Während der Vertragsverhandlungen wird das Lastenheft mit dem Anbieter (Softwareentwickler) im Detail besprochen und in einigen Punkten modifiziert. Das Resultat wird \"angepasstes Pflichtenheft\" bezeichnet; dieses bildet die Grundlage für die Systemanalyse.
Die im angepassten Pflichtenheft beschriebenen Aufgaben werden bis in die einzelnen Arbeitsschritte (Befehle) analysiert und in Module gegliedert.
Folgende Prinzipien sind dabei hilfreich:
* Das Prinzip \"Top Down\" besagt, dass ausgehend von einer Gesamtaufgabe diese schrittweise in Teilaufgaben zergliedert wird (sozusagen von oben herab, oder vom allgemeinen zum Detail).
Die hierarchische Struktur der einzelnen Elemente kann graphisch übersichtlich dargestellt werden. Diese Darstellungsform wird "HIPO" genannt.
ABBILDUNG HIPO
* Prinzip der Abstraktion: Die Kunst des Abstrahierens liegt in dem Erkennen gleicher Merkmale und allgemeingültiger Regeln, sowie in dem Hervorheben des Wesentlichen.
Die derart erarbeiteten Module müssen genügend Freiraum lassen, um durch weitere Ergänzungen oder Modifikationen eine konkrete Funktion ausüben zu können.
Die Weiterentwicklung dieses Prinzips mündet in der \"Objektorientierten Programmierung\". Folgender Vergleich soll dem leichteren Verständnis dienen:
Ein Handelsunternehmen hat folgende gleiche Merkmale:
- Es werden Güter von Lieferanten eingekauft,
- diese werden gelagert, geringfügig bearbeitet und
- an Kunden verkauft.
Dabei sind folgende allgemeingültige Regeln zu erkennen:
- Die Einkaufpreise sollen möglichst niedrig sein,
- der Lagerbestand soll möglichst klein sein, und
- die Verkaufspreise sollen möglichst hoch sein.
Diese Merkmale und Regeln treffen auf jeden Handelsbetrieb zu, sie sind für einen bestimmten Betrieb zu ergänzen oder zu modifizieren (wenn z.B. gar kein Lager geführt wird).
Dieses Beispiel mag auf den ersten Blick sehr einfach erscheinen, es ist jedoch ein ausgeprägtes abstraktes Denkvermögen notwendig, um dieses Prinzip überall anwenden zu können.
Durch die richtige Anwendung dieses Prinzips, gelingt es, die Effizienz der Softwareentwicklung wesentlich zu steigern.
* Prinzip der Modularisierung: Zusammengehörige Aufgaben bzw. Einzelschritte sollten in Module zusammengefasst werden. Die einzelnen Module sind mittels Schnittstellen miteinander verbunden. Durch die Definition der Schnittstellen ist es möglich, dass die einzelnen Module unabhängig voneinander entwickelt und getestet werden. Bei der Gestaltung der Module sollte darauf geachtet werden, keine direkten Beziehungen zwischen den einzelnen Modulen zu gestatten.
Die Programme werden dadurch leichter durchschaubar und änderbar.
Zur Beschreibung der Funktionen wird sehr häufig der Pseudocode verwendet. Es ist dies eine Mischung aus natürlicher Umgangssprache mit formalen Elementen und einer klaren Struktur.
Das Kalkulationsprogramm könnte folgenderweise im Pseudocode beschrieben sein;
Wenn der Verkaufspreis Null ist, berechne den Verkaufspreis mit folgender Formel:
Verkaufspreis = Einstandspreis / (1 - Deckungsbeitrag /100)
Wurde im Feld Deckungsbeitrag nichts eingegeben, dann nimm 30 % für den Deckungsbeitrag an
ansonsten berechne den Deckungsbeitrag nach der Formel:
Deckungsbeitrag = (Verkaufspreis - Einstandspreis) *100 / Verkaufspreis
Vergleiche den Deckungsbeitrag mit dem Mindest-Deckungsbeitrag.
Wenn der Deckungsbeitrag die unterste Grenze unterschreitet,
dann mache eine Fehlermeldung und springe wieder zur Eingabe des Verkaufspreises.
Der Pseudocode ist sogar für geübte Anwender verständlich und dient als Vorstufe zur Programmierung.
Manche Sachverhalte lassen sich auch durch Entscheidungstabellen übersichtlich und verständlich darstellen.
Der Mindest-Deckungsbeitrag ergibt sich beispielsweise in Abhängigkeit vom Lagerbestand nach folgender Regel:
Lagermenge Preisuntergrenze = Minimal Deckungsbeitrag in %
bis 10 20
11-50 19
51-100 17
über 100 15
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