Erdöl
1. Hintergründe
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2. Eigenschaften
3. Entstehung
4. Vorkommen
5. Historische Entwicklung
6. Erdölförderung
7. Fördermengen und Reserven
Hintergründe
Der Name Erdöl ist viel neuer, als man vermutet, denn erst 1913 prägte Hans von Höfer in seinem Buch "Das Erdöl und seine Verwandten" diesen Begriff für alle der Erde entstammenden, flüssigen, organischen, brennbaren Naturprodukte. Vorher waren die Bezeichnungen Steinöl, Bergöl oder Felsenöl gebräuchlich. Dies waren wörtliche Übersetzungen von Petroleum (eine Zusammensetzung aus dem griechischen Wort petros "der Fels" und dem lateinischen Wort oleum "das Öl"). Diese Bezeichnung ist besonders in der englischsprachigen Welt noch heute allgemein anerkannt.
Darum erscheint es wichtig zu erwähnen, dass in unserem deutschen Sprach-gebrauch Petroleum nur eine eingeengte Bedeutung hat, es meint nämlich nur eine bestimmte Fraktion des Erdöls. Man bezeichnet heute ungerei-nigtes Erdöl auch als Rohöl so dass im Folgenden auch dieser Begriff benutzt wird.
Eigenschaften
Das Erdöl ist ein Naturprodukt aus vielen verschiedenen Stoffen hat aber keine einheitlichen Eigenschaften. Man kann gerade bei den physikalischen Daten keine exakten Aussagen treffen, da die Zusammensetzung stark differenziert.
Es handelt sich um eine gelbe bis fast schwarze Flüssigkeit, die gelb bis grünblau fluoresziert und im Licht bei Sauerstoffzutritt allmählich nachdunkelt, da sich asphaltartige Stoffe bilden. Der Geruch ist eben-falls stark abhängig von der Zusammensetzung und kann von angenehm aromatisch bis extrem unangenehm (knoblauchartig) reichen. Die Dichte der Rohöle variiert zwischen 0.65 bis 1.02, liegt aber meistens zwischen 0.82 und 0.94 . Die Siedepunkte liegen etwa zwischen 30 und 350°C. Erdöl ist wasserunlöslich, bildet aber häufig beständige Öl/Wasser- Emulsionen. Mit Ether, Toluol, Chloroform und ähnlichen Stoffen ist es dagegen in jedem Verhältnis mischbar.
Die chemische Zusammensetzung, hängt stark vom Fundort ab. Elementar-analysen haben ergeben, dass im Erdöl etwa 85-90% Kohlenstoff, 10-14% Wasserstoff, circa 1.5% Sauerstoff, 0.1 - 3% Schwefel und unter anderem Spuren von Stickstoff, Chlor, Iod, Natrium und Kalium vorliegen. Alle Nebenbestandteile liegen hauptsächlich gebunden vor, beispielsweise Sauerstoff in Phenolen, Aldehyden und dergleichen oder Schwefel in Sulfiden.
Bei den beiden Hauptbestandteilen, Kohlenstoff und Wasserstoff, handelt es sich hauptsächlich um Kohlenwasserstoffe wie zum Beispiel in Form von geradkettigen Alkanen (von C5H12 bis C30H62), Cycloalkanen (Cyclopetan,
-hexan,-heptan) und Aromaten.
Entstehung
Erdöl bildet sich vorwiegend aus Ansammlungen von Zersetztem Plankton (tierische Kleinstlebewesen) die in einem sauerstoffarmen Milieu nicht verwesen konnten.
Dieses so genannte "Milieu" findet sich in abgeschlossenen Meeresbecken, die mit dem Becken des heutigen Schwarzen Meeres vergleichbar sind. Hier sind die Vorraussetzungen einer zukünftigen Erdöllagerstätte gegeben, und es hat sich an der Oberfläche durch Süßwasserzuflüsse eine etwa 150 Meter tiefe Schicht von leichtem, sauerstoffreichem, und salzarmen Wasser gebildet. Es entwickelte sich ein reiches Planktonleben, und das führt dazu, dass die abgestorbenen Organismen in eine tiefere und lebensfeindlichere Wasserschicht sinken. Die Verwesung wird dadurch verhindert, dass in dem weitgehend unbewegten und sauerstoffarmen Wasser das Salz und die Schwefelwasserstoffe eine konservierende Wirkung haben.
