In Großbritannien fand Anfang des 18. Jahrhunderts die Industrielle Revolution statt. Durch neue Erfindungen wie z. B. die Dampfmaschine wurde die Arbeit sehr viel leichter. Wo früher die Menschen noch mit Handarbeit auf dem Land alles selber herstellen mußten, wurde jetzt mit Hilfe neuer Maschinen Massenware in großen Fabrikhallen produziert.
Vor allem die Kohle und Stahlproduktion partizipierte an der Industrialisierung. Es gab eine starke Abwanderung vom primären Sektor zum sekundären Sektor. Die Leute zogen vom Land weg und gingen in die Stadt. Es entstanden Arbeitersiedlungen in unmittelbarer Nähe der Fabriken. Dort lebten sie unter extrem schlechten Verhältnissen in sogenannten "Mietskasernen". Die Häuser waren mit den Rücken aneinander gebaut, und wurden deswegen auch "back to back houses" genannt.
Die Wohnungen waren sehr feucht und hatten keine Kanalisation. Die Sterblichkeitsrate in diesen Häusern war sehr hoch weshalb die Regierung 1848 erstmals ein Gesundheitsgesetz erließ. Es mußte fließendes Wasser, Kanalisation und Straßenpflasterung geben. Außerdem wurden Kellerwohnungen verboten. Nun entstanden die etwas jüngeren Häuser, die "terracted houses". Sie verfügten über einen Anbau, in dem Küche und Toilette untergebracht waren, und über einen kleinen Hinterhof.
Später um 1950 kam die sukzessive Abwanderung in den Diensleistungssektor. Die "old econemy" (Eisen, Kohle und Stahl) wurde immer kleiner, und neue Industriezweige wie z. B. Chemie, Automobilbau oder Telekommunikation taten sich auf. Wo der Anteil der Beschäftigten in der Industrie 1881 noch bei 52% lag, ist er heute auf 28% gesunken. Deshalb spricht man auch von der De- Industrialisierung Großbritanniens.
In jüngster Zeit hat die Regierung Englands versucht, durch gezielte Wirtschaftsförderung England zu Re- Indusrtiealiesieren. Man baut die Infrastruktur um den "großen Magneten" London aus, und vergibt billiges Gewerbegebiet. Viele Firmen verlegen deshalb ihre Verwaltungen dorthin. Im Norden des Landes wurde billiges Industriegelände ausgewiesen, und das Lohnniveu ist im Vergleich zum Süden sehr niedrig. Hier hat sich vor allem die japanische Autoindustrie niedergelassen, die nach einem festen Standbein innerhalb der EU sucht. Als schien es, dass der Aufschwung in der Industrie geschafft sei, treten in jüngster Zeit neue Probleme auf.
Vor einigen Monaten drohte BMW mit der Schließung der Englischen Traditionsmarke Rover, da sie zu hohe Verluste erwirtschaftete, und so für BMW untragbar wurde. In letzter Minute hat ein Konsortium Rover für den symbolischen Preis von 10 Pfund(33DM) gekauft, und damit 30000 Arbeitsplätze gerettet, die von deutscher Seite mit 10 Milliarden DM gesponsort wurden. Des weiteren macht die Pfundstärke gegenüber dem Euro der Britischen Exportwirtschaft stark zu Schaffen, wodurch das Wirtschaftswachstum belastet wird. Sieht so aus als müßte Tony Blair das Windeln wechseln noch eine Zeit lang bleiben lassen, damit er sich um die Probleme in seinem Land kümmern kann.
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