2.1 Seine Kindheit und Jugend
Engelbert Dollfuß wurde am 4. Oktober 1892 in Texing bei Mank, 20 Kilometer südlich von Melk in Niederösterreich geboren.
Der patriarchalische Bauer freut sich nicht über diese uneheliche Kind seiner Tochter Josefa Dollfuß und Josef Weningers.
Der 23 Jahre alte Josef Weninger stammte aus einem relativ wohlhabenden Bauerngeschlecht aus dieser Gegend. Aufgrund unglücklicher Erbschaft und der Verschuldung seines Vormundes Leopold Schlager, dem Mann seiner Tante, verarmte er jedoch.
Da Engelberts Großvater aus Stolz - und nach einem alten Bauernbrauch verlangte, dass seine Tochter auf einem "ordentlichen" Hof heiratet, was der Müllergeselle Josef Weninger nicht bieten kann, musste Josefa schließlich einen Mann heiraten, den ihr Vater aussuchte - Leopold Schmutz, der den Hof seiner Eltern in Kirnberg übernahm. Noch bevor Engelbert ein Jahr alt wurde heirateten sie.
Engelbert wird bis zum Ende seiner Schulzeit "Engel" genannt".
Seine ersten 12 Lebensjahre verbrachte Dollfuß zu Hause. Er hatte drei Brüder und eine kleine Schwester. Sie alle mussten ihre Eltern mit "Sie" ansprechen.
Engelbert hatte ein sehr enges Verhältnis zu seiner Mutter, die ihn sehr umsorgte, sein Vater war hingegen ein geiziger Nörgler, der zwar gut für die Familie sorgte, jedoch sehr streng besonders Engelbert, der ja nicht sein leiblicher Sohn war, gegenüber.
Mit sechseinhalb Jahren kam Dollfuß in die Schule und ministrierte in Kirnberg.
In der Schule hat er gute Noten und will während dieser Zeit Priester werden.
Er besuchte das erzbischöflichen Knabenseminar in Hollabrunn, wo er das ersten Jahr auf Grund der starken Unterschiede zur Dorfschule mit einem "Nicht genügend" in Latein und Mathematik abschloss. Er musste das Jahr als Externist wiederholen was bedeutete, dass Kost und Logis in der Nähe der Schule gefunden werden mussten.
Engelbert wiederholte das Jahr, schloss mit einem Vorzug ab und wurde wieder aufgenommen. Daraufhin besuchte er jedes Jahr, gemeinsam mit seiner Mutter zu Fuß den Wallfahrtsort Maria Taferl. Die Professoren beeinflussten sein Weltbild in vielfältiger Weise.
Er spielte bis zum Abschluss des Gymnasiums auf allen Konzerten und Veranstaltungen die Klarinette. Er besuchte eine Theatergruppe, Rede und Disputation lagen ihm schon damals. Er war ein begeisterter Kegler.
1913 bestand er die Matura.
Aufgrund der zu strengen Regeln brach er das nach der Matura begonnene Theologiestudium am erzbischöflichen Priesterseminar ab und fand Unterkunft bei einer Familie, deren Tochter er Nachhilfe gegeben hatte.
Als äußeres Zeichen seiner Wandlung läßt er sich einen Schnurrbart wachsen.
2.2 Seine spätere Laufbahn
1914 meldete er sich der sehr klein gewachsene Dollfuß freiwillig zum Militärdienst.
Hier wurde er bei den Kaiserschützen Oberleutnant und erhielt mehrere Kriegsauszeichnungen im 1. Weltkrieg.
Er war hochdekorierter Teilnehmer des 1. Weltkrieges (Kaiserschütze) und brachte den Frontgeist der (im Felde niemals besiegten) Offiziere, die sich von der Heimat verraten fühlten (Dolchstoß- Legende), mit ein in das zivile Leben und in die Politik . Seine Begeisterung für das Österreichtum schwand angesichts der österreichischen Schlamperei und Untüchtigkeit während des Krieges und der österreichischen Schwäche und Hilflosigkeit nach dem Zusammenbruch.
Nach dem verlorenen Krieg kam er nach Wien zurück und inskribierte wieder Jus an der Universität in Wien. Er arbeitete auch in der Invalidenentschädigungskommission.
Mit Interesse und Begeisterung widmet er sich weiterhin der katholischen Soziallehre.
1919 wird er Sekretär des Niederösterreichischen Bauernbundes.
Kurze Zeit später, um 1920, zog er wegen seines Studiums nach Berlin. (Der Bauernbund schickte ihn zum Studium des Genossenschaftswesens, das in Deutschland besser ausgebaut war als in Österreich, dorthin.)
Dort lernt er im Sommer 1921 in der Preußenkassa (Staatsbank) Alwine Glienke kennen.
