Seit der Wende befragen Soziologen, Psychologen und Meinungsforschungsinstitute ostdeutsche Bürgerinnen und Bürger. Dabei wurde alles Mögliche festgestellt. Ostdeutsche gehen weniger in die Kirche und sind weniger religiös als Westdeutsche, sie schätzen ihre neue Freiheit wenig, sie lassen sich lieber fremdbestimmen und wohlfahrtsstaatlich betreuen.
Wenn sie arbeitslos werden, machen sie dafür den Staat und die Politik verantwortlich, überhaupt sehnen sie sich mehrheitlich nach dem starken Staat. Sie halten soziale Gerechtigkeit und Gleichheit für weitaus wichtiger als Freiheit. Sie glauben weniger als die Westdeutschen an die Vorzüge von Demokratie und Marktwirtschaft und sind mehrheitlich der Meinung, dass die Lebensqualität sich im Osten nach der Wende verschlechtert habe.
Mehr Ostdeutsche als Westdeutsche glauben, dass die Reichen immer reicher und die Gesellschaft in Zukunft immer rücksichtsloser werden. Sie fühlen sich persönlich unsicherer als Westdeutsche, fordern härtere Strafen für Kriminelle und sind mehrheitlich für die Todesstrafe.
Sie suchen mehr Befriedigung in der Familie als im Arbeitsleben und äußern sich positiv über ihre Erziehung in der ehemaligen DDR, denken insgesamt positiver über ihre Kindheit und ihre Eltern als die Westdeutschen - trotz Kinderkrippe und Kindergarten.
Und was sagt das alles?
Sind diese unterschiedlichen Einstellungen verständlich angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen Ost- und Westdeutsche aufwuchsen?
Ist es angemessen, dass Westdeutsche diese Unterschiede als Ausdruck von Undankbarkeit, Unbelehrbarkeit, Starrköpfigkeit und Hinterwäldlertum abtun?
Wenn Sie an die Tage zurückdenken, als die Mauer fiel: Welche Erwartungen hatten Sie damals? Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?
Wie geht es Ihnen heute persönlich im Vergleich zur Zeit vor dem Fall der Mauer?
Wäre es besser, wenn die Mauer zwischen Ost und West heute noch stehen würde?
Für den Aufbau Ost wurden bis heute 1,5 Billionen Mark ausgegeben. Hat sich das gelohnt?
Wie zufrieden sind Sie mit der Demokratie in der Bundesrepublik und unserem politischen System?
Denken Sie einmal fünf bis zehn Jahre weiter: Sehen Sie dieser Zeit eher mit Hoffnung oder eher mit Ängsten entgegen?
Wie die Ostdeutschen die Westdeutschen und die Westdeutschen die Ostdeutschen beurteilen: Welche der Eigenschaften treffen auf die jeweils anderen Deutschen zu?
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