Am Meeresgrund lagert sich - mit feinem Sand, Schluff (sehr feiner Sand) und Ton vermischt - ein so genannter Faulschlamm (Sapropel) ab. Dieser Schlamm besteht aus Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten. So entsteht das noch unverfestigte, feinkörnige Erdölmuttergestein, das die Sedimente für die Erdöllagerung bildet; in anderen Gesteinen findet sich kein Erdöl. Der organische Anteil des Erdölmuttergesteins ist fein verteilt und beträgt nur wenige, höchstens sieben Prozent. Durch weitere Sedimentation gerät das Erdölmuttergestein allmählich in tiefere Schichtniveaus, dadurch steigen in ihm Druck und Temperatur (bis maximal 200 °C) und die Umbildung des Faulschlamms beginnt. Bei der Umwandlung der organischen Bestandteile des Schlamms zu Erdöl wirken in einem geringen Teil auch Bakterien mit. Metalle wie Kupfer, Nickel, Molybdän und Vanadium sowie Tonminerale wirken als Katalysatoren, beschleunigen also die Entwicklung zum Erdöl. Als Zwischenstufe entsteht das so genannte Kerogen, dass sich aus mehreren komplizierten organischen Verbindungen zusammensetzt. Die organischen Substanzen werden schließlich zu einfacheren Kohlenwasser-stoffen (Paraffine, Naphtene) abgebaut.
Spuren von Chlorophyll (der Farbstoff der den Pflanzen durch Photo-synthese ihre grüne Farbe verleiht) und Hämoglobin (Pigment für Sauer-stofftransport im Blut) im Erdöl sind Beweise für seine organische Herkunft.
Vorkommen
Die ältesten bekannten Erdöllagerstätten sind vor fast 2 Mrd. Jahren entstanden, denn seit dieser Zeit gibt es primitives tierisches Leben auf der Erde.
Das Naturprodukt Erdöl kommt weitgehend in den aus Meeresablagerungen entstanden Sedimentgesteinen wie Ton‑, Sand- und Kalkgestein der Erd-kruste vor. In Tiefen- und Ergussgesteinen wie Granit, Lava und Tuff sind Ölvorkommen außerordentlich selten.
Fast alle Sedimentgesteine enthalten, wenn auch einen geringen Anteil, organisches Material, aus dem Erdöl entstanden sein könnte. aus den winzigen, weit verbreiteten Öltropfen wirken Kapillarkräfte, Schwerkraft bzw. Auftrieb, Oberflächenspannung (bewegungshemmend) und Druckdiffe-renzen. Im Laufe der Zeit sammeln sich mehrere dieser Tröpfchen im Porenraum des Muttergesteins (meist Tonablagerungsschichten) an und verbinden sich zu größeren Tropfen und Fäden. Diese können ab einer be-stimmten Größe die Oberflächenspannung überwinden und setzen sich durch die Kraft des fließenden Wassers und die hohe Kapillarität in Bewegung. Dieser Vorgang, auch Migration genannt, lässt sich grob mit dem Aus-quetschen eines Schwammes vergleichen, wobei die Hohlräume und Löcher des Schwammes mit den Poren und Klüften des Muttergesteins assoziieren.
Das Speichergestein bildet sich aus diesen grobkörnigen und durch-lässigen Gesteinen, das sind vor allem Sand und zerklüftete Kalksteine. In ihnen sammeln sich die wandernden Substanzen. Während der Migration trennen sie sich schon nach ihrer Dichte und Viskosität. Im Speicher-gestein lagern dann von unten nach oben Erdwachs, salzhaltige Ölwässer, Schweröl, Leichtöl und zuoberst Erdgas, das aufgrund seiner Flüchtigkeit aber auch weiter wandern und unter Umständen getrennte Lagerstätten bil-den kann. Voraussetzung für die Bildung einer Lagerstätte sind undurch-lässige Deckschichten, die das Speichergestein nach oben abdecken, die weitere Migration verhindern und so dafür sorgen, dass sich unter ihnen das noch fein verteilte Erdöl und Erdgas in größeren Mengen ansammeln kann.
Weltweit gesehen sind
80% der Erdöllagerstätten (oder Ölfallen) tektonische Fallen,
das Erdöl und Erdgas sammelt sich im Scheitel der durchlässigen Schichten
11% stratigraphische Fallen und Verwerfungen,
undurchlässige Schichten schneiden poröse Schichten nach oben hin ab
3% befinden sich in Salzstock-Flanken,
hier können unter den Dächern und an den Flanken der Salzstöcke Erdölfallen entstehen
der Rest ist anders geartet.