Am 10. August verlobten sie sich und heirateten am 31. Dezember 1921 in Kirnberg, bei den Eltern Dollfuß'.
Als er aus Deutschland zurückkam war er begeistert von der "deutschen Tüchtigkeit, Charakterfestigkeit und Ehrlichkeit" und empfand eine enorme Begeisterung für den Anschluss.
Aber es war das republikanische Deutschland, das er bewunderte. In den ersten Nachkriegsjahren war er ein begeisterter Anhänger der Demokratie.
Er promotivierte Jus und Nationalökonomie im Juli 1922.
1927 wurde er Direktor der niederösterreichischen Landes- Landwirtschaftskammer, wo er seine Laufbahn als Sekretär eines dort tätigen Beamten im Juli 1922 begonnen hatte und blieb es bis zu seinem Lebensende. Er gründete die österreichische Landarbeiterversicherung und eignete sich in dieser Zeit große Kenntnisse als Agrarfachmann an.
1930 wurde Dollfuß zum Präsidenten der Verwaltungskomission der österreichischen Bundesbahnen gewählt.
Am 18. März 1931 berief ihn Bundeskanzler Ender als Minister in sein Kabinett.
1931 & 1932 war Dollfuß Minister für Land- und Forstwirtschaft.
2.3 Sein Charakter
Sein impulsiver Charakter wurde auf der einen Seite durch seine Angehörigkeit der CV geprägt. Die CV war ein katholischer, akademischer Verband. Sie verschaffte, wie es in solchen Verbänden Gang und Gebe war, dem winzigen Dollfuß seine Stellung im öffentlichen Leben. Er nutzte daher seinerseits seine politische Stellung wieder dazu, möglichst vielen seiner Kollegen aus seiner Verbindung reichlich Posten und Einfluss zu verschaffen und versäumte es so wohl des öfteren besser qualifizierten Leuten den Vorzug zu geben.
Die andere Seite war von seinen Studien in Deutschland und seiner Ehe mit einem preußischen Bauernmädchen protestantischer Herkunft, Alwine Dollfuß, beeinflusst.
Zwischen den zwei Stühlen des österreichischen Katholizismus und des deutschen Protestantismus sollte der kleine Kanzler zu Fall kommen.
Ein großer Nachteil Dollfuß waren sein aufflammendes Temprament und seine maßlose Eitelkeit.
Sein kleiner Körperwuchs (151 cm), verbunden mit dem ausgeprägten Willen zur Macht, brachte ihm bei den Gegnern den Spitznamen "Millimetternich" ein .
In Parlamentsdebatten war es sehr leicht, den Zorn des winzigen Mannes zu erregen, was eine besondere Spezialität des Führers der sozialdemokratischen Partei, Otto Bauers war.
Dollfuß war wohl geistig beweglich, jedoch nur an der Oberfläche glänzend begabt - der Sohn eines Bauern - und konnte sich so nie den Respekt von Bauer verschaffen. Dies führte schließlich soweit, dass Dollfuß das Parlament verließ, sobald Otto Bauer sprach.
Trotzdem konnte Bauer ihn weiterhin mit sarkastischen Zwischenrufen zur Weißglut bringen.
Dieser ewige Streit förderte die mehr als schlechte Einstellung Dollfuß' gegenüber der sozialdemokratischen Partei, die für ihn so gut wie eigentlich überhaupt nicht existierte.
Am Abend bevor er ermordet wurde, befahl er die Hinrichtung des zwanzigjährigen Sozialisten Josef Gerl, der versucht hatte, an einer wenig benützen Eisenbahnlinie einen Signalmast zu sprengen und bei dessen Verhaftung ein Polizist verletzt worden war. So wurde ein Sozialist zum ersten Opfer der strengen Notverordnungsgesetze, die zur Bekämpfung des Naziterrors erlassen worden waren. In den vorigen 12 Monaten hatten hunderte Nazi zerstört und des öfteren sogar gemordet. Doch obwohl fast alle ihrer Verbrechen unter das Notverordnungsgesetz fielen, wurde nichteinmal einer von ihnen hingerichtet. Hier drohte Dollfuß nur immer wieder. Die ersten Nazi die zum Tod verurteilt wurden waren Planetta und Holzweber, die Anführer es Juliputsches und Mörder Dollfuß'.....
Gedye vermutet, dass Dollfuß aufgrund seiner deutschnationalen Vergangenheit nur mit halbem Herzen bei der Bekämpfung des Naziterrors vorging.
Laut Eva Dollfuß hingegen kämpfte er "mit seiner ganzen Kraft und Persönlichkeit" gegen den Nationalsozialismus und gegen die "Ein Volk - Ein Reich - Ein Führer" - Ideologie.
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