Natriumtripolyphosphat NaTPP:
Die Verbindung, die aus 3 Phosphatresten aufgebaut ist (ähnlich ATP), steigerte die Wirksamkeit von Waschmitteln enorm, nicht indem sie die Seife verbesserte, sondern indem sie das Waschwasser weicher machte.
In den 50er Jahren wurde diese Substanz sämtlichen Waschpulvern zugegeben, aber bereits 20 Jahre später war die Karriere der Wundersubstanz schon wieder beendet, da man ihr die zunehmende Gewässerverschmutzung anlastete.
Tatsächlich war durch die Verwendung phosphathaltiger Waschmittel der Phosphorgehalt von Oberflächengewässer nach oben geschnellt und damit der Faktor außer Kraft gesetzt, der normalerweise eine unbegrenzte Vermehrung der Lebewesen verhindert.
Wie niemand vorhersehen konnte, wuchsen insbesondere die Algenpopulationen immer weiter, ohne dass das Ökosystem mit dem unerwünschten Phänomen selbst fertig werden konnte. Auf den Seen trieb faulig riechender, grüner Schleim. Das Problem schien einfach nicht zu lösen: Verbietet Phosphat in Waschmitteln, forderten die Umweltschützer. Doch die Naturwissenschaftler wussten, dass darin nur ein Teil der Antwort bestand.
Als Builder übernimmt NaTPP verschiedene Aufgaben. Es bindet Calcium und Magnesium und erniedrigt so die Wasserhärte. Es sorgt dafür, dass sie Waschlauge leicht alkalisch bleibt; beim optimalen pH-Wert 9-10 werden gute Reinigungsergebnisse erzielt, ohne dass die Haut Schaden litte
Andererseits trieb der Einsatz von NaTTP den Phosphatgehalt des Wassers in Abwasserleitungen, Klärwerken, Flüssen und Seen gewaltig in die Höhe. Da die Verbindung 1/3 der Masse handelsüblicher Reinigungsmittel ausmachte, ist es nicht verwunderlich, dass man ihr die Schuld an der Gewässerverschmutzung zuschrieb.
6.2 Eutrophierung:
Neben der natürlichen (Phosphatmineralien) gibt es zwei zivilisationsbedingte Phosphatquellen, die für den Phosphatgehalt in Gewässern verantwortlich sind:
- Landwirtschaft (tierischer Urin, Düngemittel)
- Haushalte (menschlicher Urin, Waschmittel).
Wenn die Phospahate im Klärwerk nicht entfernt wurde bzw. wird, kam es früher bzw. kommt es heute noch zur berüchtigten Eutrophierung der Gewässer. Das Wort "eutropiert" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "wohlgenährt". Man bezeichnet damit Gewässer, in dem ein Überangebot an Nährstoffen herrscht. Erstmals beobachtet wurde dieses Phänomen in den 1950er Jahren als ständige Algenblüten in bestimmten Seen und Binnenmeeren. Was sich dort abspielte, kam einer Katastrophe gleich: Lebende Algen an der Wasseroberfläche verhinderten das Eindringen von Sonnenlicht in die Gewässer, und tote Algen sanken auf den Grund, bei ihrer Fäulnis den im Wasser gelösten Sauerstoff aufbrauchend und damit anderen Arten, insbesondere Fischen, die Lebensgrundlage entziehend.
Für viele Algen, vor allem Blaualgen, ist Phosphat ein limitierender Wachstumsfaktor. Es kann zu einem Massenwachstum der Algen kommen ("Algenblüte\"): 1 g Phosphat kann etwa 100 g Algen stimulieren. Das Wasser wird dadurch so stark getrübt, dass nur in den oberen Schichten genug Licht für die Photosynthese vorhanden ist. Die Algen in den unteren Schichten sterben ab und werden auf dem Seegrund durch Bakterien zersetzt. Bei diesen Zersetzungsprozessen wird sehr viel Sauerstoff verbraucht. Während Bakterien und Pilze auch bei Sauerstoffmangel überleben können, ersticken Fische und andere Wassertiere.
Ist kein Sauerstoff mehr vorhanden, wechselt die Art des Abbauprozesses von aerob auf anerob. Dabei setzen Bakterien giftige Nebenprodukte wie Schwefelwasserstoff (H2S) oder Ammoniak (NH3) frei, so dass Tiere, die nicht wegen des Sauerstoffmangels bereits erstickt sind, vergiftet werden. Durch das Zersetzen von Tierkadavern werden noch mehr schädliche Substanzen freigesetzt. Der See \"kippt um\".
Um dieses Umkippen zu verhindern, müssen die Einträge von Nährstoffen wie Phosphat oder auch Nitrat in die Gewässer also möglichst klein gehalten werden.
Seen in Europa und Amerika vergrünten und stanken. Die Fische starben, Trinkwasser konnte nicht mehr gewonnen werden, und niemand mochte baden.
Der Verdacht fiel auf Phosphat, denn er bestimmt das Angebot an Phosphor, wie viel Leben in einem Biotop existieren kann.
Die Lösung des Problems war das sofortige Verbot von NaTTP in Waschmitteln. Mit der Entscheidung machte man es sich einfach: Die Eutrophierung der großen Seen schien eindeutig die Folge der massenhaften Verwendung von NaTPP in Waschmitteln zu sein, und die Menge der anderweitig in die Gewässer eingetragenen, aus Ackerflächen ausgewaschen oder in menschlichen Ausscheidungen enthaltenen Phosphate ließ sich offenbar nicht beeinflussen.
In den 1980er Jahren sah man Phosphate nur mehr unter dem Aspekt der Umwelt-verschmutzung. Man sah in den Verbindungen eine solche Gefahr, dass man jedes neu gebaute Klärwerk speziell für die Entfernung von Phosphor ausgelegt und ältere Werke entsprechend nachrüstete. Es kamen umweltfreundliche, phosphatfreie Waschmitteln auf dem Markt. Nahezu alle etablierten Marken sind mittlerweile als Konzentrate erhältlich, die einen geringeren Verbrauch mit niedrigeren Waschtemperaturen verbinden und als Enthärter anstelle von NaTPP Zeolithe enthalten.
Jedoch sind Phosphate nicht so umweltschädlich, wie allgemein angenommen wurde. Die Entfernung von Phosphaten aus Waschmitteln war sinnlos. Die Gewässerverschmutzung ist ein wesentlich komplexeres Phänomen. Phosphat ist nur einer, vielleicht sogar ein ziemlich unwichtiger, von vielen Faktoren. Von wesentlich größerer Bedeutung sind Industrieabfälle wie Schwermetalle, Öle und Insektizide, welches das Zooplankton, z.B.: Wasserflöhe, abtöten, das sich von Algen ernährt.
Denn Phosphate führen nicht notwendigerweise zur Eutrophierung, da sich zwar Algen, aber zugleich auch Zooplankton, vermehren und sich so ein Gleichgewicht einstellen würde. Aus diesem Grund wurde NaTPP wieder zugelassen.
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