Beispielsweise im Norddeutschen Flachland sind die Strukturen von Salzstöcken, an deren Flanken und Scheiteln sich Erdöl- und Erdgas in abbauwürdigen Mengen angereichert haben, vorhanden.
Die bis heute wichtigsten Lagerstätten sind erst vor etwa 500 - 100 Mio. Jahren entstanden. Im Tertiär (vor 65 - 1,5 Mio. Jahren) liegen die Lager von Baku, Galizien, Rumänien und von Utah. Weiterhin liegen 17% der Reserven in Kreidegestein (vor 135 - 65 Mio. Jahren), 13% in Juragestein (vor 205 - 140 Mio. Jahren) und etwa 12% in paläozoischem (vor 570 - 250 Mio. Jahren) Gestein. Die ältesten Erdöllagerstätten bildeten sich vor zwei Milliarden Jahren.
Historische Entwicklung
Erdöl hat schon eine sehr lange Geschichte: schon vor mehr als 2000 Jahren fand es in den Mittelmeerländern Verwendung als Heiz- u. Beleuchtungsmaterial, zur Einbalsamierung von Leichen (Ägypten), als Baumaterial (Mörtel), Abdichtunsmittel bei Botten und als Insektenbe-kämpfungsmittel. In der Renaissance verwendeten die Mönche am Tegernsee das so genannte Quirinöl als Heilmittel.
Doch bis etwa 1850 wurden flüssige Brennstoffe und Schmiermittel vorrangig aus tierischen und pflanzlichen Produkten gewonnen. Doch da beispielsweise Walöl nur begrenzt zur Verfügung stand, und vor allem zu teuer und mit langen Handelswegen verbunden war, suchten die Menschen nach einem neuen Beleuchtungsmittel. Viele Wissenschaftler forschten an Erdöl, und suchten nach einem Verfahren zur kommerziellen Nutzung. Der Geologe und Arzt Abraham Gessner entdeckter 1852 ein Verfahren zur Herstellung eines relativ sauber brennenden, preisgünstigen Lampenbrenn-stoffes aus Rohöl. Das entstandene Produkt wurde Petroleum genannt, und ist noch immer von Nutzem. 1855 veröffentlichte der amerikanische Chemiker Benjamin Silliman einen Bericht über die vielen nützlichen Produkte, die man durch Destillation von Erdöl gewinnen könnte. Nun begann man, destilliertes und mit Schwefelsäure gereinigtes Erdöl in Lampen zu Beleuchtungszwecken im großen Stil zu verwenden.
Die intensive Suche nach Erdölquellen begann, und da man schon heraus-gefunden hatte, dass bei Bohrungen nach Salz und Wasser gelegentlich Erdöl in die Bohrlöcher sickerte, bohrte man gezielt nach Rohöl.
Als am 27. August 1859 die erste nennenswerte Ölquelle in Pennsylvania am Oil Creek in 22 m Tiefe angebohrt wurde, war das die Grundsteinlegung für die bis heute immer mehr an Bedeutung gewinnende Petrochemie. Dieser Er-folg was der beginn der schnell wachsenden und modernen Erdölindustrie. In allen Gebieten in denen man Erdöl vermutete setzten lebhafte Bohrungen ein und die Erdölgewinnung stieg sprunghaft.
Auch Wissenschaftler interessierten sich immer mehr für dieses Gebiet und Schlüssige Hypothesen über die Lagerstättenbildung, d. h. über die Entstehung von Erdöl, seine Wanderung (Migration) durch die Gesteins-schichten und seine Anreicherung und Ansammlung wurden ausgearbeitet.
Durch die Einführung des elektrischen Lichts wurde das Erdöl zwischen-zeitlich uninteressant, doch auf Grund der Erfindung des Automobils und der folgenden Motorisierung wurde das Erdöl wieder wichtig. Seit dem wurden riesige Mengen von Treibstoffen benötigt, und die Ausarbeitung der Technik zu Förderung begann.
Erdölförderung
Viele ölhaltige Gesteinsfelder der Welt entdeckte man in historischen Zeiten, weil Erdöl an die Oberfläche gesickert war. Auf Zufallsfunde konnte sich die moderne Lagerstättenforschung jedoch längst nicht mehr verlassen.
