Da von der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Alpenrepublik fast 60 % Grünland sind, stellen Rinderhaltung und Milchproduktion den wichtigsten Produktionszweig der Landwirtschaft dar. Insgesamt werden von 104.000 Betrieben rund 2,2 Millionen Rinder, davon über 883.000 Kühe, gehalten. Vor allem für die Bergbauern ist die Milch- und Viehproduktion die Haupteinnahmequelle. Die Rindfleischproduktion deckt 140 % des inländischen Bedarfs. Die kleinstrukturierte Viehhaltung - im Schnitt werden pro Betrieb nur 22 Rinder gehalten - sowie der hohe Grünlandanteil und die Almhaltung garantieren eine qualitativ hochstehende und weltweit anerkannte Rinderproduktion. Rigorose Bestimmungen zum Schutz der Tiere sind ein weiteres Merkmal der Tierproduktion in Österreich. Sie verpflichten zur artgerechten und den jeweiligen Bedürfnissen des Tieres angepaßten Haltung. Ein wichtiges Qualitätskriterium heißt \"Klasse statt Masse\": Die natürlichen Produktionsbedingungen und die bäuerliche Besitzstruktur sind dafür ausschlaggebend, daß in Österreich die tierische Veredelungswirtschaft, die extensiv betrieben wird, eine sehr bedeutende Rolle spielt. Die Produktionsstrukturen sind überschaubar, die meisten Bauern kennen ihre Kühe noch beim Namen.
Rinder:
In Österreich werden vorwiegend Rinder mit kombinierter Nutzungsrichtung - Milch und Fleisch - gezüchtet. Dem Fleckvieh kommt eine dominierende Stellung zu, fast 86 % der Rinderhalter halten Fleckvieh mit einem Bestand von rund 1,9 Millionen Stück. Die Rinderzucht ist in strengen Tierzuchtgesetzen geregelt und wird von den Zuchtverbänden organisiert. Neben der Verbesserung der Milch- und Fleischleistung sowie der Fleischqualität wird im Rahmen der Zuchtprogramme auch auf Merkmale wie Fruchtbarkeit und Langlebigkeit geachtet.Die natürlichen Produktionsbedingungen - Österreich hat mit seiner vorbildlichen Regelung für die Tierproduktion Pionierarbeit in der biologischen Landwirtschaft innerhalb der EU geleistet - gewährleisten ein hohes Image der heimischen Milch- und Fleischproduktion.
Milch:
Die gesamte Milchproduktionsmenge liegt in Österreich bei etwa 3,4 Millionen Tonnen. 2,5 Millionen Tonnen davon werden von rund 71.000 Milchlieferanten an Molkereien und Käsereien angeliefert. Die Zahl der Milchkühe betrug 1999 698.000 Stück. Im EU-Beitrittsvertrag wurde Österreich eine nationale Gesamtquote zugestanden, sie betrug im Milchwirtschaftsjahr 1999/2000 2.910.200 Tonnen. Im Rahmen der Vereinbarungen zur Agenda 2000 wurde eine Verlängerung der Milchquotenregelung bis zum 31. 3. 2008 beschlossen. Darüber hinaus erhielt Österreich die Möglichkeit der Umwandlung von 150.000 Tonnen Direktverkaufsquote (\"D-Quote\") in die gleiche Menge an \"A-Quote\". Weiters gibt es für die Kuhhalter auch zusätzliche Maßnahmen wie insbesondere die erhebliche Ausweitung der Direktzahlungen im Berg- bzw. in den benachteiligten Gebieten, Förderungen im Bereich des Umweltprogramms und eine Mutterkuhförderung.
Schweine:
Im Flach- und Hügelland Ostösterreichs steht die Schweinehaltung auf Basis von Maisfütterung im Vordergrund. 86.200 Betriebe halten insgesamt rund 3,4 Millionen Tiere und erfüllen damit die Selbstversorgung Österreichs. Die heimische Schweinezucht deckt den Großteil des Bedürfnisses an Zuchttieren. Im Mittelpunkt der züchterischen Maßnahmen stehen Fleischmenge, Fleischqualität und Widerstandskraft der Tiere. Auch bei Schweinefleisch rückt geprüfte heimische Qualität immer weiter in den Vordergrund.
Geflügel:
Die Geflügelwirtschaft ist ein Betriebszweig, der eine hohe Spezialisierung aufweist. Auf rund 90.000 Betrieben werden etwa 13,8 Millionen Tiere gehalten. Jährlich werden an die 100.000 Tonnen Geflügelfleisch und nahezu zwei Milliarden Eier mit steigendem Trend zur Boden- und Freilandhaltung produziert. Ebenfalls nicht unbeträchtlich ist die Zahl der in Österreich produzierten Truthühner, Gänse, Enten und Perlhühner im Ausmaß von 700.600 Stück von rund 16.300 Haltern. Huhn und Pute aus Österreich sind bei den Konsumenten äußerst beliebt.
Schafe:
Die Schafhaltung gewann in Österreich in den letzten Jahren durch extensive Bewirtschaftung von Grünland zunehmend an Bedeutung. Der Bestand nahm seit Mitte der Siebzigerjahre nahezu kontinuierlich zu und umfaßt derzeit rund 352.000 Tiere, die 60 % des Inlandskonsums decken. Die überwiegend im Nebenerwerb betriebene Schafhaltung ist vor allem für kleinere Grünlandbetriebe eine wichtige Einkommensquelle. In Westösterreich, dem traditionellen Bergschafzuchtgebiet, ist die dominierende Haltungsform die alpine Schafhaltung.
