Die grundlegenden Thesen der Theorien von Marx und Engels
1) die bisherige Geschichte ist die Geschichte von Klassenkämpfen
2) der Klassenkampf ist die bewegende Kraft - "Lokomotive der Gesellschaft"
3) in der Epoche des Kapitalismus spaltet sich antagonistisch
(direkt-)gegenüberstehend "Bourgeoisie und Proletariat"
4) die Bourgeoisie hat kein anderes Bande zwischen Mensch und Mensch übriggelassen, als das Prinzip der "baren Zahlung", die Ausbeutungsverhältnisse sind direkter, sachlicher und brutaler als je zuvor
5) das Prinzip der Dialektik (dialektischer Materialismus) bestimmt den Ablauf der Geschichte, den Ablauf von Klassenkämpfen. In revolutionären Sprüngen vollzieht sich der Übergang zu höheren Gesellschaftsordnung
6) die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft verläuft nach bestimmten wissenschaftlich erfaßten Prinzipien(Determinismus der Geschichte), sie endet nach der proletarischen Revolution im Kommunismus
7) der Kommunismus ist eine klassenlose Gesellschaft in der es keine Ausbeutung gibt, die Funktion des Staates wird überflüssig
Die soziale Frage bei Karl Marx
anschauliche Kenntnis der Lage der Arbeiter in England - niedergeschrieben in "Das Kapital", charakterisiert in folgenden Grundtheorien:
1. Entfremdungstheorie:
Marx sieht 4 Bereiche er Entfremdung des Menschen:
- Entfremdung vom Produkt der Arbeit
- die Selbstentfremdung (Arbeit wird nicht mehr als Menschenbedürfnis, sondern nur als Mittel zum Zweck der Selbsterhaltung angesehen)
- Entfremdung von der menschlichen Natur
- Entfremdung des Menschen vom Menschen
2. Mehrwerttheorie:
Der Wert jeder Ware ist durch die angewandte Arbeit bestimmt. Auch die menschliche Arbeitskraft ist eine Ware, die der Arbeiter um existieren zu können, verkauft. Da der Unternehmer dem Arbeiter weniger bezahlt als dieses an Werten schafft, ergibt sich der Mehrwert. Der Profit ist der gestohlene Mehrwert.
3. Akkumulationstheorie:
Den Mehrwert wandelt der Kapitalist in zusätzliches Kapital um. Das führt zur Konzentration des Kapitals in den Händen weniger (Akkumulation des Kapitals)
4. Verelendungstheorie:
Nach Marx ist die "allgemeine Tendenz der Kapitalisten, den durchschnittlichen Lohnstandard aus Gewinnsucht nicht zu erhöhen, sondern viel mehr zu senken oder den Wert der Arbeit bis an die Minimalgrenze zu drücken. Dies geschieht durch Rationalisierung und führt zu einer wachsenden Verelendung der Arbeiterklasse."
5. Konzentrations- und Zentralisationstheorie:
Im Verlauf der Entwicklung des Kapitalismus unterliegen die meisten kleinen und mittleren Unternehmen im Konkurrenzkampf.
Folgen:
- Konzentration der Produktion und des Kapitals
- Konzentration der Gesellschaft in eine kleine Kapitalistenklasse und in ein zahlenmäßig immer stärker werdendes Proletariat.
6. Krisentheorie:
Der Kapitalismus führt zu zyklischen Wirtschaftskrisen, an denen später zwangsläufig das kapitalistische System zugrunde geht.
7. Zusammenbruchstheorie:
Aufgrund der sich zuspitzenden Krisen wird der Gegensatz zwischen Großkapitalisten und Proletariern so groß, daß es zu einer Revolution kommt. Der Sozialismus (Diktatur des Proletariats) führt schließlich zur klassenlosen, kommunistischen Gesellschaft.
Marx Vorstellungen von der Lösung der sozialen Frage
Marx sieht die Ursachen aller negativen ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen in der Klassengesellschaft. Folglich besteht seine Lösung in ihrer Aufhebung durch Revolution und in der Schaffung einer klassenlosen, kommunistischen Gesellschaft. Diese ist im wesentlichen gekennzeichnet durch:
- Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln
- Verstaatlichung aller Produktionsmittel
- Abschaffung aller Klassen (Vereinheitlichung des Überbaus)
- Schaffung einer Nationalbank (Kreditwesen in den Händen des Staates)
- Produktion in den Nationalwerkstätten auf der Grundlage der Planwirtschaft
- späteres Absterben des Staates und Führung des Volkes durch das Proletariat
Die Kritik an der Lehre des Marxismus
- zunächst große Wirkung der Gesellschaftstheorie von Marx und Engels
- aber bereits Ende des 19. Jh. wachsende Distanz zu den Theorien von Marx und Engels auch innerhalb der Arbeiterbewegung
Kritikpunkte:
- die Marxsche Analyse der sozialen Verhältnisse seiner Zeit war zutreffend, viele seiner Theorien wurden jedoch da spekulativ angelegt, in der gesellschaftlichen Praxis nicht bewiesen
- die wissenschaftliche Theorie des Marxismus widersprach in seiner Unversöhnlichkeit dem Bestreben vieler Arbeiterorganisationen nach einer reformistischen, einen Ausgleich mit dem Staat suchenden Politik
- die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit des kapitalistischen Systems wurde unterschätzt, die Rolle der Arbeiterklasse stark idealisiert.
- die Zielvorstellung einer klassenlosen Gesellschaft wies utopische Züge auf, Grundeigenschaften der menschlichen Natur wurden negiert. (Besitzstreben, Individualität)
Die englische Arbeiterbewegung war nur in sehr geringem Maße vom Gedankengut des Marxismus geprägt. Ihre sozial reformerischen Tendenzen führten zu einer deutlichen Verbesserung der Lebenslage der englischen Abreiter in der 2. Hälfte des 19. Jh. Es begann eine Verbürgerlichung der englischen Arbeiter.
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