Der schwedische Ingenieur Alfred B. Nobel (1833-1896), gründete u. a. mit seinen Brüdern 1878 in Russland die "Naphta-Gesellschaft Gebrüder Nobel" zur Ausbeutung der Erdölfelder bei Baku. Auf seinen Vorschlag hin wurde 1883 die erste große Ölpipeline vom Kaspischen zum Schwarzen Meer gebaut. Bis heute hat sich dieser Transportweg erhalten, denn immer noch wird das Öl oft in Pipelines zur Weiterverar-beitenden Industrie befördert.
Alaska Pipeline, über 1 270 km lang
Jedoch wurden auch mehr als "nur" die Transportwege verbessert. Es wurden immer bessere Verfahren zur Förderung von Erdöl entwickelt. Heute werden Lagerstätten mit einem sehr großen und teuren wissenschaftlichen und technischen Aufwand gesucht. Hier arbeiten viele geowissenschaftliche und technische Disziplinen zusammen: Geologie (speziell Lagerstättenkunde, Sedimentologie und Tektonik), Paläontologie, Geophysik (speziell Seismik), Geochemie und Photogrammetrie. So werden geologische Vorraus-setzungen gesucht, die eine Lagerstätte bilden. Es werden Mittel wie geo-logische Kartierung zur Interpretation der Lage oder Entnahme von Proben der Gesteinsschicht verwendet. Nachdem die Ergebnisse ausgewertet wurden, wird entschieden, ob nach der Quelle gebohrt wird.
Ein Ölfeld kann mehr als aus nur einer Lagerstätte bestehen. Es kommt oft vor, dass die Lagerstätten übereinander liegen, und mehrere Bohrungen an einer Stelle durchgeführt werden können.
Primärförderung
Es gibt verschiedene Verfahren der Erdölförderungen. Die Primärförderung wird zu beginn der Förderung angewendet.
Rotary-Vefahren
. 1844 von R.Beart aus Großbritannien zum Patent gemeldet
. miteinander verbundene Rohre (Gestängestrang) hängen am Bohrturm
. Strang ist mit Drehtisch am Bohrturmboden verbunden und wird gedreht
. Der Bohrmeißel am Ende des Stranges hat im Allgemeinen drei konische Räder mit gehärteten Zahnspitzen
. Bohrklein wird mit Hilfe von Pumpenbetriebener Spülanlage an Oberfläche gefördert
Das Erdöl in der Falle steht unter einem sogenannten Lagerstätten-druck. Da große Mengen von Erdgas im Rohöl gelöst sind, dehnt sich das frei werdende Gas schlagartig aus, und drückt mit dem Lager-stättendruck zusammen das Erdöl in das Bohrloch. In manchen Fällen reicht der Druck aus, um das Erdöl an die Erdoberfläche zu pressen (eruptive Förderung), ansonsten wird es gepumpt.
Forcierte Erdölförderung
Wenn die Primärförderung ihre Grenzen erreicht hat, sind nicht mehr als 25% des Rohöls aus der Lagerstätte gefördert. Daher wurden sekundäre und tertiäre Verfahren der Förderung entwickelt. Diese ergänzenden Methoden werden als Forcierte Erdölförderung bezeichnet. Erfolgreich angewendet werden Wasser- und Damfeinpressungen (auch Wasserfluten und termisches Fluten genannt). Hiermit wird die Ölertragsmenge auf ca. 33% gesteigert.
Offshorebohring
Die Erdöllagerstätten unter dem Meeresspiegel werden mit Hilfe der Off-shorebohrungen erschlossen. Hier sind die Bohrtürme schwimmend oder am Meeresboden als Bohrinseln zu finden. Die Bohranlagen werden auf der Plattform in Gewässern mit Tiefen bis zu 100 Metern installiert, betrieben und instand gehalten. Die Platt-formen halten Wellen, Wind und -in ark-tischen Gebieten- Eisschollen stand.
Dem Rotary-Verfahren ist die Förderung sehr ähnlich, und je weiter der Meißel in die Erdkruste eindringt, umso mehr Rohr-längen werden an den Strang angefügt. Die Kraft zum Meißeln liefert hier meist das Eigengewicht des Gestängerohrs. Auch hier wird das Schneidematerial durch Pumpen entfernt. Dieses Verfahren hat zu großen zusätzlichen Erdölreserven geführt, und weltweit wird ⅓ des Erdöls "offshore" gefördert.
