Ausgangssituationen:
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Ausgangssituation 1: Weichenstellung nach dem zweiten Weltkrieg
Auf den Konferenzen der Siegermächte in Jalta und Potsdam wurden vier Faktoren zur Neugestaltung der deutschen Gesellschaft und somit auch der deutschen Wirtschaft festgelegt.
4 Faktoren zur Neugestaltung:
1) Entmilitarisierung
2) Entnazifizieren
3) Dezentralisierung
4) Demokratisierung
In dieser Zeit wurden von den Siegermächten - hauptsächlich von den Sowjets - noch intakte Fabrikanlagen zur Begleichung von Reparationsleistungen demontiert.
Ausgangssituation 2: Beginn des "kalten Kriegs"
Der sogenannte "Kalte Krieg" begann bereits 1946, als die Siegermächte sich nicht mehr auf gemeinsame Interessen einigen konnten. Er führte zunächst zu einer Polarisierung der Lager. Auf der einen Seite standen die Westalliierten USA, England, Frankreich und Kanada und auf der anderen Seite die UdSSR. Diese Aufspaltung der Lager verursachte, daß in Osteuropa sozialistische und in Westeuropa marktwirtschaftlich orientierte Regierungen und Staaten errichtet worden sind. Deutschlands Teilung wurde davon verursacht. In den westlichen Besatzungszonen wurde ein einheitlicher Wirtschaftsraum geschaffen. Besiegelt wurde die Teilung Deutschlands durch die am 20.06.1948 durchgeführte Währungsreform (Einführung der "Deutschen Mark" (DM) ) sowie durch die Einsetzung des parlamentarischen Rates durch die Besatzungsmächte, der für den Westen Deutschlands einen Verfassungsentwurf, das sog. "Grundgesetz" erarbeiten sollte. Der von diesem Rat verfaßte Entwurf erlangte am 07.09.1949 durch die Gründung der "Bundesrepublik Deutschland (BRD)" Gültigkeit.
Die Geschwindigkeit mit der die Währungsreform und die Staatenneugründung vorangetrieben wurde, läßt sich auf Stabilisierungsinteressen der USA zurückführen, die mit Sorge beobachteten, wie in Osteuropa sowjetfreundliche Regime entstanden (vgl. oben).
Im Oktober 1949 wurde auf dem Besatzungsgebiet der Sowjets ein weiterer deutscher Staat, die "Deutsche Demokratische Republik (DDR)" gegründet, deren Entstehung als Reaktion auf die Gründung der BRD verstanden werden darf.
Holger Budelmann VWL III 01.11.1994 Seite 9
Wirtschaftspolitische Maßnahmen zum Aufbau:
Anmerkung: Alle folgenden Darstellungen beziehen sich auf Westdeutschland!
1) Überwindung von Engpässen (1946-48)
1.1) Die aktuelle ökonomische Notsituation wurde durch massive wirtschaftspolitische
Intervention überwunden. Als Beispiel kann die mit allen Mitteln vorangetriebene
Erweiterung der Eisenbahnkapazität genannt werden, den eine funktionierende
Infrastruktur ist Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Aufschwung.
1.2) schneller Wiederaufbau der Kohleförderung
Anreize für Bergleute (z.B. Wohnungen, mehr Lebensmittel)
1.3) drastische politische Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssituation
2) Währungsreform am 20.06.1948
- Gründung der "Bank deutscher Länder"
- Seit der Einführung der DM großes Angebot auf dem Markt
3) Investitionsförderung
Anreize durch Abschreibung (hauptsächlich degressive Abschreibung)
4) Marshall-Plan Hilfe (seit 1949)
Vielen westeuropäischen Ländern ist durch den Marshallplan starke Wirtschaftshilfe
seitens der USA gewährt worden.
Insgesamt wurde an die BRD ca. 1,5 Mrd. DM von 1949-52 gezahlt. Angesichts von
Gesamtinvestitionen von über 40 Mrd. DM in diesem Zeitraum, hat der Marshall-Plan
in Westdeutschland nicht die wesentliche Rolle gespielt.
Funktion des Marshall-Plans:
Die Funktionsweise kann in sechs Schritte aufgeteilt werden:
1) Kreditvergabe durch US-Regierung an Bundesregierung in $
2) Kreditvergabe durch Bundesregierung an Importeure in $
3) Einkauf von Importeuren in den USA in $
4) Kreditrückzahlung der Importeure an Kreditanstalt für Wiederaufbau in DM
5) Kreditvergabe der Kreditanstalt für Wiederaufbau an Investoren zu niedrigen Zinsen
in DM --- Rückzahlung Investoren an Kreditanstalt für Wiederaufbau
6) Rückzahlung Kredit an US-Regierung in $
Holger Budelmann VWL III 01.11.1994 Seite 10
5) Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
- z.B. durch starken Wohnungsbau
6) Investitionshilfegesetz
- Investitionshilfeabgabe:
Teile der Gewinne der Konsum- und Investitionsgüterindustrie wurden
abgeschöpft, um damit Investitionen in der Schwerindustrie (Eisen, Kohle und
Stahl) bezahlen zu können.
7) Montanmitbestimmung, Betriebsverfassungsgesetz und Tarifvertragsgesetz
8) Montanunion (EGKS)
- gegründet 1950
- sechs europäische Länder haben durch diese Union ihre Montanproduktion
untereinander abgestimmt.
Diese sechs Länder haben später die EWG gegründet.
Zusammenfassung der Weichenstellung:
1) Eigentumsverhältnisse blieben unverändert
2) Währungsreform
3) Gründung der BRD
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