29.1 Einführung
Beobachtung umfaßt die optische Aufnahme und die Interpretation der beobachteten Vorgänge. Beobachten lassen sich nur sinnlich wahrnehmbare Sachverhalte und Prozesse. Der Informationsstrom fließt in nur eine Richtung, nämlich vom Beobachtungsgegenstand zum Beobachter.
Die Beobachtung ermöglicht keine Aussagen über Sinnzusammenhänge, auslösende Ursachen und Zielsetzungen. Sie gibt Auskunft über das wirkliche Verhalten.
29.2 Offene und verdeckte Beobachtung
29.2.1 Offene Beobachtung
Hier tritt der Beobachter ausdrücklich als Untersuchender auf. Die beobachteten Personen kennen zumindest den Zweck seiner Anwesenheit. Der Beobachter muß die beobachteten Personen so informieren, daß sie die Beobachtungssituation nicht verfälschen. Der Beobachter kann aktiv im beobachteten Bereich mitarbeiten (aktiv - teilnehmende Beobachtung) oder lediglich beobachten und aufzeichnen ( passiv - teilnehmende Beobachtung)
29.2.2 Verdeckte Beobachtung
Hier gibt der Untersuchende seine Identität als Beobachter nicht zu erkennen.
29.3 Strukturierte und unstrukturierte Beobachtung
29.3.1 Strukturierte Beobachtung
Hier zeichnet der Beobachter seine Beobachtungen nach einem System von Beobachtungskategorien auf. Diese Kategorien werden im voraus festgelegt. Dadurch wird später die Auswertung er erhobenen Daten erleichtert und außerdem wird eine einheitliche Erfassung beim Einsatz mehrerer Beobachter erreicht.
29.3.2 Unstrukturierte Beobachtung
Hier liegen nur grobe Hauptkategorien (allgemeine Richtlinien) als Rahmen vor. Innerhalb dieses Rahmens hat der Beobachter freien Spielraum.
Ein typisches Beispiel ist die sogenannte Dauerbeobachtung. Aufgaben, Hilfsmittel, Störungen, Belege, Umwelteinflüße und andere Größen hält er laufend fest.
Je mehr verschiedene Aufgaben und Arbeitsabläufe vorkommen, desto länger dauert die Beobachtung.
29.4 Vorteile und Nachteile der Beobachtung
Vorteile Nachteile
.Die Vorgänge werden im Zeitpunkt ihres tatsächlichen Geschehens aufgenommen.
. Der Erheber kann alle Vorgänge direkt und unverfälscht beobachten.
. Die Beobachtung vermittelt die Kenntnis über die Sachverhalte und Vorgänge, unabhängig von der Fähigkeit Bereitwilligkeit der Beobachtungen, sie bekanntzugeben. . Die Ermittlung von Daten mit Hilfe der Beobachtung kostet immer den Zeitaufwand, den der beobachtete Vorgang dauert.
. Die Vorgänge könne nur während ihres Auftretens beobachtet werden.
. Es besteht die Gefahr der Identifizierung mit den beobachteten Personen.
. Der Beobachter beeinflußt den Beobachteten.
29.5 Multimomentstudie
29.5.1 Einleitung
Die Multimomentstudie ist eine Stichprobenerhebung, die aus punktuellen Beobachtungen Aussagen über Zeitanteile zuläßt. Die Aussagen gelten mit einer statistischen Sicherheit von 95%. Die Genauigkeit der Ergebnisse legt der Erheber selbst fest.
29.5.2 Vorgehensweise
. Ziel festlegen
. Beobachtungsmerkmale festlegen
. Zahl der notwendigen Beobachtungen festlegen
. Zahl der Rundgänge festlegen
. Rundgangswege und Beobachtungsstandpunkte festlegen
. Startzeitpunkte der Rundgänge festlegen
. Beobachtungsbogen entwerfen
. Betroffene und Betriebs-/Personalrat informieren
. erheben
. auswerten
29.6 Vorteile und Nachteile der Multimomentstudie
Vorteile Nachteile
. Die Ergebnisse sind ein Spiegelbild des tatsächlichen Ist - Zustandes.
. Es werden keine Zeitmeßgeräte benötigt.
. Der Arbeitsablauf wird nicht gestört.
. Die Beobachtung kann jederzeit abgebrochen und fortgesetzt werden.
. In einem Rundgang können sehr viele (bis 50) Arbeitsplätze beobachtet werden.
. Jede gewünschte Genauigkeit ist möglich.
. Die Auswertung geht schnell. . Durch Multimomentaufnahme können keine Aussagen über Leistungsgrade gemacht werden.
. Bei Ereignissen, deren Anteil kleiner als 1% ist, können keine Genauigkeitsaussagen getroffen werden.
. Die Beobachtung durch außenstehende Erheber kann menschliche Abwehrhaltungen hervorrufen. Deswegen müssen Beobachtungen gründlich vorbereitet werden - informiert und mit den erhebenden Personen bekanntgemacht - werden.
29.7 Multimomentstudien mit Selbstnotierung
29.7.1 Verfahren
Der wesentliche Unterschied zu der vorher geschilderten Multimomentaufnahme mit Fremdbeobachtern ist die Selbstnotierung der Merkmale durch den Betroffenen. Dazu wird ihnen ein Gerät zur Verfügung gestellt, das von einem Zufallsgenerator gesteuert wird und durch optische und akustische Signale den betreffenden Mitarbeiter zur Notierung auffordert.
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