Erdölverarbeitung
Nach der Förderung wird das Erdöl erhitzt und mit Chemikalien behandelt, um Wasser, Feststoffe und das Erdgas zu entfernen. Das Produkt wird dann in Tanks oder Kavernen gelagert und anschließend über Tankwagen, Kesselwagen, der Bahn Tankschiffen oder mit Pipelines zu den Raffinerien gebracht. Große Ölfelder sind normalerweise direkt mit großen Transport-pipelines verbunden.
Destillation
Bildliche Darstellung einer Destillieranlage:
Die Destillieranlage ist die wichtigste Einheit bei der Erdölver-arbeitung. Rohöl beginnt bei einer etwas niedrigeren Temperatur als Wasser zu sieden. Die Kohlenwasserstoffe sieden bei immer größerem Molekulargewicht bei immer größeren Temperaturen. Die erste Fraktion die aus Rohöl destilliert wird ist das Rohbenzin, bestehend aus Leicht- und Schwerbenzin. Dem Rohöl folgen Mitteldestillate wie Petroleum und Gasöl. Der Rückstand im Kessel ist in erster Linie das schwere Heizöl. Das wird dann im Vakuumdestillat wieder geteilt in Vakuumgasöl und Wachsdestillat. Der Rückstand der Vakuumdestillation sind so genannte Bitumen (halbfeste bis feste Kohlenwasserstoffgemische).
Der Destillation folgen spezielle Raffinationsverfahren.
Übersicht der gewonnenen Fraktionen:
Name der Fraktion
Siedebereich [°C]
Verwendung
Petrolether/Gasolin
40 - 70
Fleckenwasser/ Lsm.
Leichtbenzin
60 - 100
Vergaserkraftstoff
Schwerbenzin
100 - 150
Vergaserkraftstoff
Ligroin
120 - 150
Lsm./Waschbenzin
Petroleum/Kerosin
150 - 300
Beleuchtungsmittel
Gasöl
250 - 350
Dieselmotoren/Heizöl
Schmieröl
> 300
Maschinen-/Motorenöl
Bitumen
Rückstand
Straßenbau/Dachpappe
Thermisches Kracken
Um mehr Benzin und leichtes Heizöl zu gewinnen, wird das thermische Kracken angewendet. Bei diesem Verfahren erhitzt man die schwereren Bestandteile des Rohöls unterschiedlich hohen Druckes auf höhere Tempe-raturen. Somit spalten sich die großen Kohlenwasserstoffmoleküle in kleinere Moleküle, und mehr Benzin kann gewonnen werden. Dieses Verfahren brachte Anfangs große Koksablagerungen in den Reaktoren mit sich, doch das Problem wurde gelöst in dem die Flüssigkeiten wieder in Umlauf gebracht wurden.
Alkylierung und katalytisches Kracken
Diese Verfahren wurden in den dreißiger Jahren eingeführt und führten zu einem noch höheren Ertrag an Benzin pro Barrel Erdöl. Bei der Alkylierung werden kleine Moleküle, die beim thermischen Kracken entstanden, mit Hilfe eines Katalysators wieder zusammengesetzt. Dadurch kommt es zur Bildung von verzweigten Molekülen im Siedebereich des Benzins. Diese Moleküle haben wertvolle Eigenschaften, z. B. höhere Klopffestigkeit, wie man sie für Treibstoffe für Hochleistungsmotoren, z. B. in modernen Verkehrsflugzeugen, benötigt.
Beim katalytischen Kracken wird das Rohöl mit Hilfe eines fein verteilten Katalysators gespalten. Dadurch lassen sich zahlreiche verschiedene Kohlenwasserstoffe erzeugen. Diese können weiter veredelt werden und liefern somit sehr gute Motorenkraftstoffe mit höherer Klopffestigkeit und Spezialchemikalien. Die Herstellung dieser Chemikalien hat zur Entstehung der weit verzweigten petrochemischen Industrie geführt, die u. a. Alkohole, Waschmittel, Kunstgummi, Glycerin, Dünger, Schwefel, Lösungsmittel und die Rohstoffe für Arzneimittel, Nylon, Kunststoffe, Farben, Polyester, Lebensmittelzusatzstoffe, Sprengstoffe, Farbstoffe und Dämmstoffe herstellt.
► Von Benzin wird durch die oben aufgeführten Beispiele heutzutage wesentlich mehr als 1920 gewonnen. Das zeigt auch den enormen Bedarf an Benzin im heutigen Zeitalter.
