Häufig wurde der mangelnde ökonomische Realismus der Internet-Anwender bemängelt, bzw. die Mitnahmementalität von Nutzern eines Gratisdienstes kritisiert, doch hätte man den Nutzern des Internets die tatsächlichen Kosten direkt in Rechnung gestellt, so hätte es die dabei gewonnenen wertvollen Erfahrungen nicht gegeben. Das Internet ist wahrscheinlich das letzte große Infrastruktursystem, das noch einmal wie das Telefon oder das Fernsehen durch erhebliche Vorleistungen als ein gesellschaftsumfassender Feldversuch begriffen werden kann. In Zukunft werden die Anbieter neuer Netze und Dienste unter den harschen Voraussetzungen einer verschärften Deregulation keine entsprechenden Gratis-Vorleistungen erbringen können. Neue Angebote werden deshalb stärker auf den kurzfristigen Nutzen abzielen müssen. Der durch die Konkurrenz beschleunigte technische und wissenschaftliche Fortschritt scheint hierbei aber ein interessantes Korrektiv zu sein. So konnten z.B. in den USA trotz segmentierter Märkte deutliche Reduktionen bei den Kosten im Fernmeldewesen durch die Anwendung neuer Techniken erzielt werden. Es ist absehbar, daß die Nutzung von Fernsprechdiensten durch die Öffnung des Fernmeldemarktes ab 1998 auch für die Hochschulen deutlich preiswerter wird. Zudem haben sich die Hochschulen untereinander, zumindest in Berlin, ja bereits leistungsfähige eigene Vernetzungssysteme geschaffen. Solche "Inhouse"-Systeme sind jedoch in gewisser Weise kontraproduktiv. Die Kosten für deren Ausbau werden zumeist durch zentrale Instanzen getragen. Für deren Unterhaltung hingegen wird im Rahmen der hochschulinternen Finanzorganisation keine eindeutige Kostenstellenrechnung (bis auf die Ebene der Fachbereiche oder gar Arbeitseinheiten hinab) vorgenommen. Es ist folglich nicht verwunderlich, daß sich unter den hochschulinternen Anwendern in fast schon penetranter Weise die falsche Vorstellung erhält, daß technische Kommunikation quasi kostenlos herzustellen sei.
Mangelndes Kostenbewußtsein auf unterschiedlichem Niveau ist überhaupt ein zentrales Dilemma bei der Vernetzung von Hochschuleinrichtungen. Während beispielsweise an Berlin Hochschulen sowohl das Telefonieren wie auch der Briefverkehr nur im großen Rahmen bewirtschaftet werden, und die Etats aus der Perspektive einzelner Arbeitsbereiche nur wenig begrenzt zu sein scheinen, stehen einzelne Fachbereiche an Brandenburger Hochschulen mit einer präziseren Kostenstellenrechnung schon nach den ersten Monaten des jeweiligen Finanzjahres vor einem Kommunikationskonkurs.
Die Subventionslogik, nach der Bildung als ein quasi freies Gut künstlich generiert wurde - aus gutem Grund übrigens, da die alte bundesdeutsche Gesellschaft Bildung als einen Wert begriff, in den sie zur Zukunftssicherung weit vor der eigentlichen "Amortisierung" erhebliche Mittel investieren wollte - weicht nun einer "realistischeren", in Wirklichkeit aber nur kurzsichtigereren Logik, nach der den Bildungsaufwendungen jetzt Bildungserträge, quasi in Form einer direkten Gewinn- und Verlustrechnung, in den jeweiligen Einrichtungen gegenübergestellt werden müssen. So prosperieren inzwischen an den Hochschulen die Bereiche, die auf einen hohen Anteil externer Drittmittel rechnen können. Dem sinnvollerweise wachsenden Kostenbewußtsein steht zwangsläufig ein Verlust an Unabhängigkeit gegenüber, denn das Schielen nach neuen Einnahmen orientiert vor allem auf kurzfristige und eher industrienahe Forschungsziele und erschwert insofern die längerfristigeren und objektiveren Forschungsvorhaben.
In den letzten Jahren wurden auch an den deutschen Universitäten erhebliche Mittel in den Kauf von datentechnischen Einrichtungen gesteckt. Das kameralistische Prinzip verführte zu einer Flut von Anschaffungen am Ende des jeweiligen Haushaltsjahres, für die Wartung und Unterhaltung von Geräten und technischen Netzen und insbesondere für die ständig wachsenden Kommunikations"gebühren" wurde hingegen kaum Vorsorge getroffen. Exorbitant wachsende Kommunikationsetats könnten jedoch im Rahmen einer allgemeinen Finanzkrise zu einem wahren Albtraum für die deutschen Hochschulen werden. Hier ist ein Umdenken erforderlich: die Kommunikationsplanung muß rationaler und weniger zufällig erfolgen. Diese Entwicklungsplanung darf aber nicht in den alten Machtzentralen der Hochschulverwaltung erfolgen. Der investive Spielraum von einzelnen Arbeitsbereichen muß durch eine budgetorientierte Abkehr vom kamreralistischen Prinzip erweitert werden. Nur die jeweiligen Arbeitsbereiche sind in der Lage, eine realistische etatabhängige Vorstellung von der Notwendigkeit des Ausbaus der kommunikationstechnischen Infrastruktur zu entwickeln, da nur sie einen Überblick über die tatsächlichen qualitativen Verbesserungen durch den Einsatz dieser Techniken bewahren können. Zur Infrastrukutrplanug allerdings, und deren Bedeutung wächst ebenfalls, bedarf es ergänzend eines modernen, klugen und effektiven zentralen Kommunikationsmanagements, mit dem die alten Hochschulverwaltungen jedoch völlig überfordert sind.
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