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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Technische probleme des drei-schluchten-damms



Expertenbericht von Leonard Sklar und Amy Luers
Herausgegeben von der Erklärung von Bern
und vom International Rivers Network

5.1. Zusammenfassung
Am 8. November 1997 wird der Yangtze-Fluss bei der Drei-Schluchten-Baustelle in einen künstlichen Seitenarm umgeleitet. Dies ermöglicht den Bau des eigentlichen Staudamms und der Kraftwerkanlagen. Neben der Entkolonisierung Hongkongs bezeichnen chinesische Regierungsstellen die Umleitung des Yangtze als zweites historisches Ereignis des Jahres 1997. Auf Einladung der Three Gorges Development Corporation besuchten Amy Luers und Leonard Sklar vom kalifornischen Ingenieurbüro Sklar, Luers & Associates im Oktober 1997 die Dammbaustelle. Sie gehörten einer US-amerikanischen Delegation von Fachleuten an. Aufgrund ihrer Besichtigungen, von Gesprächen und offiziellen Dokumenten verfassten Sklar und Luer den beiliegenden Bericht über aktuelle technische Probleme des Drei-Schluchten-Projekts. Darin identifizierten sie die folgenden hauptsächlichen Probleme:

5.2. Stabilität der Seitenflanken:
Gemäss dem Bericht erweist sich die Seitenflanke des ausgebaggerten Schleusenkanals als instabil. [Die Überwindung des Drei-Schluchten-Damms wird fünf aufeinanderfolgende Schleusen von 40 Metern Höhe erfordern. Solche Dimensionen wurden bisher weltweit nie erreicht.] Die Instabilität weist darauf hin, dass die Festigkeit des Granituntergrunds der Baustelle überschätzt wurde. Gemäss dem Bericht sind die Bauarbeiten im Schleusenbereich gegenwärtig eingestellt. Die Instabilität der Seitenflanke kann Steinschlag und Sicherheitsprobleme für die Schifffahrt bewirken. Die mangelnde Festigkeit des Granits bringt zudem das Risiko mit sich, dass mehr Wasser als erwartet unter dem Staudamm durchsickern wird, dass das Fundament des Damms destabilisiert und der Stausee verstärkt durch Erdrutsche betroffen werden könnte.



5.3. Sedimentierung:
Während des Besuchs der US-Expertenkommission stellten die Projektbehörden einen Fachrat zusammen, um notfallmäßig unerwartete Probleme bei der Schließung des Yangtze zu beheben. Die Probleme gehen offenbar darauf zurück, dass der Umleitungskanal überraschend schnell sedimentiert wird. Durch diesen Kanal fließen gegenwärtig 30 Prozent der Wassermenge des Yangtze. Aufgrund der Sedimentierung und der fortschreitenden Verengung des eigentlichen Flussbetts erhöht sich die Fliessgeschwindigkeit des Yangtze über Erwarten. Dadurch werden die Felsbrocken, mit denen das Flussbett bis am 8. November geschlossen werden soll, fortwährend mitgerissen. Dies könnte die Bauarbeiten verzögern und den zur Verfügung stehenden Felsvorrat erschöpfen.

5.4. Sicherheit des Fangdamms:
Wenn der Fluss dennoch umgeleitet werden kann, wird der Fangdamm (\"coffer dam\") gemäss dem Bericht \"den vielleicht schwierigsten und riskantesten Aspekt des Baus des Drei-Schluchten-Damms\" bilden. [Während der Trockenperiode bis im Mai 1998 sollen die Dämme zur Umleitung des Yangtze durch einen Fangdamm ersetzt werden, welcher auch Hochwasser wiederstehen kann. Er wird den Bau des eigentlichen Drei-Schluchten-Damms und der Kraftwerkanlagen ermöglichen.] Mangels wasserundurchlässigem Material kommt beim Bau des Fangdamms gemäss Bericht ein \"hochgradig unkonventioneller Ansatz\" zur Anwendung. Dieser sei \"in solchen Dimensionen noch nie versucht worden\". Der Damm wird aus zersetztem Granit - \"im wesentlichen Sand\" - bestehen und bloß durch eine 1 Meter dicke Betonwand abgesichert werden. Diese Bauweise ist schwierig durchzuführen, erst recht, da die drohende Regenzeit einen erheblichen Zeitdruck bewirkt.
Sklar und Luers sorgen sich umso mehr um die Sicherheit des Fangdamms, als dieser nur einer Flutstärke wird wiederstehen können, die einmal in 50 Jahren auftritt. Da der Fangdamm während sechs Jahren gebraucht wird, besteht ein Risiko von beinahe 1:8, dass die maximale Flutstärke übertroffen wird. Falls sich die Bauarbeiten verzögern oder der Umleitungskanal sedimentiert wird (was bereits geschieht), nimmt das Risiko weiter zu. Falls ein Hochwasser über dem verkraftbaren Ausmaß droht, müsste die Baustelle vorsorglich überflutet werden. Die Aufräumungs- und Reparaturarbeiten würden die Bauzeit des Projekts gemäss dem Bericht um mindestens ein Jahr verzögern. Falls die Projektbehörden nicht zu einer vorsorglichen Flutung bereit sind, könnte ein Hochwasser den Fangdamm überfluten und unterspülen und zu einem katastrophalen Dammbruch führen. Ein solches Ereignis würde die Bauarbeiten um mehrere Jahre verzögern und könnte die Wohngebiete von Millionen Menschen überschwemmen.
Da der Fangdamm während mindestens sechs Jahren gebraucht wird, bezeichnen sich Sklar und Luers als überrascht, dass bei seiner Planung keine seismischen Kriterien berücksichtigt wurden. Die seismischen Risiken im Gebiet der Baustelle sind nicht zu vernachlässigen. Der unkonventionelle Fangdamm ist gemäss dem Bericht \"sehr verletzlich selbst für Erdbeben von mäßiger Stärke\".
5.5. Qualität von Turbinen und Generatoren:
Die ausländischen Firmen, die das erste Los von 14 Turbinen und Generatoren für das Drei-Schluchten-Projekt liefern, müssen gleichzeitig Know-how für die chinesische Fertigung der restlichen zwölf Turbinen und Generatoren transferieren. Die benötigten Turbinen weisen eine Kapazität von 700 Megawatt auf, während bisher in China nur Geräte von bis zu 300 Megawatt hergestellt werden. Gemäss dem Bericht äußerten sich die chinesischen Gesprächspartner skeptisch über die Qualität der in China zu produzierenden Großturbinen. Dies weise darauf hin, dass bezüglich des Technologietransfers politischer Druck die technischen Überlegungen verdrängt habe.

5.6. Fazit:
Die Planung und der Bau des Fangdamms drücken gemäss Sklar und Luers \"eine überraschend hochmütige Haltung gegenüber Risiken\" aus. Von der Wahl der Hochwassersicherheit bis zu den seismischen Risiken seien die chinesischen Ingenieure offenbar \"bereit, mit der Natur zu spekulieren\". Auch das Problem der Sedimentierung werde vernachlässigt. Statt die entstehenden technischen Probleme zu lösen, vertrauten die Ingenieure offenbar darauf, dass die Three Gorges Development Corporation oberhalb der Drei Schluchten noch ein weiteres Dammprojekt bauen wolle. Die Lösung der Probleme werde damit \"an andere Ingenieure, zu einem anderen Zeitpunkt, an einem anderen Ort\" delegiert.

 
 

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