Fördermengen und Reserven
Die weltweite Produktion von Erdöl hat in den letzten hundert Jahren explosionsartig zugenommen, vorwiegend bedingt durch die Motorisierung und die Nachfrage nach Treibstoffen. 1860 betrug die Weltproduktion noch etwa 70 000 Tonnen, zehn Jahre später war sie schon auf 1 Million Tonnen angewachsen. In weniger als 100 Jahren hat sich diese Zahl vertausend-facht: 1960 lag sie bei ungefähr 1 Milliarde Tonnen, und knapp 20 Jahre später hat sich der Wert noch einmal mehr als verdreifacht (1979: 3,25 Milliarden Tonnen). Seitdem stagnierte die Weltproduktion oder war zeitweise sogar leicht rückläufig (1988: 3,03 Milliarden Tonnen, 1994: 3,20 Milliarden Tonnen). Auslöser für diese Entwicklung waren die beiden so genannten Ölkrisen 1973/74 und 1979/80. Von 1995 bis 1996 stieg die Weltförderung um knapp 100 Millionen auf gut 3,38 Milliarden Tonnen pro Jahr. Mit Erdöl wird immer noch etwa ein Drittel des weltweiten kommerziellen Energieverbrauchs gedeckt; 1974 war es noch die Hälfte. Zurzeit wird mehr als ein Drittel des Erdöls aus untermeerischen Lagerstätten gefördert.
Fördermengen
Die drei führenden Erdölförderländer waren 1996:
. Saudi-Arabien mit 400,9 Millionen Tonnen (ca. 12% der Weltförderung)
. USA mit 400,3 Millionen Tonnen (ca. 12%)
. GUS mit 352 Millionen Tonnen (ca. 10%).
Zum Vergleich:
Deutschland förderte 2,8 Millionen Tonnen.
Export, Import, Verbrauch
Die drei größten Erdölexporteure waren 1994:
. Saudi-Arabien mit knapp 311 Millionen Tonnen
. Iran mit 132 Millionen Tonnen
. Russland mit 126 Millionen Tonnen.
Die drei größten Importeure waren:
. USA mit 354 Millionen Tonnen
. Japan mit 226 Millionen Tonnen
. Deutschland mit 106 Millionen Tonnen.
Die größten Erdölverbraucher waren:
. USA
. GUS
. Japan
. Deutschland.
Auf Nordamerika entfielen 27 Prozent des weltweiten Verbrauchs auf Westeuropa 20 Prozent. Deutschland bezog 1994 seine Importe zu 37 Prozent aus den der OPEC angehörenden Ländern, 34 Prozent aus der Nordsee und 22 Prozent aus Russland.
Die eigene Erdölförderung ist vergleichsweise sehr gering, sie beträgt weniger als 3 Prozent, mit weiterhin abnehmender Tendenz. Die deutschen Vorkommen liegen im Niedersächsischen Becken (Gebiet westlich der Ems, Weser-Ems-Gebiet, Elbe-Weser-Gebiet, Gebiet nördlich der Elbe) und im Molassebecken des Alpenvorlandes.
Reserven
Obwohl der Ölverbrauch zunimmt, scheinen die Reserven an Erdöl noch lange nicht zur Neige zu gehen. Verschiedenen Studien zufolge nahm die Menge an gesicherten Ölreserven von 1996 auf 1997 um fast 1 Milliarde Tonnen auf insgesamt 138,4 Milliarden Tonnen zu. Der Grund für diesen Zuwachs sind neue Quellenfunde. Möglicherweise wird man zukünftig auch noch auf weitere Lagerstätten stoßen und es werden neue Verfahren der Förderung entwickelt, trotzdem werden die Reserven voraussichtlich "nur" bis in das 21. Jahrhundert reichen, und die Ölpreise werden nicht sinken.
Alternativen
Alternative Energiequellen sind vor allem Solarenergie, Windenergie und die - wegen der weiterhin bestehenden Risiken sehr umstrittene - Kernenergie. Eine vorübergehende Alternative, die den Energiebedarf der modernen Welt decken könnte, ist die Kohle, die in den USA und in der übrigen Welt noch reichlich vorhanden ist. Mit ihrer stärkeren Nutzung könnte man mehr elektrische Energie für immer mehr Aufgaben in den Industrieländern verwenden. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen für einen Einsatz ohne höhere Kapital- und Betriebskosten sind eventuell durch eine moderne Technik möglich. Als Grundstoff für die Gewinnung von Kraftstoff ist zurzeit noch keine umfassende Alternative zum Erdöl in Sicht. |