2.1 Hintergründe
Bei der Wirtschaftsspionage spielt wirtschaftliches und soziales Gefälle im internationalen Vergleich eine große Rolle. Hieraus entwickeln sich staatliche Interessen, die auch unter Einsatz der Nachrichtendienste verfolgt werden.
Dabei werden die Rahmenbedingungen für die Spionageabwehr zunehmend schwieriger. Einerseits erleichtert die Globalisierung in fast allen Lebensbereichen den "legalen" Zugriff auf fremde Informationen, zum anderen erschwert der Einsatz immer perfekter werdender technischer Aufklärungsmittel die Erkennbarkeit von Spionageangriffen erheblich. Ein schwach ausgeprägtes Sicherheitsbewußtsein wirkt sich zusätzlich nachteilig aus.
Auf dem Weg in die Informationsgesellschaft entscheidet nicht mehr der Besitz von Rohstoffen allein über den Erfolg einer Volkswirtschaft. Ausschlaggebend sind vor allem Informationen - technologisches und betriebswirtschaftliches Know-how. Dieses Verlangen nach umfassender Information ist auch ohne die im ideologischen Ost-West-Gegensatz begründeten konfrontativen Elemente früherer Jahre gegeben.
Bei der Spionage unter Hochtechnologiestaaten, die über multinational strukturierte Industrien verfügen, stehen die Ausforschung von Markt- und Absatzstrategien sowie die Beeinflussung von Entscheidungsträgern im Vordergrund, während für technologisch weniger entwickelte Staaten eher die kostengünstige und teilweise auch wahllose Beschaffung von Informationen zur Optimierung der eigenen Forschung und Entwicklung von besonderer Bedeutung ist.
2.2 Unterschied zwischen der Konkurrenzspionage und der nachrichtendienstlich gesteuerten Wirtschaftsspionage
Die nachrichtendienstlich gesteuerte Wirtschaftsspionage und die Konkurrenzspionage unterscheiden sich hinsichtlich des Auftraggebers und des Angriffsziels sowie hinsichtlich der Strategie bei der Beschaffung von Informationen. Die Konkurrenzspionage zielt in der Regel auf bestimmte Produkte und Projekte und ist grundsätzlich kurzfristig angelegt. Die nachrichtendienstlich gesteuerte Spionage ist langfristig konzipiert und bestrebt, möglichst umfassende Informationen aus allen interessierenden Bereichen zu erhalten. Bei beiden Formen der Spionage kann grundsätzlich der gesamte Zyklus eines Wirtschaftsgutes - von der Idee über die Forschung, Entwicklung, Herstellung bis hin zur Vermarktung - von Interesse sein.
Der Wettbewerbsspion ist vor allem auf seine Findigkeit und sein Geschick angewiesen und verfügt selten über konspirative Hilfsmittel wie Spezialkamera und Container, während der Agent in aller Regel eine nachrichtendienstliche Schulung durchlaufen hat. Der Wettbewerbsspion geht direkter als der Agent vor, der stets auf seine Tarnung bedacht ist. Er hat Vorgaben seiner Führungsstelle zu beachten, um die Realisierung des langfristig angelegten Ziels nicht zu gefährden.
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