Pferde:
Das zunehmende Interesse am Pferdesport hat den Rückgang der Pferdehaltung in Österreich in den letzten Jahren gestoppt und die Bestände - zuletzt wurden rund 75.000 Pferde gezählt - wieder ansteigen lassen. Seit kurzem werden Zugpferde wieder für die Holzbringung in steilem Gelände speziell geschult, diese sanfte Betriebstechnik schont den Waldboden. Der boomende \"Pferdetourismus\" eröffnet neue Einkommenschancen für den ländlichen Raum.
Almen:
Rund ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche entfällt auf Almen und Bergmähder, denen vor allem in den westlichen Bundesländern (Tirol, Salzburg, Vorarlberg und Kärnten) eine große Bedeutung zukommt. Mit 70.000 Almbauern liegt Österreich EU-weit an der Spitze. Mehr als 12.000 bewirtschaftete Almen gewährleisten nicht nur die Pflege der malerischen alpinen Kulturlandschaft, sondern auch die Stabilität des Ökosystems und stellen eine wichtige Vorleistung für den Tourismus dar. Jährlich werden eine halbe Million Kühe, Schafe und Ziegen auf Weiden und Almen aufgetrieben und garantieren eine artgerechte sowie gesunde Tierhaltung.
Einkommen:
Einkommenskombinationen mit inner- und außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten sind heute eine Realität der bäuerlich orientierten europäischen Landwirtschaft. In Österreich spielen sie eine große Rolle bei der Weiterentwicklung neuer Möglichkeiten: So erhöht etwa die Kooperation der Landwirtschaft mit Tourismuswirtschaft und Gastronomie die Attraktivität des Urlaubslandes Österreich. Die Produktion regionaler Spezialitäten und die Direktvermarktung stoßen bei den Gästen auf hohe Akzeptanz. Innovative und marktfähige Produkte können nur in intensiver Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Nahrungs- und Genußmittelindustrie sowie Lebensmittelhandel hergestellt und vermarktet werden. Vermarktungszusammenschlüsse und Erzeugergemeinschaften steigern die Schlagkraft des bäuerlichen Angebotes und sind Voraussetzung für den langfristigen Erfolg alternativer Vermarktungsformen.Bis Ende 1999 gab es 36 Erzeugergemeinschaften, im Bereich Verarbeitung und Vermarktung wurden über 420 einschlägige Projekte mit einem Volumen von 1,8 Milliarden Schilling gefördert.
Tourismus:
Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Österreichs. In kaum einer anderen Region der Erde baut der Fremdenverkehr derart stark auf den Leistungen der traditionellen Landwirtschaft auf wie im Alpenraum. Die Urlaubsgäste schätzen die von bäuerlicher Hand gepflegte Kulturlandschaft. Der Ausbau der Kooperation zwischen Landwirtschaft und Tourismus ist wichtig, damit sich Österreich bei steigender internationaler Konkurrenz behaupten kann.Die Landwirtschaft bietet allerdings mehr als nur die gepflegte Kulturlandschaft: Bäuerliche Spezialitäten als Basis der regionalen Küche, spezielle Urlaubsangebote...
Biobauern: Die Produktion hochwertiger, gesunder Lebensmittel zählt seit jeher zu den Hauptanliegen der österreichischen Landwirtschaft, die verbunden damit auch wichtige ökologische und landschaftspflegerische Leistungen erbringt. Größtes Aushängeschild ist dabei die biologische Landwirtschaft. Ganzheitlich vernetztes Denken und ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf mit einer vielfältigen Struktur sind die geistigen Wurzeln der biologischen Landwirtschaft. Kontrollierte Qualität garantiert das Biokontrollzeichen, das einem Betrieb erst nach eingehender Prüfung durch die Lebensmittelbehörden zuerkannt wird. Zur Zeit gibt es in Österreich rund 20.000 Biobauern. Das bedeutet, daß fast jeder zehnte Landwirt Biobauer ist. Rund 10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden nach biologischen Kriterien bewirtschaftet. Damit dieser erfolgreiche Weg auch in Zukunft abgesichert ist, bedarf es einiger Voraussetzungen: Bioprodukte verursachen in der Herstellung höhere Kosten. Es ist daher sehr wichtig, die Leistungsabgeltungen zumindest auf dem derzeitigen Niveau zu halten. Genauso müssen aber auch Handel und Verarbeitung die teurere Herstellung etwa über einen Biozuschlag zum Erzeugerpreis an die Bauern honorieren.
Einkommen: Trotz der schwierigen EU-Anpassungsprozesse und verschiedener agrarischer Marktprobleme, wie sie in den letzten Jahren etwa als Folge der BSE-Krise bei Rindern oder zuletzt auf dem Schweinemarkt zu registrieren waren, sinkt die Abwanderung in der Land- und Forstwirtschaft seit 1996 laufend und erreichte 1998 mit geschätzten 2,4 Prozent den geringsten jährlichen Rückgang seit Mitte der achtziger Jahre. Die Einkommen konnten trotz der nach dem EU-Beitritt sinkenden Marktpreise durch eine massive Erhöhung der Direktzahlungen aus öffentlichen Haushalten - sie betrugen 1995 27,7 Milliarden Schilling und nahmen in der Folge auf 21,1 Milliarden Schilling (1998) ab - im wesentlichen abgesichert werden. Nachdem im Jahr 1995 ein Einkommensplus von 22 Prozent verzeichnet werden konnte, sanken die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft je Arbeitskraft 1996 um 4 % und 1997 und 1998 um jeweils rund drei Prozent. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung waren die planmäßig abnehmenden degressiven Ausgleichszahlungen, aber auch negative Marktentwicklungen, wie der Zusammenbruch des Schweinemarktes. Dem standen positive Trends auf einzelnen Teilmärkten, etwa dem Weinmarkt, und niedrigere Ausgaben für Betriebsmittel gegenüber.
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