Die Komplexierung ist deshalb als Verwitterungsvorgang anzusprechen, da so vorwiegend Metallionen dem Stoffkreislauf entzogen werden. Das dadurch bedingte instabile Bodengleichgewicht kann andere Verwitterungsvorgänge zur Folge haben.
Pflanzen und Bodenorganismen sondern sogenannte Komplexbildner ab. Als Beispiele seien hier die einfachen organischen Säuren Zitronensäure, Weinsäure, Oxalsäure oder Fulvosäuren genannt. Diese sind in der Lage, freigesetzte Metallionen zu binden. Es entstehen oft sehr schwer lösliche Komplexe oder auch Chelate (chelos chelos, Schere). Die Metallionen fungieren hier als Zentralatom und sind damit starken Bindungskräften ausgesetzt. Die komplexen Moleküle haben eine beträchtliche Größe, so daß deren Transport zunehmend schwerer wird. Verbinden sich einzelne Chelate miteinander, so bilden sie Molekülketten, sogenannte Polymere. Diese entstehen sehr häufig bei Acetatverbindungen.
Wie eine einfache Komplexbildung ablaufen kann, soll die nachfolgende Gleichung verdeutlichen:
O 2-
C-O O = C-O O-C = O
2 ÷ + Mn4+ ® ÷ Mn ê
C-O O = C-O O-C = O
O
Als Summenformel: 2C2O42- + Mn4+ ® Mn(C2O4)2¯
Das so entstandene Mangan(IV)oxalat ist nur in starken Säuren löslich und kann somit im Boden nicht wieder dissoziieren. Das Mineral Oxalit (FeC2O4∙2H2O) kann ähnlich durch Bindung von Eisenionen an das Oxalation gebildet werden (vgl. JANDER, 1989, 218).
6. Schlußwort
Abschließend läßt sich sagen, daß die wichtigste chemische Verwitterungsart die Hydrolyse der Silicate ist. Die chemische Verwitterung bietet nicht nur die Grundlage für weitere Bodenentwicklungen, sondern kann auch als selbständiger Formbildner aufgefaßt werden. So werden durch die Hydrolyse von Kalk ganze Karstlandschaften geprägt. Säuren nehmen sehr großen Einfluß auf die gesamte Bodenentwicklung. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch der Säureanteil in den Böden der Industrieländer durch die voranschreitende Luftverschmutzung drastisch angestiegen. Kalkungen in den Waldböden konnten nur teilweise dem Waldsterben, das zweifelsohne zu einem großen Teil dem sauren Regen zuzuschreiben ist, Einhalt gebieten (vgl. RID, 1984, 128). Eine Versauerung des Bodens ist zwar bedingt durch die permanente Basenauswaschung gerade bei älteren Gefügen zu beobachten, jedoch wird durch eine zusätzliche Säurezufuhr das Bodensystem zerstört. Mit der Vernichtung des Bodens geht auch in jenen Bereichen die des ökologischen Gleichgewichts einher. Die zunehmende Besinnung der Gesellschaft auf ökologische Denk- und Handlungsweisen kann diesem Trend Einhalt gebieten.
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