Grundlagen und politische Ideenbr /
Wirtschaftssysteme auf der Grundlage des Wettbewerbs beruhen auf philosophischen und politischen Konzepten, die wir, obwohl der Begriff erst 1812 in Spanien auftaucht, als Liberalismus bezeichnen.
Die libertas war die Verfassung der römischen Republik. Sie galt für die Bürger Roms und meinte diejenigen, die frei vom Sklavenstand waren. Liber heißt nicht nur frei, sondern benötigt einen Bezugspunkt, bedeutet also frei von einer Fessel, der Sklaverei.
Der Liberalismus entstand als Gegenkonzept zum Merkantilismus der absolutistischen Monarchien in Europa. Er meint die Freiheit von Abhängigkeit und Bevormundung, basiert auf der Vernunft des Menschen, auf der individuellen Selbstbestimmung und ist Ausdruck der Aufklärung.
Die Grundlagen des Liberalismus wurden von John Locke (1632-1704) in seinem Werk \"über die Regierung\" gelegt. Seine Grundaussage besteht darin, daß die Freiheit des Menschen zum vollkommenen Glück führt. Da der Mensch von Gott (dem Logos) mit dem Guten (der Vernunft) ausgestattet. wurde, stellt sich bei dessen freier Entfaltung das vollkommene Glück ein.
Adam Smith (1723-1790) entwickelte dieses Konzept konsequent zu einem auf freien Wettbewerb basierenden Wirtschaftssystem fort und begründete im Jahre 1776 mit seinem Werk \"Der Wohlstand der Nationen\" die \"Klassische Nationalökonomie\". Diese Klassiker des Liberalismus benutzten den wirtschaftlichen Erfolg auch als Gradmesser für die politische Kompetenz. Nur wer diese Kompetenz nachweist, hat auch das Recht auf politische Mitsprache.
Erst John Stuart Mill (1806-1873) setzt diese Kompetenz in seinem Utilitarismus nicht schon voraus, sondern will sie durch Einbindung des Individuums in ein freiheitliches Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell entwickeln. Er benutzt den Wettbewerb als Chance zur Selbstbestimmung und Freiheit des Individuums.
Obwohl in Deutschland bereits vor und während des 2. Weltkrieges von ökonomen wie Walter Eucken und Alfred Müller-Armack das Leitbild der sozialen Marktwirtschaft entworfen wurde, entstand die politische \"Theorie der Gerechtigkeit\" dazu erst später durch John Rawls im Jahre 1971. Nach dieser lassen sich die Nachteile einer Wettbewerbsordnung nur rechtfertigen, wenn zwei Gerechtigkeitsgrundsätze beachtet werden. Zum einen der Rechtsstaatsgrundsatz, daß alle Grundfreiheiten gleich verteilt werden. Zum anderen der Sozialstaatsgrundsatz, daß soziale und wirtschaftliche Ungleichheit nur zulässig sind, wenn Chancengleichheit für jedermann besteht und die am wenigsten Begünstigten des Wettbewerbs den größten Vorteil daraus haben, d.h. es muß eine Umverteilung stattfinden.
|