doch kann man sich zu keiner vollständigen Verurteilung durchringen; sein Handeln wird, wenn schon nicht ganz verständlich, so doch ein wenig erklärlich durch sein soziales Umfeld, seine Isolation von der Gesellschaft und seine Beziehung zum Dicken Kontrolleur - er kennt keine Freundschaft. Zu Menschen hat er kaum Kontakt, er flüchtet sich in die begreifliche Welt der Produkte, beschäftigt sich mit Marketingtheorien - er mein selbst: "Dinge hatten mich immer mehr interessiert, viel mehr als Menschen."
Aus dieser Perspektive besehen, wirkt es überraschend menschlich, wenn er darlegt: "Ich mag getötet haben, ich mag gequält haben, ich mag Ungeheuerliches begangen haben, aber es hat auch mir weh getan. Nicht so sehr, wie es meinen Opfern weh getan hat, das gebe ich zu, aber es hat mir weh getan. Ich fühlte es ihnen nach [...] allen und jedem."

 
 

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